Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges
nein. Ich kann nicht sagen, dass es unglückliche Jahre waren. Das Leben an Bord stellte damals den beständigen Teil meines Lebens dar. Man wuchs eng zusammen, und dann verließen die Freunde das Schiff, und wann immer man einen Zwischenstopp auf Mittelfinger einlegte, waren sie um sechs oder zwölf oder achtzehn Jahre gealtert und schließlich tot.« Sie deutete auf die ausgedörrten Felder und trüben Wasserflächen. »Das hier war von Dauer. Dass nun alles brach liegt, bekümmert mich ein wenig.«
»Wir werden die Anlagen bald zu neuem Leben erwecken.«
»Du hast Recht.« Sie stemmte die Hände in die Hüften und ließ die Blicke durch das Schiffsinnere schweifen. »Es soll alles besser als zuvor werden.«
acht
Natürlich konnte es nicht damit getan sein, dass wir die Ärmel aufkrempelten und uns in die Renovierungsarbeiten stürzten. Der Mensch gestand uns alle fünf Tage eine Fähre zu, und so mussten wir sorgfältig planen, wann wir was und wen nach oben schafften.
Zuerst galt es zu entscheiden, wen wir mitnahmen. Es gab einhundertfünfzig Plätze an Bord, und es war nicht völlig gleichgültig, wer sie einnehmen würde. Marygay, Charlie, Diana und ich listeten unabhängig voneinander die Fertigkeiten und Talente auf, ohne die wir auf keinen Fall auskamen. Dann setzten wir uns zusammen, verglichen unsere Aufstellungen und fügten noch ein paar Möglichkeiten hinzu.
Wir hatten neunzehn Freiwillige aus Paxton – einer war nach der Versammlung wieder abgesprungen – und nachdem wir jedem dieser Leute eine Aufgabe zugewiesen hatten, veröffentlichten wir unseren Plan und boten die restlichen einhunderteinunddreißig Plätze planetenweit an.
Binnen einer Woche hatten sich sechzehnhundert Freiwillige gemeldet, die meisten davon aus Centrus. Da wir vier unmöglich alle Bewerber persönlich befragen konnten, mussten wir erst mal eine Vorauswahl treffen. Anschließend übernahm ich zweihundertachtunddreißig Leute, die aus technischen Berufen kamen, und Diana einhundertein Leute mit medizinischen Vorkenntnissen. Den Rest teilten wir gerecht unter uns auf.
Ich wollte zunächst Veteranen den Vorzug geben, aber Marygay redete mir das aus. Sie machten mehr als die Hälfte der Freiwilligen aus, doch es war nicht unbedingt die besser geeignete Hälfte. Der Anteil der chronisch Unzufriedenen und der Unruhestifter lag vermutlich hoch. Wollten wir wirklich zehn Jahre lang auf engstem Raum mit solchen Leuten leben?
Aber wie konnten wir anhand weniger Zeilen erkennen, welche der Bewerber möglicherweise labil waren? Sätze wie: »Ich muss unbedingt weg von hier – der Mensch treibt mich in den Wahnsinn!«, gaben zwar meine eigenen Gefühle wieder, konnten aber ebenso gut Ausdruck eines unverträglichen Charakters sein. Und das wiederum würde in unserem fliegenden Gefängnis bald zu zwischenmenschlichen Problemen führen.
Sowohl Diana wie Marygay hatten während ihres Studiums Psychologie belegt, aber keine von beiden behauptete, ein sicheres Gespür für Spinner zu besitzen.
Wir reduzierten die Bewerbungen auf vierhundert und entwarfen einen Formbrief, in dem wir die negativen Aspekte der zehnjährigen Spritztour unterstrichen. Isolation, Gefahren, Entbehrungen. Die absolute Sicherheit, in eine völlig fremde Welt zurückzukehren.
Etwa neunzig Prozent der Angeschriebenen antworteten, okay, diese Dinge hätten sie bereits in Erwägung gezogen. Wir siebten diejenigen aus, die sich bis zum Ablauf der gesetzten Frist nicht rührten, und vereinbarten mit den Übrigen Termine für eine Holo-Befragung.
Uns schwebte eine Liste mit zweihundert Freiwilligen vor, fünfzig davon als Ersatzleute, falls einige der Bewerber vor dem Aufbruch sterben oder kalte Füße bekommen sollten. Marygay und ich interviewten die eine, Charlie und Diana die andere Hälfte. Wir räumten Ehepaaren oder Leuten, die in einer langjährigen Beziehung lebten, einen gewissen Vorrang ein, achteten aber darauf, dass sich Heteros und Homos in etwa die Waage hielten. Natürlich hätte man auch argumentieren können, je mehr Homos, desto besser, da sie uns vermutlich kaum mit Nachwuchs zur Last fallen würden. Wir konnten nämlich nicht mehr als ein Dutzend oder bestenfalls zwanzig Kinder versorgen.
Charlie und Diana brauchten für ihre Befragungen länger als Marygay und ich, da Diana zwischendurch in der Klinik arbeitete, während Marygay und ich gerade zwanzig Tage Semesterferien hatten.
Das hieß aber auch, dass Bill und Sara daheim und
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