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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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letzten Feldzug. Wahrscheinlich hatten sie im Lauf der Jahrhunderte einiges dazugelernt.
    Ein kurzes Klatschen gegen die linke Hüfte und mein Bein wurde von der Leiste abwärts taub. Ich wusste, das war der letzte Akt, bei dem mein Blut abgepumpt und durch ein glitschiges Polymer ersetzt wurde.
    »Warte«, sagte Marygay. Sie beugte sich über den Sarg, nahm mein Gesicht in beide Hände und küsste mich. »Bis bald, Darling.«
    Mir fiel keine passende Antwort ein, und so nickte ich nur, auf halbem Weg ins Reich der Träume.

neunzehn
    Ich wusste nicht, dass fünf von Teresas Leuten ihre Meinung geändert und sich in letzter Minute in unser Boot begeben hatten. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits in jenen seltsamen Gefilden, in denen ich mich während der nächsten vierundzwanzig Jahre aufhalten sollte.
    Die Time Warp jagte alle fünf Boote gleichzeitig aus den Luken. Das erhöhte die Chance, dass sie im Abstand von einigen Wochen oder Tagen sogar daheim eintrudelten. Bereits ein winziger Schubunterschied, sagen wir an der siebten oder achten Stelle hinter dem Komma, konnte zu gewaltigen Verschiebungen der Ankunftszeit führen, wenn man ihn mit vierundzwanzig Jahren multiplizierte.
    Im Grunde war die Sache einfach: Wir richteten die Nasen unserer Boote nach Mittelfinger aus und warteten zehn Jahre lang geduldig ab, während wir immer langsamer wurden. An einem bestimmten Punkt standen wir in Bezug auf unsere Heimatwelt still. Danach beschleunigten wir sieben Jahre lang, drehten die Boote und damit die Schubrichtung um und bremsten die nächsten sieben Jahre stetig ab.
    Natürlich bekam ich davon wenig mit. Die Zeit verging schnell – viel zu schnell dafür, dass sie fast so lang war wie mein halbes Leben –, aber ich konnte erkennen, dass sie verging. Ich befand mich in einem Zustand zwischen Wachen und Schlafen, wie es mir nachträglich schien, trieb dahin in einem Meer aus Erinnerungen und Phantasien.
    Viele Jahre oder jahrelange Tage war ich von dem Gedanken besessen, dass sich mein gesamtes Leben seit dem Feldzug Aleph-0 oder Yod-4 oder Sade-138 in dem kurzen Augenblick zwischen einer tödlichen Verwundung und dem Tod abspielte: all die Milliarden Neuronen, die in der letzten Mikrosekunde ihrer Existenz eine endliche, aber ungeheuer große Zahl an Kombinationsmöglichkeiten durchspielten. Ich würde nicht ewig leben, aber ich würde auch nicht endgültig sterben, so lange die Neuronen ihr Suchspiel fortsetzten.
    Das Erwachen war wie ein Sterben. Alles, was ich so lange für Realität gehalten hatte, ging langsam über in Blindheit, Taubheit und jene eiskalte Starre, die seit Jahrzehnten der wahre Zustand meines Körper war.
    Ich erbrach trockene Luft, in immer neuen Schwallen.
    Als Magen und Lungen genug davon hatten, sprühte mir ein Schlauch etwas Süßes, Kaltes in den Mund. Ich versuchte die Augen aufzuschlagen, aber feuchte Pads hielten sie sanft geschlossen.
    Zweimal ein kurzes, herrliches Ziehen, als die Ortho-Schläuche entfernt wurden, und die erste Regung meiner Gliedmaßen – wenn man ein paar dünne Stecken als Gliedmaßen bezeichnen kann –, die zu einer schnellen Erektion infolge des warmen Blutstroms führte. Eine Zeit lang konnte ich weder Arme noch Beine heben. Finger und Zehen erwachten mit angenehm knackenden Geräuschen zu Leben.
    Diana nahm die Pads von meinen Augen und öffnete die Lider mit trockenen Fingern. »Hallo? Jemand daheim?«
    Ich schluckte dünnen Sirup und hustete schwach. »Wie geht es Marygay?«, krächzte ich.
    »Erholt sich. Ich habe sie erst vor wenigen Minuten geweckt. Du bist der Nächste.«
    »Wo sind wir? Angekommen?«
    »Ja, wir sind angekommen. Sobald du genug Kraft hast, um dich aufzusetzen, kannst du MF da unten in seiner ganzen kalten Pracht bewundern.« Ich versuchte den Kopf zu heben, fiel aber nach wenigen Zentimetern wieder zurück. »Pass auf, dass du nicht wegkippst! Ruh dich erst einmal eine Weile aus. Wenn sich der Hunger meldet, kannst du eine uralte Suppe bekommen.«
    »Wie viele Schiffe?«
    »Ich weiß nicht, wie man den Kontakt herstellt. Sobald Marygay auf die Beine kommt, kann sie einen Funkspruch absetzen. Eines sehe ich von hier aus.«
    »Wie viele Überlebende? Gab es Tiefschlaf-Opfer?«
    »Leona. Ich habe sie nicht aufgetaut. Bei einigen könnte es Behinderungen geben, aber das lässt sich erst nach dem Aufwachen feststellen.«
    *
    Ich schlief ein paar Stunden. Als ich aufwachte, hörte ich Marygays Stimme wie aus weiter Entfernung. Ich setzte

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