Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges
Zentimeter pro Sekunde zum Quadrat. Demnach werden wir zehn Jahre brauchen, um auf Null herunter zu bremsen, und weitere vierzehn Jahre, um nach MF zurückzukehren.«
»Wozu die überstürzte Flucht?«, fragte Alysa Bertram. »Die Antimaterie könnte ebenso mysteriös wieder auftauchen, wie sie verschwunden ist.«
»Ja, das ist durchaus möglich«, kam mir Stephen Funk zu Hilfe. »Aber können wir uns dann noch auf irgendetwas verlassen? Angenommen, der Antrieb läuft ein, zwei Monate wieder normal und gibt anschließend seinen Geist für immer auf? Wollt ihr riskieren, dass wir zehntausend Jahre in den Tiefschlaf-Tanks verbringen?«
Antres 906 war am Rande der Versammlungsfläche aufgetaucht. Ich sah ihn an, und er wackelte mit dem Kopf. Wer weiß?
»Ich bin der gleichen Meinung wie Steve«, sagte ich. »Stimmen wir ab? Wer ist dafür, dass wir die Rettungsboote aufsuchen und das Schiff verlassen?«
Gut die Hälfte aller Anwesenden hob die Hände. »Moment mal«, schimpfte Teresa Larson. »Ich hatte noch nicht einen verdammten Schluck Kaffee und soll hier im Halbschlaf entscheiden, das alles hier aufzugeben? Mich blind ins All zu stürzen?«
Niemand hatte mehr als sie geschuftet, um das Schiff wieder zum Leben zu erwecken. »Tut mir Leid, Teresa. Aber ich habe miterlebt, wie das Zeug einfach verschwand, und ich sehe keine andere Möglichkeit.«
»Vielleicht wird unser Glaube auf die Probe gestellt, William. Obwohl du davon nicht viel verstehst.«
»Da magst du Recht haben. Aber ich kann mir nicht denken, dass die Antimaterie zurückkehrt, wenn wir von ganzem Herzen darum beten.«
»Diese Rettungsboote sind Todesfallen«, jammerte Eloy Macabee. »Wie viele Menschen sterben in den Tiefschlaf-Tanks? Einer von drei? Oder vier?«
»Die Überlebensrate in den Tiefschlaf-Tanks beträgt mehr als achtzig Prozent«, erklärte ich. »Die Überlebensrate hier an Bord wird auf Null sinken.«
Diana kam herüber gedriftet und gesellte sich zu mir. »Je weniger Zeit wir in den TTs verbringen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir überleben. Teresa, du trinkst jetzt deine Tasse Kaffee. Aber anschließend kommst du nach unten und hilfst mir. Ich muss die Leute so schnell wie möglich vorbereiten.«
»Wir beschleunigen nicht mehr«, warf Ami Larson ein. »Wir können es uns leisten, abzuwarten und über die Lage nachzudenken.«
»Okay, dann bleib da und denke nach!«, fauchte Diana. »Ich will allerdings weg von hier, bevor noch mehr passiert. Bevor zum Beispiel die Luft verschwindet. Schon mal darüber nachgedacht, Ami? Oder willst du behaupten, das könnte nie und nimmer geschehen?«
»Wenn einige von euch bis zur letzten Minute warten wollen«, sagte ich, »könnt ihr nicht damit rechnen, dass Diana ebenfalls wartet.«
»Sie können sich auch ohne Ärztin oder Krankenschwester vorbereiten«, erklärte Diana. »Aber wenn etwas schiefgeht, sterben sie eben.«
»Im Schlaf«, sagte Teresa.
»Ich weiß nicht. Vielleicht wachst du auch lange genug auf, um den Erstickungskampf mitzuerleben.
Kein Mensch ist je zurückgekehrt, um darüber zu berichten.«
Einen Moment herrschte feindseliges Schweigen. Marygay unterbrach es mit einem Schwenken ihres Klemmbretts. »Ich brauche die Namen derer, die das Schiff mit dem ersten und dem zweiten Boot verlassen wollen. Das sind insgesamt sechzig Leute. Jeder kann höchstens drei Kilogramm persönliches Gepäck mitnehmen. Die erste Gruppe ist um zehn Uhr dran.«
Sie wandte sich an Diana: »Wie lange dauert die Vorbereitung?«
»Die Darmentleerung funktioniert wie der Blitz. Am besten sitzt ihr bereits auf der Toilette, wenn ihr das Abführmittel nehmt.« Einige Leute lachten nervös. »Ich meine das durchaus ernst. Für die Ortho-Anschlüsse sind fünf Minuten eingeplant. Diejenigen unter uns, die unter Plus-Ge-Bedingungen kämpften, schafften es damals in weniger als einer Minute. Aber wir sind außer Übung.«
»Und inzwischen etwas älter. Also sagen wir zwölf Uhr für die zweite Gruppe?«
»Könnte passen. Von jetzt an wird nichts mehr gegessen. Trinken ist erlaubt, wenn ihr euch auf Wasser beschränkt. Und wenn ihr Medikamente nehmt, dann nur nach Absprache mit mir!«
Das Klemmbrett machte die Runde. »Sobald ich die sechzig Namen habe, sind die Leute, die sich in die Listen eingetragen haben, entlassen. Als Nächstes sind die Kandidaten für die Boote Drei und Vier an der Reihe. Wer von euch möchte unbedingt auf dem Schiff bleiben?« Zwanzig Leute hoben die
Weitere Kostenlose Bücher