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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Hand, manche etwas zögernd. Paul Greyton und Elena Monet meldeten sich wohl, weil sie einen Streit mit ihren Partnern fürchteten. Oder weil sie ihre Partner nicht im Stich lassen wollten. »Kommt hierher an den Kaffeestand, zu William und mir.«
    Kein Kaffee mehr aus dieser Maschine, die nur bei Schwerkraft funktionierte. Nie mehr. Das war ein Plus.
    Marygay schaltete mit einem Schnalzlaut das Schiff in die Diskussion ein. »Welche Überlebenschancen haben diese Leute?«
    »Das lässt sich nicht berechnen, Kapitän. Da ich nicht weiß, wohin die Antimaterie verschwand, kann ich auch nicht abschätzen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ihrer Rückkehr ist.«
    »Wie lang werden sie überleben, wenn sie nicht wieder auftaucht?«
    »Falls die zwanzig Leute in diesem einen Raum bleiben und ihn gut isolieren, könnten sie viele Jahre durchhalten. Allerdings wird mein Wasser in ein paar Wochen einfrieren; eine Person muss dann zum Pool hinausgehen und es in Form von Eis abbauen.
    Der Pool enthält genug Wasser für zehn Jahre, wenn es nur zum Trinken und nicht zum Waschen benutzt wird.
    Kompliziert wird die Lage durch den Nahrungsbedarf. Noch vor Ablauf des ersten Jahres werdet ihr zum Kannibalismus übergehen müssen. Das ergibt pro verwerteter Person etwa dreihundert Mahlzeiten – und natürlich eine Person weniger zu versorgen. Daraus folgt, dass der oder die Letzte aus der Gruppe das erste Schlachtopfer um eintausendvierundsechzig Tage überleben kann, immer vorausgesetzt, er oder sie erfriert nicht vorher.«
    Marygay schwieg einen Moment, ehe sie mit einem Lächeln sagte: »Überlegt es euch!« Sie stieß sich vom Tisch ab und driftete elegant nach draußen. Ich folgte ihr unbeholfen.
    Vor der Tür der Cafeteria gab es eine nicht öffentliche Verbindung zur Kommandozentrale. Ich nahm den Hörer auf und fragte: »Kann es sein, Schiff, dass du mit einer Portion von schwarzem Humor ausgestattet bist?«
    »Nur insofern, als ich zwischen widersinnigen und vernünftigen Situationen zu unterscheiden vermag. Diese hier war widersinnig.«
    »Was wirst du tun, wenn alle von Bord gegangen sind?«
    »Mir bleibt keine andere Wahl, als zu warten.«
    »Worauf?«
    »Auf die Rückkehr der Antimaterie.«
    »Du denkst im Ernst, dass sie wieder auftaucht?«
    »Ich dachte nie ›im Ernst‹, dass sie verschwinden würde. Ich habe keine Ahnung, wo sie ist. Wer oder was immer ihre Verlagerung bewirkte, könnte durch irgendeinen Erhaltungssatz der Physik an seine Grenzen stoßen.«
    »Du wärst also nicht überrascht, wenn sie zurückkäme?«
    »Ich bin nie überrascht.«
    »Und wenn sie tatsächlich zurückkommt?«
    »Dann begebe ich mich wieder in meine Parkbahn um Mittelfinger. Mit ein paar neuen Daten für euch Physiker.«
    Es ist lange her, seit mich jemand als Physiker bezeichnet hat. Ich bin Physiklehrer und Fischer und Vakuumschweißer. »Du wirst mir fehlen, Schiff!«
    »Das verstehe ich.« Es gab eine Art Räuspern von sich. »Bei Ihrem Spiel mit Charles sollten Sie den Turm der Königin auf QR6 platzieren, dann Ihren noch verbliebenen Springer dem Bauern opfern und den schwarzen Läufer zum Schach vorrücken.«
    »Danke. Ich werde daran denken.«
    »Ihr werdet mir alle fehlen«, sagte es von sich aus. »Es gibt zwar eine Menge Daten, die ich neu ordnen und kombinieren muss; genug Beschäftigung für lange Zeit. Aber das ist nicht das Gleiche wie der stete chaotische Input, den ich von euch erhalte.«
    »Leb wohl, Schiff!«
    »Leben Sie wohl, William!«
    Obwohl ein Seil im Schacht hing, hangelte ich mich die Treppe hinunter und kam mir dabei ungemein sportlich vor.
    Ich merkte, dass sich in mir ein Gefühl wie vor einem Kampf aufbaute. Etwas, das ich absolut nicht beeinflussen konnte, hatte mich in eine Lage gebracht, in der ich zu zwanzig Prozent mit dem Tod rechnen musste. Anstatt mir darüber Sorgen zu machen, spürte ich eine Art Resignation, wenn nicht gar Ungeduld: Bringen wir es hinter uns, so oder so.
    Hatte ich überhaupt drei Kilogramm Zeug, das ich unbedingt mit zurück nach MF schleppen wollte? Das alte Buch mit Gemälden aus dem Louvre – ich hatte es aus einem Stapel von Erd-Artefakten gezogen, als ich von Sterntor nach Mittelfinger aufbrach, eine relativ gut erhaltene, tausend Jahre alte Antiquität. Das machte nicht mal ein Kilogramm. Außerdem hatte ich meine bequemen Stiefel mitgenommen, falls es vierzigtausend Jahre in der Zukunft keine Schuster geben sollte. Aber nun, da die Spanne nur vierundzwanzig Jahre

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