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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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von Osten her, über die Villenvororte Vendler und Greenmount. Schnee bedeckte den Boden; die Tauperiode hatte eben erst eingesetzt. Die Sonne ging auf, aber nirgends stieg Rauch aus den Schornsteinen. Weder Gleiter noch Leute waren zu sehen.
    Es gab nur zwei genehmigte Anflugschneisen, schnurgerade Ost und schnurgerade West, beide von Horizont zu Horizont abgeriegelt – nicht aus Furcht vor Abstürzen, obwohl ein Unglück nie völlig auszuschließen war. Die Hauptaufgabe der hohen Zäune bestand darin, die Leute vor der Gammastrahlung der Fähre zu schützen.
    Wir legten eine problemlose Horizontallandung hin. Kein Pieps vom Kontrollturm. Kein Gleiter, der uns abholen kam. Ich wartete, bis die Luftschleuse aufging. Eine leichte Gittertreppe klappte nach unten.
    Die Schwerkraft war beruhigend und anstrengend zugleich. Die Pilotenkluft hielt die feuchte Kälte kaum ab, und alle – selbst der genetisch perfekte Sheriff – klapperten mit den Zähnen, als wir den etwa einen Kilometer langen Weg zum Hauptgebäude geschafft hatten.
    Drinnen war es fast so kalt wie draußen, aber zumindest windgeschützt.
    Die Büros waren verlassen, und alles war mit Staub bedeckt. Es gab keine Energieversorgung, so weit wir das beurteilen konnten. Und keine Unordnung, außer ein paar offenen Schubladen und herumliegenden Papieren. Keine Spur von Panik oder Gewalt. Der hässliche Anblick von Leichen oder Skeletten blieb uns erspart.
    Auch keine Botschaften im Staub: SEHT, DAS ENDE IST NAH! Es hatte den Anschein, als seien alle zu Tisch gegangen und nicht wiedergekommen.
    Aber sie hatten ihre Kleidung zurückgelassen. Überall in den Korridoren und hinter den meisten Schreibtischen lagen schlappe Stoffbündel, als habe sich jeder, wo er gerade ging oder stand, seiner Sachen entledigt und sei verschwunden. Obgleich eingestaubt und flach gedrückt vom langen Liegen, waren die meisten Kleidungsstücke noch gut zu erkennen. Straßenanzüge und Kostüme, Arbeitsoveralls und ein paar Uniformen. Oberbekleidung und Unterwäsche, auf Schuhe gestapelt.
    »Das ist…« Diesmal fiel auch Charlie kein guter Spruch ein.
    »Gruselig«, sagte ich. »Ich frage mich, ob das nur hier oder überall so aussieht.«
    »Wahrscheinlich überall«, sagte der Sheriff und ging in die Hocke. Er hielt einen protzigen Brillantring in die Höhe, offensichtlich ein Erinnerungsstück von der guten alten Erde. »Plünderer kamen hier nicht durch.«
    Rätsel oder nicht, wir waren völlig ausgehungert und suchten deshalb die Cafeteria auf.
    Wir machten uns nicht die Mühe, den Kühlschrank und die Gefriertruhe zu öffnen, entdeckten aber in einer Vorratskammer ein paar Kartons mit Trockenobst sowie einige Fleisch- und Fischdosen. Nach einem raschen Imbiss durchsuchten wir getrennt das Gebäude nach Hinweisen, wie lange es schon leer stand und was eigentlich geschehen war.
    Der Sheriff fand eine vergilbte Zeitung vom 14. Galileo 128. »Das hätten wir uns denken können«, meinte er. »Der Tag, an dem wir unseren Rückflug antraten – die Relativität mit eingerechnet.«
    »Also verschwanden sie zum gleichen Zeitpunkt wie unsere Antimaterie.« Meine Uhr erinnerte mich mit einem Piepston daran, dass Marygay in Kürze die Gegend überfliegen würde. Mit vereinten Kräften schafften wir es, die Tür des Notausgangs zu öffnen.
    Ohne den leichten Dunstschleier hätten wir die drei Rettungsboote als drei kleine weiße Punkte dicht nebeneinander am Himmel erkennen können.
    Wir konnten uns nur ein paar Minuten unterhalten, aber es gab auch nicht viel zu berichten. »Zwei unerklärliche Phänomene, die sich gleichzeitig ereigneten, hatten aller Voraussicht nach die gleiche Ursache.«
    Marygay sagte, sie würden ihre Beobachtungen aus dem Orbit fortsetzen. Sie hatten nichts Großartiges an Bord. Lediglich Boot Drei war mit einem starken Teleskop ausgerüstet. Sie konnten unsere Fähre erkennen und die Spur, die sie bei der Landung in den Schnee gepflügt hatte, dazu die Umrisse der zweiten Fähre unter einer schneeabweisenden Plane.
    Die Rettungsboote würden auf dem Heckstrahl landen müssen. Es blieb zu hoffen, dass sich einige Kilometer links und rechts der Anflugschneisen keine Lebewesen aufhielten – wenn ja, dann waren sie die längste Zeit am Leben gewesen, denn der Gammastrahlen-Ausstoß unserer Fähre betrug nicht einmal ein Prozent von dem der größeren Boote.
    Momentan sah alles danach aus, als sei das kein Problem.
    Falls noch Menschen in der Stadt lebten, würden wir

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