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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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betrug, war Herschel Wyatt wahrscheinlich noch bei seinem Leisten.
    Ich fragte mich, wer wohl meine Leinen beaufsichtigte. Nicht Bill. Der war inzwischen garantiert in Centrus, ein Vollmitglied des Großen Baums. Herrgott noch mal, vielleicht hatten sie ihn sogar auf die Erde geschickt.
    Es konnte sein, dass wir ihn nie wiedersahen. Das hörte sich jetzt ganz anders an. Ich schüttelte den Kopf. Vier winzige Tröpfchen lösten sich von meinen Wimpern und schwebten davon.
    Marygay und ich warteten mit den Ratsmitgliedern sowie Diana und Charlie, bis alle in den Booten verstaut waren. Die letzte Fähre war zur Hälfte leer; dreizehn Leute hatten sich entschieden, an Bord zu bleiben.
    Teresa Larson war die Sprecherin der Gruppe; sie beharrte auf ihrem Entschluss, obwohl ihre Ehepartnerin Ami sich für das zweite Boot gemeldet hatte und bereits im Tiefschlaf lag. Ihre Tochter Stel blieb bei Teresa; die andere Tochter befand sich auf MF.
    »Für mich gibt es da nichts zu überlegen«, erklärte sie. »Gottmutter hat uns auf diese Pilgerfahrt geschickt, damit wir zu uns zurückfinden und noch einmal von vorne anfangen. Und sie erlegte uns dieses Hindernis auf, um unseren Glauben auf die Probe zu stellen.«
    »Ihr werdet nicht noch einmal von vorne anfangen«, sagte Diana. »Ihr habt zehntausend Spermien und Eizellen an Bord, aber niemand von euch weiß, wie man sie auftaut und richtig kombiniert.«
    »Dann werden wir eben nach der alten Methode Kinder zeugen«, entgegnete sie tapfer. »Außerdem haben wir viel Zeit zum Lernen. Wir werden uns dein Wissen schon noch aneignen.«
    »Garantiert nicht. Ihr werdet auf diesem Schiff verhungern oder erfrieren. Gottmutter hat nichts mit dem Verschwinden der Antimaterie zu tun. Rechne also nicht mit einem Wunder!«
    Teresa lächelte. »Das sagst du einfach so, weil du es glaubst! Aber du weißt genauso wenig darüber wie ich. Also steht Glaube gegen Glaube.«
    Ich hätte sie am liebsten geschüttelt, um sie zur Vernunft zu bringen. Eigentlich war ich drauf und dran gewesen, die ganze Gruppe mit Betäubungspfeilen auszuschalten und in eines der Boote zu verfrachten. Aber damit hatten sich die wenigsten einverstanden gezeigt. Außerdem bezweifelte Diana, dass man sie richtig anschließen konnte, wenn sie nicht bei Bewusstsein waren und aktiv mithalfen.
    »Ich werde für euch beten«, sagte Teresa. »Ich hoffe, dass ihr alle überlebt und daheim euren Frieden findet.«
    »Danke.« Marygay warf einen Blick auf ihre Uhr. »Geh jetzt und richte deiner Gruppe aus, dass das Schiff um Punkt neun diese Tür versiegeln und die Kammer leerpumpen wird. Bis acht Uhr können wir noch jeden mitnehmen, der seine Meinung ändert. Danach müsst ihr hierbleiben und… auf euer Glück vertrauen.«
    »Kann ich dich begleiten?«, fragte Diana. »Gib mir eine letzte Chance, die Leute zur Vernunft zu bringen!«
    »Nein«, entgegnete Teresa. »Wir haben euch angehört und das Schiff hat eure Argumente zweimal wiederholt.« Sie wandte sich an Marygay: »Ich werde ihnen deine Worte übermitteln. Wir wissen eure Sorge um uns zu schätzen.« Damit drehte sie sich um und ließ sich durch den Raum treiben.
    Es gab nur eine Null-Ge-Toilette. Stephen Funk war ein wenig blass um die Nase, als er sie verließ. »Du bist dran, William.«
    Das Zeug schmeckte wie Honig mit einem Schuss Terpentin. Gleich darauf hatte man das Gefühl, von einem heißen Wasserfall durchgespült zu werden.
    Im Anthropologie-Unterricht hatten wir von einem Eingeborenenstamm in Afrika gehört, der praktisch nur von Brot, Milch und Käse lebte. Aber einmal im Jahr schlachteten die Dorfbewohner eine Kuh und schlangen das Fett in sich hinein, weil sie glaubten, Durchfall sei ein Geschenk der Götter, eine heilige Reinigung. Mit diesem Mittel hätte man dort sicher viel Freude verbreiten können. Selbst ich fühlte mich hinterher reiner. Oder besser gesagt, ich fühlte mich wie eine einzige große Leere.
    Ich säuberte den Ort des Geschehens und entschwebte. »Viel Spaß, Charlie! Es ist ein wahrhaft bewegendes Erlebnis.«
    Ich turnte die Netze und Seile entlang zum letzten Rettungsboot. Dreißig Särge standen in Reih und Glied da, umgeben von gedämpftem rotem Licht. Sollte das mein letzter Eindruck von der Welt sein? Ich konnte mir schönere Szenen vorstellen.
    Diana half mir beim Anlegen der Ortho-Anschlüsse; sie benutzte dazu ein Gleitmittel, das die Muskeln entspannte. Jedenfalls ging alles viel leichter als damals bei meiner Heimkehr vom

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