Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
Vom Netzwerk:
auf dem Dach, das uns als Speicherbehälter diente. Damit bekamen wir genügend Druck, um die Küche und das Erdgeschoss des Wohnheims mit fließendem Wasser zu versorgen -Warm- und Kaltwasser wohlgemerkt, da es nur eine Frage der richtigen Adapter war, einen Durchlauferhitzer in das Leitungssystem einzubauen. Auf Toiletten mussten wir weiterhin verzichten, da man auf dem Universitätsgelände die konventionelle Methode der chemischen Schnellverbrennung verwendet hatte, die zwar ungemein hygienisch war, aber jede Menge Energie verschwendete. Für das altmodische Spülklosett meiner Epoche hatten wir weder genug Wasser noch die Erfahrung, wie man Fäkalien sicher entsorgte. Ich erinnerte mich vage an riesige Klärwerke, wusste aber nicht, wie sie funktionierten und was genau sie bewirkten. Also benutzten wir wie bisher einen Latrinengraben, ein einfaches Modell aus einem Armee-Handbuch, und Sage hatte den Auftrag, nach einer besseren Permanentlösung zu suchen.
    Das vierte Boot, Nummer Zwei, schwenkte mit zwölf Tagen Verspätung in die Umlaufbahn ein und landete ohne Zwischenfälle. Die Neuankömmlinge wurden im ersten Stock untergebracht – mit Ausnahme von Cat, die sich um Ami kümmern sollte. Ami Larson trauerte um Teresa und steigerte sich in Schuldgefühle hinein, weil sie glaubte, die Partnerin und ihre Tochter im Stich gelassen zu haben. Cat war zwar hetero, seit sie auf Mittelfinger lebte, hatte aber bis dahin nichts anderes als lesbische Beziehungen gekannt. Was vermutlich weniger wichtig war als die Tatsache, dass sie Ami zwanzig Jahre an Liebes- und Leiderfahrung voraus hatte und gut zuhören konnte.
    Also wohnte sie gleich nebenan, und das beunruhigte mich gegen meinen Willen. Ich fragte mich, ob ich das Gleiche empfunden hätte, wenn Cat ein Jugendfreundvon Marygay gewesen wäre. Vielleicht bezog sich meine Eifersucht auf die lange Periode (nicht mehr als ein Jahr in Echtzeit), die den beiden ganz allein gehörte – die Zeit, in der sie mich für tot gehalten hatte.
    Natürlich hatte man alle Veteranen der ersten Generation, die sich im Lauf des Ewigen Krieges für gleichgeschlechtliche Beziehungen entschieden hatten, wieder zu Heteros umgewandelt. Das war eine Vorbedingung für die Auswanderung nach Mittelfinger gewesen. Für den Aufbau eines Gen-Pools. Wie toll das geklappt hatte, sah man an Teresa. Auch von Charlie wusste ich, dass er mindestens einmal mit einem Mann fremd gegangen war. Vielleicht aus Sehnsucht nach den alten Zeiten, die so ganz anders ausgesehen hätten als meine eigene Jugend.
    Mark hatte im AIK nach weiteren Hinweisen gesucht, ohne zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Danach streifte er tagelang durch den Raumhafen, fand aber auch hier keine Kollapsar-Botschaft von der Erde, weder aus der Zeit vor der Katastrophe noch aus der Zeit danach. Allem Anschein nach hielt man solche Nachrichten vor dem Plebs geheim; nicht einmal der Sheriff wusste, wo sie gespeichert wurden. Aber selbst wenn wir ein Archiv mit Botschaften aufgespürt und entdeckt hätten, dass seit dem Tag X plus zehn Monate nichts von der Erde dabei war – was hätte das bewiesen? Schließlich war niemand da gewesen, um sie zu empfangen.
    (Genau genommen konnten ständig Kollapsar-Botschaften von der Erde eintreffen, ohne dass wir davon etwas mitkriegten. Die Geschwindigkeit des Transmitters muss weit höher als Mizars Fluchtgeschwindigkeit sein, da der kleine Kollapsar Mizar in einem engen Orbit umläuft. Er rauscht mit der fünfzig- bis hundertfachen Fluchtgeschwindigkeit des Planeten an MF vorbei, lässt seine Nachricht in einem einzigen Schwall ab und verschwindet in unbekannte Fernen. Und weil er höchstens faustgroß ist, kann man ihn kaum ausfindig machen, wenn man seine Sendefrequenz nicht kennt.)
    Viele der Heimkehrer sprachen sich für eine Expedition auf die Erde aus. Die Rettungsboote hatten noch genug Treibstoff für einen Kollapsar-Sprung hin und zurück. Wenn es noch Menschen und Taurier auf der Erde gab, konnten sie uns vielleicht helfen, das Rätsel zu lösen. Wenn nicht, war niemandem geschadet, und wir hatten eine Erkenntnis mehr gewonnen.
    Das jedenfalls war der Tenor der Diskussionen. Ich erklärte mich einverstanden, aber einige bezweifelten, ob wir unsere Bande zur Erde wirklich ganz gekappt hatten. Wenn alle am Tag X verschwunden waren, würden wir das hier frühestens in vierundsechzig Erdenjahren sicher wissen. Bis dahin hatten wir auf MF wieder Wurzeln gefasst. Die Erkenntnis war dann zwar

Weitere Kostenlose Bücher