Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges
zurückging.
Was tun mit 90 oder 150 Leuten? An Essen fehlte es nicht, und Unterkünfte waren leicht zu beschaffen. Nur die Wasserversorgung konnte zum Problem werden.
Der Sheriff schlug das Universitätsgelände vor. Dort gab es Wohnheime. Und es befand sich an einem Fluss. Vielleicht konnte man sogar eine Art Stromversorgung basteln. Ich erinnerte mich an ein Feld von Sonnenkollektoren am Rande des Campus und überlegte, wozu sie wohl gedient hatten – zum Anschauungsunterricht, zur Forschung oder als Notaggregat.
Unser Fahrzeug näherte sich langsam der Landeplattform, als die Rampe von Marygays Schiff nach unten klappte. Die ersten Passagiere kamen unsicher die Stufen herab, in kleinen Gruppen, weil der Lift, der von den Tiefschlaf-Tanks und dem Kontrollraum nach unten führte, nicht mehr als fünf Personen fasste.
Als Marygay mit der letzten Gruppe ins Freie trat, atmete ich tief durch. Jetzt erst merkte ich, wie angespannt ich gewesen war. Wir hatten bis zuletzt nicht ausschließen können, dass sie für immer dort oben bleiben würden. Gestrandet. Ich rannte ihr entgegen und schloss sie in die Arme.
Die beiden anderen Schiffe entließen ihre Passagiere ebenfalls. Menschen sammelten sich in Trauben um das Notfahrzeug, probierten Parkas an und redeten alle durcheinander, befreit vom Stress und glücklich über das Wiedersehen. Obwohl subjektiv nur zwei Monate vergangen waren, hatten die meisten die vierundzwanzig Jahre, die objektiv hinter uns lagen, durchaus irgendwo im Hinterkopf.
Natürlich wussten alle, was wir auf dem Planeten vorgefunden oder nicht vorgefunden hatten. Man überschüttete uns mit Fragen. Ich ergriff die Flucht und nahm Marygay zu einem »Beratungsgespräch« beiseite. Nachdem alle auf festem Boden und in warme Sachen gehüllt waren, erklomm ich die ersten Stufen der Rampe und hob beide Arme, um die Aufmerksamkeit der Leute auf mich zu lenken.
»Wir haben beschlossen, uns zunächst auf dem Universitätsgelände einzuquartieren. Im Moment ist das Notfahrzeug unser einziges Transportmittel. Es kann nicht mehr als zehn bis zwölf Leute gleichzeitig befördern. Gehen wir also erst mal ins Abfertigungsgebäude, damit wir vor dem Wind geschützt sind.«
Wir schickten die zehn größten, kräftigsten Leute zuerst los, damit sie die Türen zu den Wohnheimen aufbrechen konnten, während Charlie und ich die anderen in die Cafeteria führten, wo wir unsere erste Mahlzeit auf MF eingenommen hatten. Sie gingen schweigend an den unheimlichen Kleiderhäufchen vorbei, von denen manche fast die Form von mitten in der Bewegung erstarrten Toten hatten – wie einst die von einem Vulkanausbruch überraschten Bewohner von Pompeji.
Die erste Mahlzeit, auch wenn es nur Trockenobst und Konservenzeug war, munterte sie ein wenig auf. Charlie und ich schilderten, was wir in der Hauptstadt vorgefunden hatten.
Alysa Bertram wollte wissen, wann wir mit dem Säen und Ausbringen der Jungpflanzen beginnen könnten. Ich hatte von diesem Sektor wenig Ahnung, aber viele andere kannten sich aus, und es gab fast so viele Ansichten wie Diskussionsteilnehmer. Unter den Leuten, die aus Centrus kamen, waren keine Farmer – und die Farmer von Paxton wussten nichts über die hiesigen Gepflogenheiten. Es war jedoch klar, dass man nicht einfach da weitermachen konnte, wo die früheren Pächter aufgehört hatten. Die Landwirtschaft hier war stark spezialisiert und maschinenintensiv. Wir mussten uns Methoden überlegen, wie wir den Boden auch ohne Elektrizität pflügen und bewässern konnten.
Lar Po, ebenfalls kein Farmer, hörte sich die Argumente an und meinte dann allen Ernstes, wir sollten irgendwie versuchen, uns nach Paxton durchzuschlagen, wo wir eine reelle Chance hätten, uns mit Landwirtschaft durchzubringen. Bis dorthin war es allerdings ein weiter Weg.
»Uns bleibt genügend Zeit für Experimente«, bremste ich. »Wir könnten wahrscheinlich allein mit den Schiffsrationen eine Generation hier überleben.« Ein paar Wochen nichts als Schiffsrationen würde den Aufbau einer Agrargesellschaft extrem beschleunigen. Das war zweifellos ein Teil des Plans.
Der Sheriff kehrte mit der erfreulichen Nachricht zurück, dass sie ein Wohnheim in Flussnähe entdeckt und ohne jede Gewaltanwendung »besetzt« hatten. Da die Türen elektronisch gesichert gewesen waren, stand das Gebäude praktisch offen.
Ich beauftragte Charlie damit, verschiedene Arbeitsgruppen zusammenzustellen. Wir benötigten so rasch wie möglich ein
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