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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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hinüber. »Dort ist ein schönes Plätzchen, um sie zur letzten Ruhe zu betten.« Er wandte sich an die Umstehenden. »Ihr geht am besten nach drinnen und macht euch sauber. Um alles andere kümmern wir uns.«
    Er packte die Schaufel und ging auf die Palmen zu. Als er am Sheriff vorbeikam, brummte er: »Lass das in Zukunft! Das tut echt weh.«
    Der Sheriff und ich folgten ihm mit den schaurigen Symbolen eines Menschenlebens. Es dauerte etwa eine Minute, bis er ein tiefes Loch ausgehoben hatte.
    Wir stellten die Stiefel hinein, er warf Erde darüber und stampfte sie glatt. »Gehörte sie einer Religionsgemeinschaft an?«
    »Den orthodoxen Neukatholiken«, sagte ich.
    »Gut, das übernehme ich.« Er absorbierte die Schaufel und wurde zu einem hochgewachsenen Priester mit schwarzer Kutte, Tonsur und einem schweren Kruzifix, das an einer Kette vor seiner Brust baumelte. Er sprach ein paar lateinische Sätze, ehe er ein Kreuzzeichen über dem Grab machte.
    Dann kehrte er mit uns zu Molly Malone’s zurück, immer noch in Priestergestalt. Auf der Veranda hatten sich mehrere Leute versammelt. Marygay und Max stützten Stephen, der haltlos schluchzte. Anita hatte ihm einen Sohn geboren, der mit neun oder zehn durch einen Unfall gestorben war. Danach hatten sie sich getrennt, waren aber gute Freunde geblieben. Rii brachte ihm ein Glas Wasser und eine Tablette.
    »Rii«, sagte ich, »ist das ein Beruhigungsmittel? Das könnte ich jetzt auch gebrauchen.« Ich hatte das Gefühl, als würde ich ebenfalls gleich explodieren – aus Kummer und völliger Konfusion.
    Sie warf einen Blick auf das Medikament. »Es ist nicht allzu stark. Will noch jemand tief und fest schlafen?« Ich glaube, alle außer Antres 906 und dem Priester ließen sich eine Pille geben. Marygay und ich gingen in das Obergeschoss des Hotels, fanden ein Bett und ließen uns einfach fallen. Eng umschlungen schliefen wir ein.
    *
    Die Sonne sank bereits, als ich aufwachte. Ich verließ das Bett so leise wie möglich und entdeckte, dass Molly Malone’s Sanitäranalagen noch funktionierten. Es gab sogar heißes Wasser. Marygay stand auf, während ich mich wusch, und wir gingen gemeinsam nach unten.
    Stephen und Matt rumorten im Speisesaal. Sie hatten mehrere Tische zusammengerückt, Plastikteller und -gabeln verteilt und einen Stapel mit Fertiggerichten bereitgestellt. »Unser kühner Anführer erhält das Privileg, den ersten Behälter zu öffnen«, sagte Matt.
    Mein Appetit hielt sich in Grenzen, obwohl ich eine Ewigkeit nichts mehr gegessen hatte. Ich wählte eine Box, auf der in roten Lettern CHILI stand. Darunter sah man Donald Duck, der sich an die Kehle fasste und Feuer spie. Als ich den Deckel öffnete, begann der Chili-Eintopf zu blubbern und zu dampfen. Ein angenehmer Geruch breitete sich aus.
    »Scheint mir nicht verdorben zu sein«, sagte ich und blies auf eine Gabelvoll Chili. Der Eintopf enthielt kein Fleisch und war eher mild gewürzt.
    Die anderen wählten ebenfalls einige Behälter aus und bald roch es wie in einer Restaurantküche. Cat und Po kamen nach unten, gefolgt von Max. Wir nickten ihnen stumm zu, immer noch wie betäubt, während wir die kleinen Mahlzeiten zu uns nahmen. Nur Po murmelte ein Tischgebet, bevor er seine Box öffnete.
    Ich aß den Teller nicht leer. »Ich möchte den Sonnenuntergang genießen«, sagte ich und stand vom Tisch auf. Marygay und Cat kamen mit.
    Draußen standen Antres 906 und der Omni, immer noch in Priestergestalt, an der Stelle, wo Anita gestorben war, und unterhielten sich in Krächz- und Knarzlauten.
    »Überlegt ihr, wer der Nächste ist?«, fragte Cat mit einem zornigen Blick auf den Priester.
    Er schaute sie erschrocken an. »Wie bitte?«
    »Das kannst doch nur du veranlasst haben!«
    »Niemals. Ich könnte mich selbst töten, wenn ich sterben wollte, aber ich würde keinem von euch so etwas antun.«
    »Du würdest oder könntest es nicht?«
    »Ich könnte es nicht. Ich wäre ›physisch nicht dazu in der Lage‹, um es in eurer Betrachtungsweise auszudrücken.«
    »Was ist dann geschehen? So ohne weiteres explodieren Menschen nicht.«
    Er setzte sich auf das Geländer der Veranda, schlug die langen Beine übereinander und betrachtete den Sonnenuntergang. »Immer das gleiche mit dir! Wie du siehst, explodieren Menschen eben doch. Ein Mensch zumindest ist explodiert.«
    »Und es hätte jeden von uns treffen können.« Marygays Stimme schwankte. »Womöglich muss einer nach dem anderen auf diese Weise

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