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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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inzwischen ein rein akademisches Problem«, sagte ich, »für den neuen Menschen ebenso wie für die Taurier. Ohne Gruppe kein Gruppenbewusstsein.«
    Der Sheriff schüttelte den Kopf. »Wir werden uns wieder ausbreiten, genau wie ihr. Die meisten der tiefgefrorenen Eizellen und Spermien stammen von uns.«
    »Ihr geht davon aus, dass die anderen nicht mehr leben«, sagte Disney. »Aber eigentlich wissen wir nur, dass sie verschwunden sind.«
    »Sie befinden sich allesamt in einer riesigen FKK-Kolonie irgendwo im Universum«, sagte ich.
    »Wir haben so oder so keine Beweise. Es gibt euch und es gibt uns. Omni auf dem Mond, auf dem Mars und in Raumschiffen der Region berichten übereinstimmend, dass Menschen und Taurier verschwunden sind. Aber von uns fehlt niemand, so weit wir das feststellen können.«
    »Andere Sternenschiffe?«, fragte Stephen.
    »Deshalb hielt ich mich am Kap auf. Es gibt vierundzwanzig Schiffe, die nicht weiter als einen Kollapsar-Sprung von Sterntor entfernt sind. Zwei hätten inzwischen zurück sein müssen. Aber bisher sind nur unbemannte Drohnen mit Routinebotschaften eingetroffen.«
    »Warum wurden deiner Ansicht nach die Omni verschont?«, fragte Marygay. »Weil sie unsterblich sind?«
    »Oh, wir sind nicht unsterblich, es sei denn, ihr bezeichnet Amöben als unsterblich.« Er lächelte mich an. »Falls du heute Vormittag auf mich anstatt auf den Würstchen-Kiosk gezielt hättest, wäre ich jetzt wohl tot.«
    »Tut mir Leid…«
    Er winkte ab. »Du dachtest, ich sei eine Maschine. Aber nein, wenn man von euch mal absieht, scheint es sich um eine speziesselektive Sache zu handeln. Menschen und Taurier verschwinden; Vögel, Bienen und Omni nicht.«
    »Der einzige Unterschied zwischen uns und den anderen ist die Tatsache, dass wir uns abzusetzen versuchten«, meinte Cat.
    Disney zuckte die Achseln. »Nehmen wir mal eine Sekunde lang an, dass dem Universum nicht alles egal ist. Nehmen wir an, dass eure Aktion seine Aufmerksamkeit weckte.«
    Das fand ich nun doch ein wenig übertrieben. »Und darüber war das Universum so sauer, dass es zehn Milliarden Menschen und Taurier vernichtete…?«
    Anita begann leise zu stöhnen. »Etwas… etwas stimmt da nicht.« Sie richtete sich auf und drückte das Kreuz durch. Ihre Augen schienen aus den Höhlen zu quellen. Ihr Gesicht schwoll an. Der Coverall spannte sich und riss entlang der Nähte.
    Dann explodierte sie: Ein grauenvolles, nasses Klatsch – und es regnete Blut und Fleischfetzen auf uns nieder. Ein Knochensplitter prallte schmerzhaft von meiner Wange ab.
    Ich sah den Omni an. Er war Disney, blutverschmiert, und dann waberte er zwischen Disney und einer Erscheinung, die hauptsächlich aus Fängen und Klauen bestand – und dann war er wieder der liebe Onkel Walt, makellos sauber.
    Die meisten von uns, ich eingeschlossen, mussten sich setzen. Chance und Steve kippten mehr oder weniger um. Wo Anita gestanden hatte, sahen wir ein Stiefelpaar, aus dem zwei blutige Knochenstümpfe ragten.
    »Das war ich nicht«, sagte Disney.
    Der Sheriff zog seine Pistole. »Ich glaube dir kein Wort!« Er schoss den Omni mitten ins Herz.

dreißig
    Die nächsten paar Minuten waren grotesk. Die kleinen Roboter Mickey, Donald und Minnie rollten herbei und machten sich an die Aufräumarbeiten. Begleitet vom Gesang mahnender Kinderreime saugten und spießten sie die sterblichen Überreste einer Frau auf, die ich mein halbes Leben lang gekannt hatte. Als sie sich anschickten, ihre Stiefel zu beseitigen, das Letzte, was noch an ihre Persönlichkeit erinnerte, folgte ich dem Beispiel des Omni und traktierte sie mit Tritten. Der Sheriff sah, was ich tat, und kam mir zu Hilfe.
    Wir hoben jeder einen der blutverschmierten Stiefel auf. »Wir müssen sie irgendwie begraben«, sagte er.
    Disney setzte sich auf, die Hände gegen die Brust gepresst. »Wenn ihr nicht mehr auf mich schießt, kann ich euch helfen.« Er schloss die Augen. Seine Haut war kreideweiß, und einen Moment lang sah es so aus, als würde er gleich tot umkippen. Aber er verwandelte sich langsam, Glied für Glied, in einen Schwarzen mit Arbeits-Overall und Schaufel, der übertrieben steif auf die Beine kam.
    »Warst wohl zu lange unter diesen alten Menschen«, sagte er zum Sheriff. Er hatte einen krächzigen Louis-Armstrong-Bass angenommen. »Schlechte Selbstbeherrschung. Da solltest du mal dran arbeiten.« Er klatschte einen Roboter mit der Schaufel nieder und deutete dann mit dem Stiel zu ein paar Palmen

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