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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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und vollkommener Isolation! Sämtliche Angehörigen meiner Einheit waren entweder abgeschaltet oder vernichtet.
    Ich wusste, dass diese Eindrücke nicht real waren; ich wusste, dass ich mich sicher in einem Soldierboy-Gehäuse in Portobello befand. Aber jeder Quadratzentimeter nackter Haut schmerzte wie eine Verbrennung dritten Grades, die Augäpfel schienen in den Höhlen zu kleben, ich inhalierte geschmolzenes Blei, war voll gepumpt mit dem glutflüssigen Zeug. Totale Feedback-Überlastung.
    Es schien lange zu dauern – lange genug, um mich in Todesangst zu versetzen: Der Feind hatte den Bunker von Portobello geknackt oder eine Atombombe abgeworfen; es war nicht meine Maschine, die den Geist aufgab, sondern ich. In Wahrheit wurden wir nach 3,03 Sekunden abgeschaltet. Es wäre noch schneller gegangen, aber der Operator in der Delta-Gruppe, der unser horizontaler Mittelsmann war – unser Link zum Kompaniechef, wenn ich starb –, war selbst aus zweiter Hand überwältigt von der plötzlichen Helligkeit.
    Die spätere Satelliten-Analyse zeigte den Katapultstart von zwei Flugzeugen in fünf Kilometern Entfernung. Sie besaßen einen Tarnanstrich und hinterließen keine Wärmesignatur, da ihre Triebwerke ausgeschaltet waren. Ein Pilot betätigte den Schleudersitz, kurz bevor die Maschine in das Schulhaus krachte. Das zweite Flugzeug war entweder ferngelenkt, oder sein Pilot stürzte mit ab – Schleudersitz-Versagen oder Kamikaze.
    Beide Flugzeuge waren mit Sprengstoff vollgestopft. Etwa eine Hundertstelsekunde, nachdem Candi spürte, dass etwas nicht stimmte, versuchten sämtliche Soldierboys mit einer Flut von geschmolzenem Metall klarzukommen.
    Der Gegner weiß, dass wir schlafen müssen, und er weiß auch, wie wir schlafen. Also denkt er sich solche Fallen aus: ein gut getarntes Katapult, auf ein Gebäude gerichtet, das wir früher oder später benutzen werden, dazu eine Crew von zwei Piloten, die Monate oder Jahre wartet.
    Sie hätten die Bomben nicht einfach im Schulhaus verstecken und aus der Ferne zünden können, da unsere Sensoren auf Sprengstoff geeicht sind.
    In Portobello erlitten drei von uns einen Herzstillstand; Ralph starb. Sie brachten uns mit Luftkissen-Tragen in den Lazarett-Flügel, aber dennoch tat uns jede Bewegung weh. Selbst das Atmen schmerzte.
    Mit einer normalen Behandlung ließ sich nichts gegen diesen Schmerz ausrichten – den Phantomschmerz, der nichts anderes als die Erinnerung des Nervensystems an den gewaltsamen Tod war. Ein Schmerz, der Illusion war, musste durch Illusionen bekämpft werden.
    Sie betteten mich in eine virtuelle Karibik-Landschaft. Schwimmen im warmen Wasser, umgeben von schönen, braun gebrannten Frauen. Jede Menge virtueller Drinks mit Rum und exotischen Früchten und dann virtueller Sex, virtueller Schlaf.
    Als ich aufwachte und immer noch Schmerzen hatte, versuchten sie es mit einem Kontrast-Szenario – eine Skistation, dünne, kalte Luft. Schnelle Hänge, schnelle Frauen, die gleiche Sequenz virtueller Sinnlichkeit. Dann mit Bootsfahrten in einem stillen Bergsee. Dann mit dem Krankenbett in Portobello.
    Der Arzt war ein untersetzter Typ, noch dunkelhäutiger als ich. »Sind Sie wach, Feldwebel?«
    Ich tastete meinen Hinterkopf ab. »Sieht so aus.« Ich setzte mich auf und hielt mich an der Matratze fest, bis der Schwindel nachließ. »Wie geht es Candi und Karen?«
    »Sie sind beide über dem Berg. Wissen Sie…«
    »…dass Ralph tot ist? Ja.« Ich erinnerte mich schwach, dass sie irgendwann die Herzmassage eingestellt hatten und die beiden anderen aus dem Cardio-Raum geschoben hatten. »Welchen Tag haben wir heute?«
    »Mittwoch.« Die Schicht hatte am Montag begonnen. »Wie fühlen Sie sich? Wir entlassen Sie, sobald Sie meinen, dass Sie es allein schaffen.«
    »Krankenurlaub?« Er nickte. »Die Haut schmerzt nicht mehr. Ich bin noch etwas durcheinander. Aber ich habe auch noch nie zwei Tage in einer virtuellen Welt gelebt.« Ich stellte beide Füße auf den kalten Fliesenboden und stand auf. Ein wenig zittrig durchquerte ich den Raum. In einem Wandschrank fand ich eine Ausgehuniform und eine Tasche mit meinen Zivilklamotten.
    »Ich werde noch ein wenig hier rumhängen, meine Leute besuchen, und so. Und dann vermutlich heimfliegen.«
    »In Ordnung. Ich bin Dr. Tull, FIKA-Rehabilitation – falls Sie Probleme haben sollten.« Er drückte mir zum Abschied die Hand und ging. Hätte ich salutieren sollen? Schließlich war er Militärarzt.
    Ich beschloss, die

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