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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Energiemengen, die bei diesem Prozess freigesetzt wurden, konnte die Nanoschmiede nicht existieren.
    Ihre Entwicklung hatte Tausende von Menschenleben gekostet und in North Dakota zu einem gigantischen Krater geführt, aber etwa um die Zeit, als Julian in die Schule kam, war die Regierung in der Lage, ihren Bürgern alles an materiellen Dingen zu geben, was sie brauchten. Natürlich konnte sie ihnen nicht alles geben, was sie wollten; Alkohol und Drogen unterlagen einer strengen Kontrolle, desgleichen so gefährliche Produkte wie Schusswaffen und Autos. Aber wenn man ein guter Untertan war, konnte man ein bequemes, sicheres Leben führen, ohne einen Finger krumm zu machen. Bis auf die drei Jahre, die man zum Militär eingezogen wurde.
    Die meisten Menschen verbrachten diese drei Jahre in Uniform, indem sie ein paar Stunden täglich im Ressourcen-Management mitarbeiteten, dessen Hauptaufgabe darin bestand, den Nanoschmieden alle benötigten Rohstoffe zu beschaffen. Etwa fünf Prozent der Dienstpflichtigen zogen nach den Eignungstests blaue Uniformen an und wurden Pfleger in Krankenhäusern und Altenheimen. Weitere fünf Prozent zogen grüne Uniformen an und wurden Soldaten. Von diesen wurde ein kleiner Bruchteil mit besonders guten Testergebnissen zu Operatoren ausgebildet.
    Wer beim Militär landete, konnte sich wiederverpflichten, und viele taten es. Einige hatten Angst vor einem Leben in völliger Freiheit und möglicherweise Nutzlosigkeit. Andere schätzten die Vergünstigungen, welche die Uniform mit sich brachte: Geld für Hobbies und teure Gewohnheiten, ein gewisses Prestige, die Bequemlichkeit, dass andere die Entscheidungen trafen, die Rationsmarken, mit denen man außerhalb des Dienstes unbegrenzt Alkohol bekam.
    Manchen Leuten gefiel es sogar, dass sie eine Waffe tragen durften.
    Soldaten, die nicht als Soldierboys, Sailorboys oder Flyboys beschäftigt wurden – in Operator-Kreisen meist als ›Stiefel‹ bezeichnet – besaßen die gleichen Privilegien wie wir, aber es bestand eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass man sie auf einem umstrittenen Stück Land ansiedelte. Sie mussten in der Regel nicht selbst kämpfen, da sich die Soldierboys besser darauf verstanden und außerdem nicht getötet werden konnten, aber es gab keinen Zweifel daran, dass die Stiefel dem Militär als Geiseln dienten, vielleicht sogar als unfreiwillige Zielscheiben für die weittragenden Gewehre der Ngumi. Kein Wunder, dass ihr Verhältnis zu den Operatoren eher kühl war, auch wenn sie ihnen oft das Leben verdankten. Wenn ein Soldierboy zerfetzt wurde, bekam der Operator einfach einen neuen. So dachten sie zumindest. Sie hatten keine Ahnung, was wir dabei fühlten.

ich schlief gern im innern eines Soldierboys. Manche Leute empfanden diese vollkommene Ruhe als gruselig, weil sie fast dem Tod gleichkam. Die Hälfte der Einheit schiebt Wache, während die andere Hälfte zwei Stunden lang abgeschaltet wird. Man ist weg wie ein Licht, das ausgeknipst wird, und erwacht ebenso unvermittelt, ohne Orientierung, aber so ausgeruht wie nach acht Stunden Normalschlaf. Wenn man die zwei Stunden ungestört verbringt…
    Wir hatten uns in der ausgebrannten Schule eines verlassenen Dorfes verschanzt. Ich war der zweiten Schlafschicht zugeteilt, und so saß ich erst mal zwei Stunden an einem zerbrochenen Fenster, umgeben vom Geruch des Dschungels und der kalten Asche, und starrte geduldig in das ewig gleiche Dunkel. Nur dass es aus meiner Sicht weder dunkel noch ewig gleich war. Die Sterne erhellten die Szene wie monochromatisches Tageslicht, und alle zehn Sekunden schaltete ich einen Moment auf Infrarot um. Das Infrarot half mir bei der Beobachtung einer großen schwarzen Katze, die sich lautlos anschlich, vorbei an den verbogenen Skeletten der Spielplatz-Geräte. Es war ein Ozelot oder etwas Ähnliches, der auf der Suche nach einer Mahlzeit gemerkt hatte, dass sich in dem Schulhaus etwas rührte. Als er bis auf zehn Meter herangekommen war, erstarrte er für lange Zeit und verschwand dann unvermittelt mit einem Sprung, da er nichts oder vielleicht nur Maschinenfett roch.
    Sonst geschah nichts. Nach zwei Stunden erwachte die erste Schicht. Wir ließen den Leuten ein paar Minuten Zeit, sich zu orientieren, ehe wir ihnen den Lagebericht übergaben: Keinerlei Vorkommnisse.
    Ich schlief ein und erwachte durch einen Schmerz, der mich wie Feuer durchzuckte. Meine Sensoren meldeten nichts außer gleißendem Licht, weißem Rauschen, sengender Hitze –

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