Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
zerstört, und obwohl die Ngumi jede Schuld von sich wiesen, hatte die Allianz nach einer Evakuierungsfrist von vierundzwanzig Stunden Mandelaville und Sao Paulo dem Erdboden gleichgemacht. Die Ngumi behaupteten, die Allianz habe eiskalt eine strategisch unbedeutende Stadt geopfert, um dafür zwei strategisch wichtige Zentren zerstören zu können. Julian hielt diese Version keineswegs für ausgeschlossen.)
Außerdem gab es Aggregate für Luft- und Wassereinsätze, zwangsläufig als Flyboys und Sailorboys bezeichnet, obwohl die meisten Flyboys von Frauen gesteuert wurden.
Alle Soldaten in Julians Gruppe hatten die gleichen Waffen und Schutzpanzer, aber manche waren mit Sonderaufgaben betraut. Julian, der den Zug führte, stand direkt und (theoretisch) rund um die Uhr mit der Kompanie-Koordinatorin und durch sie mit dem Brigade-Kommandeur in Verbindung. Während eines Einsatzes erhielt er laufend verschlüsselte Signale, zum einen von Satelliten, die das Kampfgebiet überflogen, zum anderen von der Kommandostation, die sich in einem geostationären Orbit befand. Jeder Befehl kam gleichzeitig von zwei Quellen, mit unterschiedlichem Code und unterschiedlicher Übertragungszeit, sodass es dem Feind praktisch unmöglich war, eine gefälschte Order einzuschleusen.
Während Julian den ›vertikalen‹ Kontakt aufrechterhielt, hatte Ralph als Verbindungsoffizier des Zuges einen ›horizontalen‹ Draht zu den entsprechenden Leuten der übrigen neun Züge, aus denen sich die Einheit Bravo zusammensetzte. Die Kommunikation war nicht so intensiv wie mit den Angehörigen des eigenen Zuges, aber stärker als nur ein Funkruf. Auf diese Weise konnte er Julian schnell und direkt über die Aktionen, ja selbst die Gefühle der Soldaten in den anderen Zügen unterrichten. Zwar geschah es nicht oft, dass sämtliche Züge einen gemeinsamen Einsatz hatten, aber wenn es dazu kam, brach meist das totale Chaos aus. In solchen Fällen war die horizontale Verständigung ebenso wichtig wie die vertikale Befehlskette.
Eine Gruppe von Soldierboys konnte den gleichen Schaden anrichten wie eine reguläre Infanterie-Brigade, allerdings wesentlich schneller und dramatischer. Sie erinnerten an riesige unbezwingbare Roboter, die sich in stillschweigender Übereinkunft bewegten.
Dass das Militär keine echten Kampfroboter einsetzte, hatte mehrere Gründe. Einer war, dass der Gegner die Dinger erbeuten und gegen uns verwenden konnte. Wer dagegen einen Soldierboy erbeutete, besaß nicht mehr als einen Haufen teuren Schrott. Allerdings war dem Feind bis jetzt keine der Maschinen intakt in die Hände gefallen; die Dinger besaßen einen eindrucksvollen Selbstvernichtungs-Mechanismus.
Ein weiteres Problem bei Robotern war der Handlungsspielraum: Sie müssen selbstständig funktionieren, auch wenn die Kommunikation abgeschnitten ist. Das Bild – und die Realität – einer schwerbewaffneten Maschine, die während eines Kampfes Entscheidungen ›vor Ort‹ traf, versetzte jede Armee in Angst und Schrecken. (Soldierboys besaßen für den Fall, dass ihr Operator starb oder ohnmächtig wurde, eine begrenzte Autonomie. Sie stellten das Feuer ein und gingen in Deckung, bis ein neuer Operator vorbereitet und angeschlossen war.)
Die Soldierboys waren verständlicherweise wirksamere psychologische Waffen, als es Roboter je sein konnten. Sie hatten etwas von unbezwingbaren Rittern und Helden an sich. Und sie verkörperten eine Technik, die außer Reichweite des Feindes lag.
Der Feind, so stellte sich heraus, verwendete bewaffnete Roboter, wie die beiden Panzer zum Schutz des Truck-Konvois, den Julians Gruppe vernichten sollte. Sie bereiteten den Soldierboys nicht die geringste Mühe; beide wurden zerstört, sobald sie ihren ersten Schuss abgaben und damit ihre Position verrieten. Auch die vierundzwanzig Roboter-Trucks mussten dran glauben, nachdem man ihre Fracht inspiziert hatte: Munition und Medikamente.
Nachdem der letzte Truck in eine Pfütze glänzender Schlacke verwandelt war, blieben noch vier Tage Schicht abzusitzen. Man flog sie zurück zum Basislager in Portobello und ließ sie Wache schieben. Das konnte durchaus gefährlich sein, da das Basislager mindestens zweimal im Jahr von Raketen getroffen wurde. Aber die meiste Zeit hielt sich die Bedrohung in Grenzen. Und die Operatoren empfanden den Dienst nicht als langweilig – immerhin wachten sie zur Abwechslung über ihr eigenes Leben.
manchmal dauerte es zwei tage, bis ich mich so weit entspannt
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