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Der Ewige Widersacher

Der Ewige Widersacher

Titel: Der Ewige Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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mich? Was soll das sein?«
    »Ein Königreich ... vielleicht.«
    Endlich kam er mir nach. Aber ich spürte, daß er weit davon entfernt war, mir zu erliegen.
    *
    ... und er war in der Wüste vierzig Tage 
    und wurde versucht von dem Satan ...
    Markus, Kap 1, Vers 13
    Zeit war ohne Bedeutung, wo wir waren. Für mich jedenfalls.
    Dem Menschensohn aber mußte es vorkommen, als wanderten wir schon seit Tagen durch die staubige Wüste, in der nichts existierte, das eine Schätzung von Entfernung ermöglicht hätte. Alles schien endlos, es gab weder hell noch dunkel, und ich hielt nicht einmal an.
    Fast bewunderte ich meinen Begleiter für seine Ausdauer, obwohl ich sah, wie Hunger und Durst ihn quälten. Aber kein Wort der Klage kam aus seinem Munde. Nur Fragen, auf die ich ihm Antworten gab, die ebensogut unausgesprochen hätten bleiben können, weil sie nichts verrieten.
    Hätte ich ihm denn sagen sollen, wo wir wirklich waren? Daß ich ihn geradewegs durch die Hölle führte? Durch eine jener Unzahl von Welten, die Luzifer in der Einsamkeit der Verbannung ersonnen, denen er kraft seines Geistes Gestalt gegeben hatte und die nur ein Gedanke voneinander trennte - - einen Teufel würde ich tun!
    Schließlich hatte ich ihn aus ganz bestimmtem Grunde hier hergelotst.
    Ich leitete den Nazarener so lange durch die Wüstenei, bis er kaum noch die Kraft aufbrachte, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Trotzdem zeigte er weder Erleichterung noch Dankbarkeit, als ich endlich anhielt und mich niederließ. Wortlos nahm er neben mir Platz.
    »Hunger?« fragte ich.
    »Natürlich.« Seine Stimme war rauh.
    Meine Hand tauchte in den Staub und förderte einen Stein zutage.
    »Hier«, sagte ich und reichte ihm den Stein. »Nimm das Brot.« Mein Blick fing den seinen ein. Doch er ver fing nicht .
    Der Nazarener schüttelte den Kopf und lächelte. »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein«, sagte er, »sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.«
    »Weise Worte«, meinte ich. »Ob sie aber auch klug sind?« Ich zuckte die Schultern - und biß ein Stück von dem Stein ab, den anderen nicht aus den Augen lassend.
    Er verzog keine Miene, zeigte weder Erstaunen noch ein Anzeichen, mein Angebot insgeheim doch annehmen zu wollen. So blieb ich selbst darüber im unklaren, ob meine Täuschung gelungen war; die Versuchung jedenfalls war sozusagen im Sande verlaufen .
    Nun, es war mir gleich. Mit diesem Versuch hatte ich ihn ohnedies nur ködern wollen, eine kleine Demonstration meiner Macht hatte es sein sollen, nicht mehr.
    Den wahren Grund, aus dem ich ihn die Hölle sehen ließ, erreichten wir nach weiterem langen Fußmarsch.
    Die Wüste endete nicht, sie wich, verschwand einfach - - und an ihrer Stelle erwuchs eine Stadt, für die jeder irdische König mit Freuden sein Reich gegeben hätte.
    *
    Das alles will ich dir geben, 
    wenn du niederfällst und mich anbetest.
    Matthäus, Kap 4, Vers 9
    Die Bauten der Stadt waren aus edelstem Stein, und die seltensten Metalle zierten sie. Ihre Türme ragten so hoch, daß sie den pastell-farbenen Himmel berührten. Sphärenklänge umwehten sie wie der Gesang eines unsichtbaren Chores. Und ihre Größe war nicht zu ermessen.
    Diese Stadt war eine Welt für sich. Eine weitere unter so vielen, daß die Ewigkeit nicht reichte, sie zu zählen.
    Ihre Bewohner waren samt und sonders von schönster Gestalt. Feingliedrig und schlank, und auf einen Menschen aus der Zeit und dem Land des Nazareners mußten sie geradezu exotisch wirken.
    Dennoch zeigte er sich nicht in dem Maße beeindruckt, wie ich es erwartet hätte. Er kam mir vor wie jemand, den ich in dessen Traum besuchte und der jede Absonderlichkeit hinnahm, weil er im Stillen wußte, daß er nur träumte.
    Nun, wenn dem so war, dann war es an der Zeit, den Menschensohn aus seinem Traum zu wecken .
    »Wie heißt diese Stadt?« fragte er, während er ein paar Schritte die Straße hinabging, in der wir uns wiedergefunden hatten, kaum daß die Wüste um uns her verblaßt war.
    »Sie hat noch keinen Namen«, sagte ich. »Wer sie regiert, soll sie nennen, wie es ihm gefällt.«
    »Wer regiert sie?«
    Ich schwieg und lächelte nur.
    Dann faßte ich den Nazarener am Arm. »Komm, sehen wir uns die Herrlichkeiten dieser Stadt an.«
    Er nickte. »In der Tat, herrlich ist sie. Aber doch auch leer und tot, wie mir scheint.«
    Ich zog die Stirn kraus. »Wie kannst du das sagen? Sieh dich nur um - grüßt dich nicht jede Frau und jeder Mann hier? Lächeln

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