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Der Ewige Widersacher

Der Ewige Widersacher

Titel: Der Ewige Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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möglich in der Nähe des Menschensohnes.
    So kam es, daß nur er und ich eines Tages - und auf mein unauffälliges Drängen hin - nach Gerasa am Ufer des Sees Genezareth gelangten, während die anderen in der weiteren Umgegend ihre Mission erfüllten. Unser Weg führte entlang jener Hügelkette, wo ich vor langem auf den Vampir Gadar getroffen war .
    »Hast du das gehört?«
    Der Nazarener blieb stehen. Sein Blick schweifte suchend durch die Dämmerung, die sich übers Land gelegt hatte und in den Klüften zwischen den Hügel beiderseits des Weges schon zu Dunkelheit gerann.
    »Nein«, antwortete ich, »was soll ich gehört haben?«
    Ich log. Denn das schaurige Heulen, das von fern zu uns gedrungen war, hatte ich sehr wohl gehört.
    »Da war es wieder!« rief der Menschensohn.
    Diesmal konnte ich es nicht leugnen.
    »Laß uns der Sache auf den Grund gehen«, meinte er. »Mir scheint, daß dort Gräber in den Hügeln sind, und vielleicht betrauert jemand einen jüngst Verstorbenen. Dann wollen wir ihm Trost spenden.«
    »Klingt eher, als sei da jemand nicht recht bei Trost«, murrte ich ahnungsvoll.
    Aber der Nazarener ging schon von der Straße ab und suchte sich einen Pfad in die Hügel hinauf, und ich folgte ihm. Das wehe Heulen wies uns den Weg, und je näher wir seiner Quelle kamen, desto deutlicher war es zu vernehmen. Ein wirres Gebrabbel war es, nur einzelne Worte waren zu verstehen, und selbst sie entbehrten allen Sinns.
    »Ich hatte wohl recht«, meinte ich.
    »Dann, Bartholomäus, hat dieser arme Kerl unseren Beistand nur um so nötiger«, beharrte mein »Herr«. Ich haßte seine belehrende Art mitunter, tröstete mich aber stets damit, wie ich ihn in der Maske des jungen und ach so unschuldigen Bartholomäus doch so leicht zum Narren halten konnte.
    Ich wußte längst, wen wir in den Grabhöhlen antreffen würden. Und ich war gespannt, was geschehen würde, wenn der Menschensohn auf gerade diesen Vampir traf .
    *
    »Wer bist du?« fragte der Menschensohn in das stinkende Dunkel der Höhle, das nur von einem schmalen Streifen Dämmerlicht durchschnitten wurde, das durch den Gang hinter uns hereinfiel. Gedars ausgemergelte Gestalt war kaum zu erkennen.
    Der Vampir gab einen wirren Laut von sich, den man nur dann als seinen Namen identifizieren konnte, wenn man ihn ohnedies schon kannte.
    »Wir sind hergekommen, um dir zu helfen«, erklärte der Nazare-ner.
    Oh, dieser naive Narr! ging es mir durch den Sinn. Er hat keine Ahnung, womit wir es hier zu tun haben! Denn dieser Kreatur würde er nicht mit eindrucksvollen Worten beikommen - - andererseits drohte uns von Gadar auch keine Gefahr. Schließlich hatte ich ihn dazu verflucht, sich seit unserer ersten Begegnung nicht mehr von menschlichem Blut ernähren zu dürfen. Nur aus der Ader von Tieren war es ihm noch erlaubt zu saufen. Und er konnte sich diesem meinem Zwang unmöglich widersetzen!
    Wie er es doch geschafft hatte, mich zu hintergehen, sah ich, als der Nazarener eine Fackel entzündete, die er stets in seinem Gepäck mit sich führte. Das Feuer trieb die Finsternis in die Winkel der Höhle - und wir erkannten, woher der grauenhafte Gestank rührte!
    Die Höhle war mit Toten mehr gefüllt, als ein Grab dieser Art es normalerweise war. Sie quoll schier über von Leichen, und gleich, wie stark sie verwest waren, jeder einzelnen war anzusehen, daß sie eines gewaltsamen Todes gestorben war - - durch Gadars Hand! Denn zu töten hatte ich ihm mit meinem Fluch schließlich nicht verboten ...
    Ein regelrechtes Figurenkabinett hatte der Vampir sich da geschaffen, das sein gestörter Geist als Gesellschaft wider die Einsamkeit in den Höhlen ansehen mochte.
    Und wir sollten die nächsten sein, die es bereicherten .
    »Töte ihn!«
    Ich trat neben den Nazarener und wies auf den Vampir, der einige Schritte entfernt stand und das Gesicht hinter den erhobenen Armen barg, weil das Fackellicht ihn blendete.
    »Was?« entfuhr es dem Menschensohn.
    »Du mußt ihn töten«, wiederholte ich. »Siehst du denn nicht, was er angerichtet hat?« Ich zeigte in die Runde. »Willst du, daß er uns dasselbe antut?«
    »Ich bin weder sein Richter noch sein Henker«, sagte der Nazare-ner.
    »Dann wirst du zu unserem Mörder!«
    Verdammt, ich konnte Gadar nicht töten! Ich hatte ihm vor Jahren in die Hand versprochen, sein unwürdiges Leben zu schonen! Und ein Pakt war für mich so zwingend wie für jene, mit denen ich ihn schloß.
    Gadar kam näher. Seine Augen schienen sich an

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