Der Ewige Widersacher
gehört?«
»In der Tat .«
»Ich bin belesen. Ich habe Aufzeichnungen gesehen, die uralt sind, und ich habe Verbindungen gezogen zwischen allen möglichen Schriften, in denen von Euch die Rede ist.«
»Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst«, gestand ich.
Wieder ließ er mich warten, ehe er endlich sagte: »In einigen dieser Schriften ist nicht nur von Eurem Wirken und Wesen die Rede -«, er trat mutig einen Schritt näher, und ich sah ein irres Glitzern in seinen Augen, »- darin steht auch, wie Euch beizukommen ist . wie Ihr zu vernichten seid!«
*
Sekundenlang kehrte die Stille des Todes wieder ein in die Grabhöhle.
Dann - lachte ich! Dröhnend, donnernd, alles erschütternd.
»Du mußt verrückt sein«, brachte ich schließlich hervor.
»Keineswegs.« Der Vampir schien wenig beeindruckt von meinem Heiterkeitsausbruch, was mich wiederum von neuem mißtrauisch machte.
»Natürlich gibt es in besagten Schriften keine Anleitung zur Vernichtung jener Macht, die hinter Euch steht«, fuhr er dann fort. Sein dürrer Finger wies auf mich, als wolle er mich aufspießen. »Um Euch geht es - um die Inkarnationen des Bösen, gewissermaßen. Ihr nämlich -«, wieder verhehlte er seinen Triumph nicht, »- seid zu töten!«
Ich schwieg. Starrte Gadar an. Doch ließ er sich so nicht einschüchtern. Noch schien er seinen letzten Trumpf nicht ausgespielt zu haben.
»Wo sind diese Schriftstücke?« wollte ich wissen. »Zeig sie mir, damit ich dir glauben kann.«
»Ich weiß, Ihr haltet mich für einen Narren«, erwiderte Gadar. »Und vielleicht bin ich einer. Aber ich bin gewiß nicht närrisch genug, um auf dieses Angebot einzugehen.« Er wippte auf den Fußballen, lächelte und sagte: »Die Schriften habe ich an einen sicheren Ort gebracht - ich meine, dort sind sie sicher vor Euch. Aber sie sind durchaus auffindbar - für den, der sie sucht und ihren Inhalt zu nutzen weiß.«
Jetzt also war es heraus! Und ich mußte mir eingestehen, daß Gadar einen wunden Punkt getroffen hatte. Zwar wußte ich nichts von der Existenz solcher Aufzeichnungen, aber unmöglich schienen sie mir nicht. Und selbst wenn ich nur die Möglichkeit akzeptierte, daß es sie geben könnte, mußte ich jede Chance nutzen, ihrer habhaft zu werden, um sie zu vernichten.
»Was also willst du?« preßte ich hervor.
»Macht«, sagte der Vampir nur.
»Was verstehst du darunter?«
»Laßt mich an Eurer Kraft teilhaben, und ich verrate Euch, wo die Schriften zu finden sind.«
»Wie stellst du dir das vor?« fragte ich. »Wie sollte ich dir von dem geben, was ich bin?«
»Gebt mir von -«, sein Blick fixierte gierig meinen Hals, »- Eurem Blut.«
Ich war versucht, sofort zu antworten. Aber ich zwang mich zu zögern. Stockend nickte ich dann.
»Gut, wie du willst .« Ich reichte ihm die Hand hin.
»Der Pakt gilt.« Er schlug ein.
»Wohin hast du diese Schriften gebracht?« verlangte ich zu wissen.
»Wie soll ich wissen, daß du mich nicht hintergehst, wenn ich es dir jetzt schon verrate?« fragte Gadar.
»Wenn du soviel über mich weißt, wie du vorgibst, solltest du auch wissen, daß ich an mein Wort gebunden bin.«
Er zögerte dennoch. »Ja, so scheint es.« Seine Gestalt straffte sich. »Gut, ich nenne dir den Ort.«
»Also?«
»Du findest sie in einer Höhle nördlich des Wadi Qumran. Dorthin habe ich sie gebracht.« Gadar maß mich mit abwartendem Blick, als fürchte er, ich könnte doch noch gegen unseren Handel verstoßen.
Doch ich nickte nur. Ich wußte, spürte, daß er nicht log, und mehr als die Nennung der Höhle brauchte ich nicht, um das Versteck zu finden.
Wortlos griff ich in den Kragen meines Gewandes und zog den Stoff herunter.
Gadar trat mit kleinen Schritten näher, blieb unmittelbar vor mir stehen. Ich sah ihm an, daß selbst mein vager Dunst ihn noch entsetzte, aber es gelang ihm, dem Fluchtimpuls zu widerstehen.
Seine Gier war ungleich stärker.
Der Vampir biß zu! Schlug seine Zähne in die Ader, soff das Blut des Teufels - - und brach in kreischende Schreie aus!
*
Gadar wand sich am Boden der Grabhöhle. Sein Geschrei und Stöhnen hallte von den Wänden wider, und ein ums andere Mal schüttelten Krämpfe seinen hageren Leib, wenn er Blut ausspie -- mein Blut! Das sich wie von eigenem Leben beseelt zu dünnen Strömen sammelte, die auf mich zukamen, über meine Füße krochen und aufwärts flossen, entlang meiner Beine, über meinen Oberkörper, bis zum Hals hin, wo sie in den Wunden, die die Vampirzähne
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