Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
Vom Netzwerk:
Stirn sank auf Daltons Brust – und er ließ es zu, dass er langsam wieder zu Atem und zu Verstand kam. In der plötzlichen Reglosigkeit machte etwas anderes auf sich aufmerksam – ein unruhiges, aufgewühltes Surren. Geiger blickte nach links.   
    Das massige Nest der Hornissen, das mehr als einen halben Meter durchmaß, hing nur anderthalb Meter entfernt unter einer Dachtraufe. Die Serie der Erschütterungen hatte die Insekten alarmiert, und ein Dutzend Tiere war herausgekommen, um zu sehen, was vorging. Sie schwebten laut summend vor dem Einflugloch.
    Geiger war nicht der Einzige, dem ihr Unmut aufgefallen war. Dalton flüsterte ihm ins Ohr:
    »Hören Sie das? Sie sind wütend.« Der herabhängende Totenschädel hob sich langsam und schlug die Augen auf. »Noch nicht … fertig.« Es war eine Stimme wie vom Totenbett.
    Geiger sah ihm in die Augen. Er konnte sich sehen. Er war dort drin, zusammen mit Dalton.
    »Sehen Sie sich an, Geiger. Ich habe Sie … befreit.«
    … Anfang …
    »Sie … stehen … in meiner Schuld.«
    … Mitte …
    »Beenden Sie es.«
    … Ende …
    Geigers Griff wurde kräftiger. Er zog Dalton von der Wand weg und schleuderte ihn in das Nest. Mit dem Gesicht zuerst traf er auf. Das Nest löste sich von seiner Verankerung und zerbrach in drei große Stücke. Körper und Nest prallten gemeinsam auf dem Boden auf.
    Es waren Hunderte – mit einem Gedanken und einem Ziel. In ihrem gemeinschaftlichen Zorn waren sie so laut wie ein Rennwagenmotor. Als sie sich sammelten, machte die Sonne aus ihnen einen funkelnden, bebenden Schleier. An Geiger zeigten sie kein Interesse. Sie kannten ihren Feind. Und sie senkten sich hinab und griffen an.
    Daltons Gesicht und Oberkörper verschwand unter dem Schwarm. Geiger sah nur seine bebenden Beine und die schwach rudernden Arme. Die Hände zuckten, als wären sie lebendig. Falls Dalton einen Laut von sich gab, war er in dem rachsüchtigen Dröhnen nicht zu hören.
    Eine Hand schloss sich um Geigers Arm.
    »Komm mit«, sagte Harry. Er zog leicht, aber Geiger glich einer Statue, hart und schwer wie Marmor. »He …« Harry zog kräftiger. »Geiger …«
    Geiger wandte sich zu ihm um, und Harry entdeckte etwas in seinen Augen, etwas ganz Schwaches – eine Veränderung, eindeutig, aber undefinierbar. Falls sich die Seele darin spiegelte, konnte Harry nicht sagen, ob etwas gewonnen oder verloren worden war.
    »Also gut«, sagte Geiger und ging zur Hintertür.
    Auf dem Fußboden von Daltons Arbeitszimmer hatten sie die Leichen nebeneinandergelegt. Wie es der Aufgabe angemessen war, hatten sie sie schweigend verrichtet. Danach hatte Geiger Harry losgeschickt, um nachzusehen, ob Zanni das Auto an der gleichen Stelle geparkt hatte wie bei ihrer Ankunft.
    Nur Zanni machte den Eindruck, zur Ruhe gekommen zu sein. Victor war blau angelaufen und zeigte das verzerrte Gesicht, das zu seinem gebrochenen Genick passte. Matheson war zu grausiger Blässe ausgeblutet. Dalton konnte man durch sein geschwollenes Gesicht kaum erkennen; es sah aus wie ein Brotteig, der aufgegangen war und in den Ofen konnte. Doch Zannis Herz hätte noch schlagen können. Sie sah aus, als schliefe sie träumend und wartete auf den Sommer, damit er ihrer blassen, glatten Haut ein wenig Farbe schenkte.
    Geiger fühlte sich schwer und durchnässt. Bis auf die Knochen mit Tod getränkt.
    Er hörte den Wagen näher kommen, dann wurde der Motor abgestellt.
    Er hatte inzwischen die Geschehnisse vom Anfang her rekonstruiert. Zanni, Victor und Dewey hatten als seine Aufseher fungiert. Sie hatten den unberechenbaren Ehrengast im Auge behalten, ihm freie Bahn gelassen, waren, falls nötig, zur Stelle gewesen. So lange, bis er auf der Party erschien …
    Mit einem kleinen Koffer in der Hand stieg Harry aus dem Wagen und ging zum Haus. Sein Schritt war langsam, zögerlich, wie bei jemandem, der sich verlaufen hat oder nicht mehr sicher weiß, wohin er eigentlich gehen wollte. Er kam in das Arbeitszimmer. Geiger saß in Daltons Schreibtischsessel. Harry hielt den Koffer hoch.
    »Das war im Auto. Ich hab reingesehen. Er gehört ihr.«
    »Stell ihn irgendwohin.«
    »Im Pass steht Diedre Gold. Ist das ihr Name?«
    »Nein. Er ist falsch. Sie hieß Rosanna Soames.«
    Harry stellte den Koffer auf den Boden. »Hat das Pflaster gewirkt?«
    »Ja.«
    Harry hatte das Haus durchsucht und mehrere alte Fentanylpflaster gefunden, die Dalton gehört hatten. Ihr Verfallsdatum war überschritten, doch zu Harrys

Weitere Kostenlose Bücher