Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
sagte er.
„Sie haben promoviert?“
„Hier an der Sorbonne, ja.“
„Ah ja ... und seit wann sind sie bei der DSCS?“
„Ach, erst seit gut zwei Jahren. Davor war ich regulär bei der Police Judiciaire tätig“, entgegnete er und strich sich in einer etwas manierierten Bewegung, die ihr ebenfalls bereits auf der Besprechung aufgefallen war, die lange, dunkelbraune Stirnlocke aus den Augen.
Geza zwang sich, den Blick von ihm abzuwenden. Sie fand Manet zu gleichen Teilen interessant und irritierend. „Ah ja“, kommentierte sie, um irgend etwas zu sagen. „Sagen Sie doch Geza – Dr. Wolf klingt so förmlich ... wo wir doch jetzt Kollegen sind ...“
„Geza. Gerne“, antwortete er leise. „Meine Freunde – und einige meiner Kollegen – nennen mich Kris.“
„Meine Freunde und einige meiner Kollegen“, wiederholte sie im Geiste. Eine seltsame, aber sehr klare Trennung. Da sprach er schon weiter:
„So also sieht eine deutsche Psychologin aus, die die Verbeamtung hingeschmissen hat, um ihren Vergewaltiger im Alleingang zur Strecke zu bringen.“ Manet musterte sie – schon wieder jemand, der den Trick mit der einen Augenbraue beherrschte. „Ich hätte eine toughere Frau erwartet.“
Da hatte offenbar jemand seine Hausaufgaben gemacht. Manet wusste von DER SACHE. Wusste von Karl Müller, dem Mann mit dem nichtssagendsten aller Namen. Dem Schwein mit dem Allerweltsgesicht.
Dem toten Schwein.
Aber woher?
Sie zwang sich, ruhig zu bleiben. „Das tut hier nichts zur Sache, Doktor Manet.“ Unter diesen Umständen: doch lieber die förmliche Anrede.
Bavarois schaltete sich ein. „Sie haben völlig recht.“ Etwas lauter, so als sei es an alle Anwesenden gerichtet, fügte er hinzu: „Frau Doktor Wolf ist gekommen, um uns ihre Erfahrung im Zusammenhang mit Serientätern zur Verfügung zu stellen – ihre persönliche Geschichte steht nicht zur Debatte.“
Geza lächelte ihm dankbar zu. Dann sagte sie im selben, gleichmütigen Tonfall: „Außerdem hat mich Commandant Bavarois gebeten, mich mit Commissaire Fronzac in Verbindung zu setzen und ihm ... wieder auf die Beine zu helfen. Das habe ich getan. Ich erwarte ihn noch heute hier zum Dienst, sobald er im Rahmen der Morgenvisite entlassen worden ist.“
Wie auf ein Stichwort schwang die Tür des Großraumbüros auf. Mafro stand da, blass, aber offensichtlich frisch geduscht und voller Tatendrang. Er ließ den Blick seiner hellblauen Augen durch den Raum schweifen. „Habt ihr mich vermisst, Leute?“
„Wenn man vom Teufel spricht ...“, murmelte Khalil Larbi.
„Sehr gut“, nickte Bavarois. „Kommen Sie bitte mit in mein Büro. Beide.“ Ohne sich zu vergewissern, dass sie seiner Anweisung Folge leisteten, machte er auf dem Absatz kehrt und schritt durch den Raum und das Vorzimmer, Madame Uraines Reich, in sein Allerheiligstes. Offenbar war dieser unscheinbare Mann es gewohnt, dass die Wucht seiner Kompetenz ihm Aufmerksamkeit und Gehorsam seiner Mitarbeiter sicherte.
Auf Francine Uraines Schreibtisch stand ein üppiger Blumenstrauß, der in den sonst eher nüchtern gehaltenen Räumen der DSCS wie eine Explosion von Farbe wirkte. Der Anblick schien Geza so inkongruent, dass sie eine entsprechende Bemerkung machte.
„Gestern war doch Valentinstag“, sagte Madame Uraine und errötete bis unter die Haarspitzen, „und mein Mathis hat es diesmal ausnahmsweise nicht vergessen.“
„Stimmt ja, gestern war Valentinstag“, dachte Geza bei sich, hastete dann aber Bavarois und Mafro nach, um nicht den Anschluss zu verpassen, und vergaß diesen interessanten Gedanken wieder.
In seinem Büro angekommen hielt der schmächtigen DSCS-Leiter sich nicht damit auf, hinter seinem für ihn überdimensioniert
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