Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
etwas hatte er vermeiden wollen. Der Graumelierte hatte das Kinn angriffslustig vorgereckt und schien bereit, Mafro als spätabendlichen Imbiss zu verspeisen.
„Das hat alles seine Richtigkeit“, mischte sich die Wölfin energisch ein, ehe Mafro etwas sagen konnte. „Kontaktieren Sie Commandant de Police Bavarois, der wird Ihnen bestätigen, dass wir jedes Recht haben, hier zu sein.“
Das widerwillige Grunzen des Graumelierten bestätigte, dass er René Bavarois zumindest vom Hörensagen kannte. „Seit wann schickt Bavarois denn Trottel, die meine Leute dann noch zusätzlich aus den Gebäuden zerren müssen?“, knurrte er.
Mafro war es langsam wirklich leid, sich beleidigen zu lassen. Diese Feuerwehrleute mochten Retter in der Not sein, ihre Manieren am Tatort jedenfalls ließen deutlich zu wünschen übrig.
„Aber Schwamm drüber“, fuhr der Graumelierte, offenbar der Einsatzleiter, fort. „Verraten Sie mir, was Sie hier suchen – und weshalb zumindest Sie“, er deutet auf Mafro, „vor meinen Leuten und mir vor Ort waren? Dies ist ja zunächst mal ein Brand und …“
„Das Opfer hat mich angerufen – und der Täter“, hätte Mafro in seiner Erschöpfung und Verwirrung beinahe gesagt, doch wieder kam ihm die Wölfin zuvor. „Tut uns leid, dazu können wir nichts sagen, Herr Kollege. Verschlusssache.“
Im Hintergrund fuhr der Leichenwagen mit Michelle Tourrendes sterblichen Überresten davon. Die uniformierten Polizisten hatten begonnen, routinemäßig Schaulustige zu befragen. Mafro nahm sich vor, die Protokolle dieser Gespräche zu überprüfen. Möglicherweise sah sich der Typ, der ihn am Telefon so provoziert hatte, ja gern an, was er angerichtet hatte … außerdem würde er dringend den Obduktionsbericht brauchen.
Der Graumelierte hatte ganz offensichtlich starke Zweifel an Gezas Worten, wandte sich aber achselzuckend ab und begann, Befehle zu bellen.
„Das war gewagt“, murmelte Mafro Geza halblaut zu. Sie schenkte ihm ein Lächeln und zwinkerte ihm zu. „Ich habe noch etwas für Sie“, sagte sie.
Sie zeigte Mafro ein zerknülltes Stück Papier von etwa Postkartengröße. Auf den ersten Blick sah es, soweit er das im Dunkel der Nacht erkennen konnte, wie herkömmliches, billiges, holzfreies Druckerpapier aus. Es war rußgeschwärzt und angekokelt, aber nur an den Rändern.
„Wo haben Sie das her?“, fragte er erstaunt und griff danach.
Sie zog es zurück und fischte aus der Tasche ihres cremefarbenen Wollmantels ein Paar Einweghandschuhe aus Latex heraus, die sie ihm reichte. Mafro bemerkte, dass auch sie inzwischen solche trug. Widerwillig streifte er die Handschuhe über – er hasste engen Latex, egal an welcher Körperstelle – und schnappte sich dann das Papier.
„Also? Woher?“
„Das hat mir Doktor Le Franc in die Hand gedrückt. Er hat es in der rechten Hand der toten Flugbegleiterin gefunden. Der Arzt sagt, er habe es kaum aus ihren Fingern lösen können.“
Mafro spürte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. Eine böse Vorahnung überkam ihn. Nein … nicht schon wieder.
Behutsam glättete er das Beweisstück. Darauf prangte eine Zeile, aufgebracht mit einem Laserdrucker in Times New Roman, 50 Punkt, wie Mafro schätzte, und fett.
3. Mose 1, 12.
Plötzlich wurde ihm schlecht. „M… mir ist schwindlig …“, brachte er undeutlich hervor. Er wollte noch etwas sagen, doch sein Magen rebellierte, er rang wieder nach Luft, die Knie sackten ihm weg, und der Gehsteig kam ihm mit rasender Geschwindigkeit entgegen.
Als Maxime Fronzac erwachte, lag er in einem Krankenhausbett. Er konnte sich verschwommen an eine Fahrt in einem Krankenwagen erinnern, bei der die Wölfin an seiner Seite gewesen
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