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Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Titel: Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann
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Haut überzog.
    René Ba­varois be­gann sei­ne Rede mit Plat­ti­tü­den wie „ko­me­ten­haf­te Kar­rie­re“, „die rich­ti­ge Frau am rich­ti­gen Ort“ und „Aus­s­tieg auf dem Höhe­punkt ei­ner glanz­vol­len Lauf­bahn“, während Geza, um die sich die­ses rhe­to­ri­schen Feu­er­werk ja dreh­te, vor al­lem da­mit be­fasst war, nicht allzu un­da­men­haft zu schwit­zen. War es die schwüle, drücken­de Hit­ze im Raum oder Angst­schweiß ob des un­aus­weich­li­chen Mo­ments, da Ba­varois sie zum Po­di­um ru­fen wür­de? Der Com­man­dant de Po­li­ce hat­te ihr zwar ver­spro­chen, sie wer­de sich kurz fas­sen dür­fen, aber den­noch wür­de sie vor Pu­bli­kum re­den müs­sen, und das war das Ein­zi­ge, was Geza noch mehr hass­te als te­le­fo­nie­ren.
    „Aber der Vor­trag in Genf war doch auch ganz wun­der­bar, ganz wun­der­bar, ja“, hat­te er sie bei der Vor­be­spre­chung des Emp­fangs in sei­nem Büro am Vor­tag über­schwäng­lich ge­lobt. „Eine stu­dier­te Pro­fi­le­rin aus Deutsch­land, die kommt, um uns zu hel­fen, einen Mord an ei­nem Kol­le­gen auf­zu­klären – da steht man nun mal im Mit­tel­punkt des In­ter­es­ses. Sie schaf­fen das schon. Sie wer­den se­hen, es tut gar nicht weh.“
    Geza muss­te an­er­ken­nend feststel­len, dass René Ba­varois sich an sei­ne Wor­te hielt und die Wür­ze in der Kür­ze such­te. Er um­riss in kar­gen Wor­ten die Sta­tio­nen von Gez­as Kar­rie­re – Ab­itur in Mann­heim, Stu­di­um der Psy­cho­lo­gie mit Schwer­punkt fo­ren­si­sche Psy­cho­lo­gie in Hei­del­berg, Ab­schluss als Jahr­gangs­bes­te, Aus­bil­dung zur po­li­zei­li­chen Fall­ana­ly­ti­ke­rin beim BKA in Wies­ba­den, Fort­bil­dung und ein Jahr As­si­stant Te­a­cher­ship beim FBI in Quan­ti­co, Vir­gi­nia. „Au­ßer zahl­rei­chen Buß­geld­be­schei­den we­gen zu schnel­len Fah­rens ist sie selbst hin­ge­gen nie auf­fäl­lig ge­wor­den, wie mir die deut­schen Kol­le­gen ver­si­cher­ten“, ver­such­te Ba­varois sich nach die­sen trockenen Fak­ten kühn an ei­ner Art Poin­te.
    „Nie auf­fäl­lig“, dach­te Geza bit­ter. „Wenn der wüss­te.“
    „Au­ßer­dem ach­tet Ma­de­moi­sel­le Wolf“ – Geza ver­zog bei der An­re­de das Ge­sicht – „streng auf ihre Pri­vat­sphä­re, und im Netz gibt es trotz zahl­rei­cher sehr le­sens­wer­ter Fach­pu­bli­ka­tio­nen we­ni­ger Fo­tos von ihr, als in den Ar­chi­ven deut­scher Ra­dar­fal­len.“
    Dann mach­te der Com­man­dant de Po­li­ce noch ein paar An­mer­kun­gen dar­über, wie er­freut alle Kol­le­gen bei der Pa­ri­ser Kri­po sei­en, Geza als Gast in ih­ren Rei­hen will­kom­men hei­ßen zu dür­fen. Er en­de­te mit: „Mei­ne Da­men und Her­ren, ich über­ge­be das Wort an Geza Wolf, un­se­re neue, um den sa­lop­pen Be­griff zu be­nut­zen, Gast-Pro­fi­le­rin, auf die ganz Pa­ris schaut.“ Nun gab es kein Ent­kom­men mehr.
    Alle Au­gen rich­te­ten sich auf die schma­le, aus­ge­spro­chen sport­lich wir­ken­de blon­de Frau, die mit zö­gern­den Schrit­ten das Po­di­um er­klomm und da­bei einen Zet­tel ent­fal­te­te, der in den letzten fünf­und­zwan­zig Mi­nu­ten in ih­rer Hand im­mer klam­mer ge­wor­den war. Die De­tails ih­rer spek­ta­ku­lärs­ten Fäl­le, die Geza in den kom­men­den zehn Mi­nu­ten aus­brei­te­te, woll­ten gar nicht zu der zier­li­chen Frau pas­sen, aus de­ren Mund sie er­klan­gen.
    Das lau­war­me Büf­fet rühr­te da­nach nie­mand mehr an.

    Den Abend ver­brach­te Geza da­mit, ihre we­ni­gen aus Mann­heim mit­ge­brach­ten Hab­se­lig­kei­ten in dem be­schau­li­chen Gäs­te­zim­mer ih­rer Freun­din und Kol­le­gin ein­zuräu­men. Da­ni­el­le Kahn, die aus ei­ner jü­di­schen In­tel­lek­tu­el­len­fa­mi­lie stamm­te, war eine der re­nom­mier­tes­ten Pa­ri­ser Se­xual­the­ra­peu­tin und bein­har­ten Freu­dia­ne­rin. Da­ni­el­le hat­te Geza nach DER SA­CHE nicht nur auf die Bei­ne ge­hol­fen, sie hat­te sie buch­stäb­lich ins Le­ben zu­rück­ge­holt. Nur mit ih­rer Stim­me, die­ser Stim­me, die im­mer klang, als über­nach­te die Freun­din in Gau­loi­ses-Schach­teln, und zwar fil­ter­lo­sen – und mit ih­rer

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