Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
wissenschaftlichen Publikationen und unsagbar stolz auf den Besuch der „Wölfin“, wie Geza unter ihren ehemaligen Polizeikollegen genannt wurde, war, sondern auch an der Tatsache, dass Geza mit ihrer Ausbildung in Quantico tatsächlich ein Maß an Internationalität nach Paris brachte, wie es selbst die Metropole an der Seine selten erlebte.
Die derart Geehrte war ihrerseits froh, aus dem ungemütlichen, grauweißen Mannheim herauszukommen, obwohl es zwei Tage vor Weihnachten war und Paris im Schnee versank. In Mannheim waren Weihnachtsferien, und die kleine Laura, deren Kinderzimmer Wand an Wand mit Gezas Schlafzimmer in der anderen Hälfte der Doppelvilla in der Werderstraße lag, begrüßte den Tag schon mal um halb acht mit Etüden auf dem Saxophon, das sie zwar nur sehr ansatzweise beherrschte, aber dafür umso inbrünstiger übte.
Nun war sie hier und betrachtete die Menschenmenge um sich mit gemischten Gefühlen.
Pariser Impressionen
http://www.verlag-waldkirch.de/facebook-killer1.pdf
In der Großen Lage wimmelte es nur so von Polizisten, manche in Uniform, die meisten in Zivil, die neugierig auf den deutschen Gast waren oder einfach nur das Büffet mitnehmen wollten. Geza hatte nach 10 Minuten voller Vorstellungen aufgegeben und versuchte nun nicht einmal mehr, sich Namen zu merken.
Nicht erschienen war der Mann, der sie am meisten interessierte, der, dessen Geschichte Bavarois als Köder ausgeworfen hatte, um sie mitten im Winter nach Paris zu locken: Maxime Fronzac.
Aber sie würde ihn finden, keine Frage.
Außer Bavarois’ Kollegen hatten sich an diesem Mittwochvormittag auch ein paar Kommunalpolitiker in den großen Besprechungsraum verirrt: einer von der
Union pour une Majorité de Progrès à Paris
, dessen Namen Geza schon wieder vergessen hatte, dessen Schnurrbart sie aber stark an den Lenker eines Motorrads erinnerte, und sein Kollege mit dem unaussprechlichen Nachnamen, bei dem offenbar akuter Vokalmangel geherrscht hatte und über den Madame Urain, Bavarois’ Sekretärin und gute Seele der Präfektur, gesagt hatte, er lebe nach dem Motto „Ein Sozialist ist nicht rot, er wird es nur, wenn das jemand behauptet“. Beide demonstrierten durch ihr ganzes Auftreten inklusive ständiger Blicke auf die Uhr und – im Falle des Sozialisten – hektischen Smartphone-Checkens, große Geschäftigkeit und enormen Termindruck.
Außerdem repräsentierte, vor allem sich selbst, Sous-Préfet Nicolas Lerner, Stellvertreter des Stellvertreters des Polizeipräfekten, der, wie Geza einem kurzen Gespräch bei seiner Ankunft entnommen hatte, bei städtischer Ordnung – der Bürokratenbegriff für das, wofür er bei der Polizei hauptsächlich zuständig war – in erster Linie an die Verkehrsregelung für Ströme deutscher, japanischer und amerikanischer Touristen und illegal in der Fontaine Stravinsky badende Studierende dachte. Mit pathologischen Mördern, Gezas Fachgebiet, schien der Sous-Préfet nicht so viel am Hut zu haben.
Im Raum herrschten aufgrund des neu installierten Heizsystems, das sicherlich genial war, aber sich ob seiner technischen Komplexität jeglicher Regelbarkeit durch die Hausmeisterbrigade der Präfektur entzog, gefühlte 45 Grad Celsius. Sogar der Crémant d’Alsace wurde schneller warm, als selbst die engagiertesten Gäste ihn trinken konnten. Er hatte ungefähr dieselbe Temperatur wie der gemischte Braten in den metallenen Warmhalteschalen auf dem Büffet, dessen braune Soße – gute Küche à la Präfekturkantine – bereits so weit abgekühlt war, dass sie sich mit einer wenig ansprechenden
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