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Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Titel: Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann
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der­sel­be Raum, eine dicke Holz­tür mit Me­tall­schar­nie­ren, ein zu­ge­mau­er­tes Fens­ter in hal­ber Höhe, einen Stuhl, der schon bes­se­re Zei­ten ge­se­hen ha­ben muss. Ihre Blicke wan­dern wei­ter, er­for­schen je­den Zen­ti­me­ter, den sie in Ih­rer un­be­que­men, star­ren Lage se­hen kann. Un­ter Schmer­zen dreht sie den Kopf nach links und er­kennt vage Flecken an der Wand. Ihr Blick ist wie ein falsch ka­li­brier­tes Fern­glas, sie kneift die Au­gen zu­sam­men und ver­sucht ihn scharf zu stel­len. Lang­sam neh­men die hel­len Flecken Form an - ein An­blick des Grau­ens, der ihr das Blut in den Adern ge­frie­ren und den Herz­schlag aus­set­zen lässt.
    Sie er­kennt Fo­tos und Scans an der Wand. Zu­erst sind es nur sche­men­haft Ge­sich­ter, Ge­sich­ter von Frau­en. Ir­gend­wel­che Fried­hofs­auf­nah­men, von Grab­s­tei­nen oder so. Pro­fil­bil­der wie in Fa­ce­book und an­de­ren Com­mu­ni­ties, pass­bildähn­lich. Ehe­mals lächeln­de Ge­sich­ter, teil­wei­se zer­kratzt, teil­wei­se mit ei­ner ro­ten Flüs­sig­keit bis zur Un­kennt­lich­keit be­schmiert ... durch­ge­stri­chen ... Sie er­kennt an­de­re, grau­sa­me Bil­der von Frau­en­lei­chen, ab­ge­trenn­ten Glied­maßen, auf­ge­schnit­te­nen Lei­bern und blu­ti­gen Or­ga­nen. De­tai­lauf­nah­men von zer­schmet­ter­ten Köp­fen … und Ganz­kör­per­fo­tos stran­gu­lier­ter Frau­en. Ihr stockt der Atem. Sie er­kennt ei­ni­ge der Ge­sich­ter, die sie in den Zei­tun­gen ge­se­hen hat. Alle Pa­ri­ser Ta­ges­zei­tun­gen wa­ren voll von Frau­en­mor­den in den letzten Jah­ren ... Pa­nik er­greift sie, es gibt nichts mehr schön­zu­den­ken, die Un­si­cher­heit wird zur Ge­wiss­heit. Sie ist schockiert, hat To­des­angst, ihr gan­zer Kör­per zit­tert, und Trä­nen der Ver­zweif­lung rin­nen aus ih­ren ver­quol­le­nen Au­gen. Der größte Schock steht ihr al­ler­dings noch be­vor, während der Blick ih­rer ver­letzten Au­gen lang­sam die Bil­der­wand ent­lang­wan­dert.
    Ganz am Ende der Schreckens­ga­le­rie ent­deckt sie ihr ei­ge­nes Bild, das ihr Freund von ihr auf­ge­nom­men und das sie in ihr Fa­ce­book-Pro­fil ein­ge­s­tellt hat­te. Es grinst sie an, fast höh­nisch lächelt ihr ei­ge­nes Ge­sicht zu ihr her­über, scheint sich über sie lus­tig zu ma­chen. Es ist das ein­zi­ge un­be­scha­de­te Bild, nur ei­ni­ge Trop­fen der ro­ten Flüs­sig­keit ver­un­zie­ren es, aber es ist we­der zer­kratzt noch durch­ge­stri­chen. Der Schock durch­zieht je­den Nerv ih­res Kör­pers, lässt sie sich ver­kramp­fen. Wie hat sie nur so naiv sein kön­nen? Sie hat ein Date mit dem Se­ri­en­mör­der ver­ein­bart. „Vin­cent“ gibt es gar nicht – der ach so net­te Mann aus dem Café, ihr neu­er, ihr letzter Schwar­zer Mann, hat sich hin­ter sei­nem Pro­fil vers­teckt. Al­les war ge­plant. Die Wahr­heit steht glas­klar vor ihr: Vin­cent ist Ga­bri­el und Ga­bri­el ist Vin­cent, und wahr­schein­lich ist auch Ga­bri­el nicht sein ech­ter Name. Er hat den ge­sam­ten Abend ge­nau ge­plant. Die Wor­te, die er an sie ge­rich­tet hat, die Schmei­che­lei­en und Kom­pli­men­te. Wahr­schein­lich hat er ihr in ei­nem un­be­merk­ten Au­gen­blick KO-Trop­fen ins Glas ge­tan. Wie sonst hät­te sie so schnell den Über­blick und ihre Sin­ne ver­lie­ren kön­nen? Wie hät­te er sie so leicht er­wi­schen kön­nen?
    Sie schämt sich. Nie im Le­ben hät­te sie sich sol­che Nai­vi­tät und Dumm­heit zu­ge­traut, doch jetzt ist es zu spät …
    De­fi­ni­tiv.
    Sie hört ihn her­ein­kom­men.

1
Win­ter in der Stadt der Lie­be
    22.12.2010
    Pré­fec­ture de Po­li­ce
    Rue de la Cité, Pa­ris
    Com­man­dant de Po­li­ce René Ba­varois, stell­ver­tre­ten­der Lei­ter der Pa­ri­ser Po­li­ce Ju­di­ciaire, hat­te Geza Wolf zu Eh­ren einen klei­nen Emp­fang or­ga­ni­siert: im zwei­ten Ober­ge­schoss des im Neo­re­naissances­til er­rich­te­ten Ge­bäu­des in der Rue de la Cité, in der so­ge­nann­ten Großen Lage, de­ren al­ter­tüm­li­che dunkle Stühle an der Wand hoch­ge­sta­pelt wa­ren, um Platz für die An­we­sen­den zu schaf­fen. Das lag nicht nur dar­an, dass er seit vie­len Jah­ren ein Fan ih­rer

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