Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
Profikillers Vince Vega zeigten, nur eine einzige weitere Aufnahme: Ein Schwarzweißporträt, extrem verpixelt und mit mehreren Photoshop-Filtern unkenntlich gemacht ... zweifellos Teil des Spiels. Sie lud es herunter und packte es in eine Mail, die sie an Kris Manet sandte, den IT-Guru der Spezialeinheit, in der Hoffnung, er werde am nächsten Tag seine Erkältung so weit im Griff haben, dass er wieder zum Dienst erschien oder zumindest, wenn das nicht der Fall war, von zuhause aus etwas an der Entschleierung des Bildes machen können. Dann wanderte ihr Blick wieder zum Chat-Fenster.
VINCE VEGA
Sie hat rumgehurt. Ihren Freund betrogen. Das ist dasselbe.
GEZA (DIE WÖLFIN)
Wenn du es sagst. Und was ist mit dem Fünften Gebot? Du sollst
VINCE VEGA
nicht töten. Aber Mose hat die Gesetze den Menschen gebracht.
GEZA (DIE WÖLFIN)
?
VINCE VEGA
Ich bin die Rache Gottes. Durch mich rächt der HERR!
GEZA (DIE WÖLFIN)
Ich verstehe. Du stehst demnach über den Geboten.
Offenbar sah Vince keine Notwendigkeit, diesen Punkt weiter zu erörtern. Geza starrte auf den Bildschirm, aber im Chatfenster tat sich nichts. Sie musste dranbleiben und versuchte es deshalb anders:
GEZA (DIE WÖLFIN)
Warum der Finanzmensch? War er auch untreu?
VINCE VEGA
Tu nicht so als ob dir Nicolas de Ségur unbekannt wäre.
GEZA (DIE WÖLFIN)
Was meinst du?
VINCE VEGA
Ich weiß genau, dass du weißt, dass er der Stecher deiner Freundin war.
GEZA (DIE WÖLFIN)
Hmm.
VINCE VEGA
Nimmst du es mir übel?
GEZA (DIE WÖLFIN)
Was?
VINCE VEGA
Danielle Kahn. Deine Freundin.
GEZA (DIE WÖLFIN)
Ich hasse dich dafür. Aber ich werde dafür sorgen, dass du dafür zur Rechenschaft gezogen wirst. Aber um mich geht es doch gar nicht.
VINCE VEGA
Um was geht es denn dann?
GEZA (DIE WÖLFIN)
Du wolltest meine Frage beantworten. Warum de Ségur? Wegen seiner Untreue an seiner Frau?
VINCE VEGA
Nein. Er war ein Opfer. Die Schlange hat ihn verführt.
GEZA (DIE WÖLFIN)
Die Schlange?
VINCE VEGA
Das Weib. Deine Freundin.
GEZA (DIE WÖLFIN)
Sie war also allein schuld?
VINCE VEGA
Es sind immer die Frauen. Die Männer werden verführt. Wir sind schon immer nur die Opfer von euch Schlangen. De Ségur ... war einfach aus Versehen zur falschen Zeit am falschen Ort.
GEZA (DIE WÖLFIN)
Soso. Dann bist also auch du ein Opfer, Vince. Was hat dir denn die Schlange angetan?
Urplötzlich stand ihm Schweiß auf der Stirn. Sie fragte nach seiner Frau ... dem Engel ... nach Marie-Ange ... Nein. Das ging nicht.
GEZA (DIE WÖLFIN)
Vince?
Er klickte auf das rote X im rechten oberen Bildschirmwinkel. Der Monitor wurde schwarz.
12.3.2011, 8:11
Préfecture de Police
Rue de la Cité, Paris
„Was ich Ihnen jetzt sage, wird Ihnen nicht gefallen“, waren die Worte, mit denen die Wölfin Maxime Fronzac begrüßte, als er am nächsten Morgen sehr unausgeschlafen wirkend ihr Behelfsbüro in der Präfektur betrat. Es lag direkt neben dem Raum, in dem sie am Vortag ihre Lagebesprechung abgehalten hatten, ein kleiner Büroraum, den bisher niemand gebraucht hatte und der sich deshalb als eine Art Zwischenlager für allerlei Mobiliar und Büroausstattungsgegenstände eingebürgert hatte, von denen niemand wusste, wohin damit, die aber auch vorerst noch nicht weggeworfen werden sollten. Geza hatte sich herausgesucht, was sie davon brauchen konnte und den Rest einfach stehen gelassen. Hierher konnte sie sich zurückziehen, um ungestört vom Lärmpegel im Großraumbüro arbeiten zu können.
Fronzac schnitt eine kleine Grimasse und ließ sich in ihren Besucherstuhl fallen. „Dann passt es ja ins Bild – bisher hat mir absolut gar nichts an diesem Fall gefallen.“
„Daran wird sich so schnell auch nichts ändern, fürchte ich“, erwiderte Geza und blätterte in ein paar eng bedruckten Seiten, die vor ihr auf der
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