Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
dunkelgrünen Plastik-Schreibtischunterlage mit den Zigarettenbrandlöchern lagen. „Dieser Fall ist von vorne bis hinten einfach zum Kotzen.“
Fronzac nickte und musterte die deutsche Psychologin. Im Gegensatz zu ihm wirkte sie wie aus dem Ei gepellt, ausgeruht und als sei sie schon mindestens drei Stunden produktiv am Schreibtisch zugange gewesen. „Gut geschlafen?“, fragte er, als sie aufsah.
Sie nickte lächelnd. Dann wurde sie sofort wieder ernst und sagte: „Ich habe gestern Abend mit unserem Täter gechattet. Auf Facebook.”
Fronzac kniff die Augen zusammen. „Sie sollten aufpassen“, entgegnete er müde. „Der Kerl ruft hier an und verlangt, Sie zu sprechen, er hat auf Facebook mit Ihnen gechattet – er liebt es offenbar, mit Ihnen zu spielen.“
Die Wölfin sah Fronzac fragend an, der dem Blick unverwandt standhielt.
„Dieser Kranke liebt perverse Spielchen. Er chattet mit Ihnen. Er verlangt bei seiner ersten Kontaktaufnahme Sie ganz persönlich“, sagte er. „Damit bricht er in Ihre Privatsphäre ein. Zuvor hat er eine Freundin von Ihnen getötet, meine frühere Freundin hat er entführt, und meinen besten Freund hat er erschossen. Es muss nicht sein, dass er auch noch eine liebe Kollegin ins Visier nimmt. Ich würde sagen, Sie sind in größter Gefahr, Frau Kollegin.“
„Ich verstehe, was Sie meinen“, war Gezas knappe Antwort. Innerlich amüsierte es sie, wie sie und Fronzac in diesem Gespräch die Rollen getauscht zu haben schienen. Es wirkte fast so, als sei er der Psychologe und sie die ermittelnde Beamtin. In gewisser Hinsicht war das ja auch gar nicht so falsch, immerhin hatte sie in Eigenregie mit dem Täter Kontakt aufgenommen und ihm auf den Zahn gefühlt. Fronzac schien jedenfalls etwas daran zu liegen, dass sie unbeschadet aus diesem Fall herauskam.
„Wie gesagt: Seien Sie vorsichtig.”
Sie sah ihn offen an, schien beinahe leicht zu lächeln – und dennoch konnte er ihre Miene absolut nicht deuten.
Mit rumpliger Stimme – er hatte offenbar noch keinen Kaffee gehabt – fragte Fronzac: „Hat der Chat Ihnen denn irgendwelche besonderen Erkenntnisse gebracht?”
„Es hat etwas mit seiner Frau zu tun.“ Die Wölfin zuckte die Achseln. „Was genau, weiß ich noch nicht. Ich habe Commandant Bavarois heute Morgen als Erstes gebeten, sich nochmal mit Facebook Frankreich in Verbindung zu setzen. Die haben gestern erst mal gemauert. Vielleicht kooperieren die und geben uns seine Registrierungsdaten, wenn er ihnen verrät, wer da möglicherweise ihr geliebtes soziales Netzwerk als Jagdrevier nutzte.“
Sie drehte den Laptop, den sie vor sich stehen hatte, um 90 Grad, so dass Fronzac, wenn er sich etwas vorbeugte, mit auf den Bildschirm schauen konnte. Sie tippte auf den Namen VINCE VEGA in ihrer Chatleiste; daneben prangte kein grüner Punkt. „Er ist zur Zeit offline“, erläuterte sie. „Zumindest gibt er sich nicht zu erkennen, wenn er momentan im Netz ist. Aber ich glaube ...“ Sie sah Fronzac nachdenklich an. „Nach dem, was wir ihm mit dem Interview gestern angetan haben, wird es nicht lange dauern, bis wir wieder von ihm hören. Sehen Sie?“ Sie scrollte ein Stück nach unten. Neben dem Avatar-Bild Vince Vegas, das Travolta in der gleichnamigen Rolle zeigte, stand als Status
... WIRD BLUTIGE RACHE NEHMEN.
Sie sahen einander an, und Fronzac brachte auf den Punkt, was beide dachten. „Wir sind gestern Abend zu weit gegangen. Wir wollten, dass er sich auf mich konzentriert ... aber was ist, wenn er sich stattdessen an Zoë rächt?“
„Wie gesagt, das glaube ich nicht. Sie passt nicht in sein Schema ... ich weiß nicht, was, aber mit ihr hat er etwas anderes vor. Er wird sie nicht töten.”
„Ihr Wort in Gottes Ohr.“ Mafro rieb sich mit beiden Händen das vor
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