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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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undeutbare Blick. Dann sagte Ballester: „Wir haben keine Ahnung, wobei genau Sie der DSCS helfen, Docteur Wolf. Wir haben Sie hergebeten, weil der Täter dem Toten Ihre Visitenkarte auf die Stirn getackert hat. Das fanden wir bemerkenswert.“

    Nach dieser Eröffnung brauchte Geza ein paar Minuten, um sich so weit zu sammeln, dass sie sich der Begegnung mit der Leiche des Geliebten ihrer Freundin gewachsen fühlte. Die drei Franzosen hielten diskret Abstand. Sie überbrückte die Zeit mit einer Musterung des Schauplatzes.
    Man sah dem knallroten, würfelförmigen Stahlpavillon, der etwa doppelt so hoch war wie Geza groß, jedes Jahr an, das er seit Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts hier am Rande des Parks verbracht hatte. Wind und Wetter hatten ihm zugesetzt. Eine hüfthohe Betonmauer trennte das Gebäude, dessen ebenfalls knallrote Stahlklappläden sämtlich geschlossen waren, vom belebteren Teil des Parks. Dahinter erstreckte sich eine akkurat geschnittene, weitläufige Rasenfläche, dahinter dann mehrere in der Mittagssonne blitzende Stahlmasten und eine Baumreihe. In der Ferne erhob sich das zum Symbol La Villettes geworden Géode, ein 3-D-Kino, das in einer spiegelnden Kugel untergebracht war.
    Auf dem Dienstweg, auf dem auch Fronzac und sie gekommen waren, näherte sich wie in Zeitlupe ein Leichenwagen.
    „Sieht alles trügerisch friedlich aus“, sagte Geza, riss sich zusammen und näherte sich dem Pavillon. „Wann wurde der Tote entdeckt?“
    „Am frühen Morgen, von einem der Wachleute des Parks“, antwortete Ballester, der neben ihr her gewatschelt kam. „Zwei uniformierte Kollegen haben ihn mit rüber in die Angestelltencaféteria genommen und befragen ihn da. Die Ärmste steht unter einem ziemlichen Schock. Ist noch ein ganz junger Kerl, keine dreißig.“
    „Verzeihen Sie – ich muss noch kurz telefonieren, ehe wir reingehen“, sagte Geza und zückte ihr Handy. Sie wollte Danielle die schlimme Nachricht lieber selbst überbringen, als es einem routinierten, letztlich aber völlig unbeteiligten Polizisten zu überlassen. Sie wählte Danielles Nummer, aber nach viermaligem Klingeln meldete sich die Mailbox ihre Freundin. Geza biss die Lippen zusammen und steckte das Handy wieder weg. Ballester warf ihr einen merkwürdigen Blick zu, sagte aber nichts. Sie blinzelte gegen die französische Mittagssonne an und folgte Commissaire Ungerer, der seinerseits telefoniert hatte und nun forschen Schrittes um den Pavillon herumging. Mit einem schicksalsergebenen Achselzucken schloss sich auch Ballester an.
    „Die Spurensicherer sind fertig, aber ansonsten haben wir alles so gelassen, wie es war … auch den Toten“, schnaufte er, während er sich Mühe gab, mit seinen kurzen Beinen mit Gezas weit ausgreifendem Gang Schritt zu halten.
    „Gut so“, murmelte sie geistesabwesend.
    „Wir haben im Übrigen auch Docteur Zach, unseren Gerichtsmediziner, hergebeten. Er war noch mit einem dringenden Bericht beschäftigt, sollte aber gleich hier sein.“
    Dann hatten sie den Pavillon umrundet. Sitzgruppen aus Betonguss waren scheinbar willkürlich unter den Bauminseln auf dem betonierten Bereich vor dessen Eingang verteilt. Ein gutes Stück weiter fiel der Hügel, auf dem der Pavillon stand, zur Géode hin ab. Die rote Stahltür, die ins Innere des Pavillons führte, stand weit offen. Geza musterte das Vorhängeschloss, das locker in der Öse an der Tür baumelte.
    „Sieht nicht aus wie ein Einbruch“, murmelte sie. „Darf ich?“
    Commissaire Ungerer wies ins Innere des Pavillons und reichte ihr wortlos ein paar Einweg-Papierüberschuhe, wie sie auch die Kollegen von der Spurensicherung daheim benutzten. Geza streifte sie über ihre schwarzen Stiefeletten und trat an ihm vorbei ein. Ungerer betätigte einen Lichtschalter innen neben der Tür.
    Geza nahm zuerst den Geruch wahr, die vertraute olfaktorische Mischung aus den diversen Chemikalien, die die Tatortermittler zum Einsatz brachten, und dem unverwechselbaren Gestank des Todes. Geronnenes Blut, entleerte Eingeweide, Urin und Angst.
    Die Wölfin sah sich um: Sie stand in einem augenscheinlich lange ungenutzten Stahlcontainer, dessen Wände ringsum vom Boden bis zur Decke mit billigen Stahlregalen bedeckt waren. Der abseits gelegene Pavillon war zum Lagerraum umgerüstet worden, aber hier lagerte nichts. Geza ging ein paar Schritte hinein. Wie so häufig an Tatorten versank sie ganz in ihrer Innenwelt, war nur noch Wahrnehmung, registrierte,

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