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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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speicherte, um später in Ruhe das Gesehene auszuwerten und zu Schlussfolgerungen zusammenzusetzen.
    Es knirschte unter ihren Füßen, als Geza in ihren Überschuhen vorsichtig über getrocknetes Laub, Betonstaub und allerlei Unrat stieg. An der gegenüberliegenden Wand war ein Zugsystem aus Stahlseilen, Umlenkrollen, Befestigungsklammern und Halogenspots montiert, das sich über die gesamte Rückwand und die Hälfte der Decke erstreckte. Geza hatte Ähnliches sowohl auf der Expo in Hannover als auch auf der Documenta in Kassel gesehen. Viele moderne Museen verwendeten solche oder ähnliche Systeme, wenn es galt, im Rahmen von Installationen oder vergleichbaren Kunstpräsentationen schwere Ausstellungsstücke von Decken und Wänden abzuhängen. Dahinter an der Wand befand sich eine rohe Lattenverschalung, die offenbar von irgendeinem Ausstellungsprojekt übrig oder auch nie fertiggestellt worden war.
    Der Mann, der daran hing, war unübersehbar tot.
    Geza trat dicht vor den toten Geliebten ihrer Freundin, der einen sehr unerfreulichen Anblick bot – nicht zuletzt, weil er kopfunter an der Lattenverschalung hing und sich alles Blut in seinem Kopf gesammelt hatte, was diesem das Aussehen eines blauvioletten Ballons verlieh. Eine schwärzlich-rote Zungenspitze lugte aus einem Mundwinkel. Nicolas de Ségur war nackt bis auf eine weiße Calvin-Klein-Retrounterhose mit Eingriff, die er im Tod besudelt hatte. Sein gesamter winterblasser, leicht übergewichtiger, jetzt bläulich verfärbter Leichnam war über und über mit winzigen Schnitten übersät, die Geza an eine Freundin erinnerten … sie war Selbstverletzerin gewesen und hatte sich mit Rasierklingen geritzt. Nun, der tote Finanzberater hatte sich das definitiv nicht selbst angetan. Die Schnitte waren zwar oberflächlich, hatten aber stark geblutet, so dass ein dünner rötlicher Film über das bläuliche Weiß verschmiert war. Auch auf dem schmutzigen Betonboden unter dem Kopf des Toten hatten sich mittlerweile geronnene, kleine Blutlachen gebildet; Geza schrieb sie den zahlreichen Ritzen in dem markanten Gesicht de Ségurs zu.
    Die Arme des Leichnams waren seitwärts ausgestreckt, die Beine nach oben gestreckt und leicht gespreizt. Durch die nackten Füße und die Handflächen des Toten waren Stahlnägel getrieben, die annähernd so dick waren wie Gezas Daumen und sich mit solcher Wucht in die Latten gebohrt hatten, dass sich rings um die Stellen des Eindringens spinnennetzförmig nach außen strebende Rissmuster im Holz gebildet hatten. Eine obszöne, lästerliche Zurschaustellung der Wehrlosigkeit des Todes.
    „Stahlnägel, mit einem Druckluftnagler durch Hände und Füße gejagt“, sagte die Stimme Raphael Zachs dicht an ihrem Ohr und riss Geza damit aus ihren Gedanken.
    „Wie bitte?“, fragte sie irritiert.
    „Man verwendet die Dinger gern zum Verschalen und ähnlichen Aufgaben in der Industrie“, erklärte der Pathologe und kauerte sich dicht vor das Opfer, um es genauer in Augenschein zu nehmen. „Muss höllisch wehgetan haben.“
    „Das war dem Täter offensichtlich egal“, versetzte Geza trocken. „Hier ging es ja augenscheinlich gerade um das Zufügung schmerzender Wunden … um Folter.“
    Der Glatzkopf ignorierte ihren Einwurf und beugte sich noch näher an die Leiche. Dann erhob er sich und näherte sich dem rechten Fuß, bis er fast mit der Nase gegen dagegen stieß, und murmelte: „Faszinierend …“
    „Was können Sie mir so auf Anhieb sagen, Doktor Zach?“, versuchte Geza erneut, eine fachliche Kommunikation in Gang zu bringen. „Was fällt Ihnen dazu ein, was Sie hier sehen – und bringen Sie es mit unserem Serienmörder in Verbindung?“
    „Möglich“, antwortete er geistesabwesend. „Diese Wundmale … man muss unwillkürlich an eine Anspielung auf die Kreuzigung Jesu oder der christlichen Märtyrer denken, auch wenn in den allgemein übliche Darstellung die Füße der Gemarterten mit einem gemeinsamen Nagel durchbohrt sind …“
    „Woran ist er denn gestorben?“, fragte Geza.
    „Woher soll ich denn das wissen, ohne ihn auf dem Tisch gehabt zu haben?“, lautete die fast heiter klingende Antwort. „An den Schnittwunden jedenfalls nicht. Das hat zwar sicher ebenfalls wehgetan wie die Hölle und, wie man sieht, auch ganz schön geblutet, aber sie waren nicht die Todesursache. Nicht einmal annähernd tief genug. Ich vermute mal, der Mann ist an einem Apoplex gestorben.
    „Bitte?“
    „Hirnschlag – das Platzen von

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