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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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in unsere Leben eingreift – erst tötet er Danielle, dann entführt er Ihre ehemalige Lebensgefährtin. Dann ruft er uns an. Ich bin im Übrigen sicher, dass er wusste, dass wir gerade Lagebesprechung hatten – er hat für seine Kontaktaufnahme den Zeitpunkt des maximalen Effekts gewählt. Dann fordert er mich heraus, mich ihm zu stellen – im Netz, auf Facebook, in seinem Revier. Er will mich treffen, aber nicht physisch, sondern virtuell. Wenn wir einander begegnen, soll es ein Heimspiel für ihn sein. Auch das passt genau zu seinem Kontrollzwang.” Sie unterbrach sich und sah zu Fronzac hinüber.
    Der erhob sich und strich seinen Anzug glatt. „Dann schätze ich, es ist allerhöchste Zeit, dass wir ihm das Schlimmste antun, was er sich nur vorstellen kann.“
    „Woran denken Sie?“, fragte sie, obwohl sie ziemlich sicher war, dass Fronzacs Gedanken und die ihren in dieselbe Richtung gingen.
    „Wir entreißen ihm die Kontrolle“, sagte Mafro. „Wir manipulieren die Medien und wenden die Tatsache, dass er momentan der heiße Scheiß in allen französischen Boulevardblättern und TV-Magazinen ist, gegen ihn.“
    „Das wird ihm ganz und gar nicht gefallen”, warnte Geza. „Bisher hat er uns – und vor allem Sie als Person – vorgeführt, uns lächerlich gemacht und gezeigt, dass er die Polizei verarschen kann, wie es ihm gefällt. Wenn Sie Ihrerseits jetzt ihn manipulieren, wird er sich extrem bedroht fühlen – und er hat Zoë.”
    Mafro lächelte grimmig. „Sie meinen, er wird mich als Bedrohung wahrnehmen? Gut. Denn das ist genau, was ich will – und was ich bin. Ich werde keine Sekunde länger wie eine Marionette an seinen Fäden tanzen. Ich werde ihn finden, und ich werde ihm den Arsch aufreißen, und wehe, er hat Zoë auch nur ein Haar gekrümmt.”
    Die Wölfin biss die Lippen zusammen, nahm den Telefonhörer und hielt ihn Fronzac hin. „Alles klar. Ziehen wir’s durch.”
    „In Ordnung“, sagte der und wählte die interne Rufnummer René Bavarois’, um sich Rückendeckung für eine sehr riskante Strategie zu holen.

    Dr. Dr. Nadine Eude, Kriminalpsychologin der DSCS, kam im flauschigen weißen Frotteebademantel aus dem Badezimmer und schaltete den Fernseher ein. Als das blaue Startbild verschwand und Claire Chazal, das wie stets makellos zurechtgemachte Gesicht ihre Lieblings-Nachrichtensendung
Journal de 20 heures
, auf dem Bildschirm erschien, warf sie die Fernbedienung auf den ledernen Sessel, auf dessen Zwilling sie sich gleich zu setzen gedachte, und rubbelte ein letztes Mal mit ihrem Frotteehandtuch-Turban durch ihr weißblondes Haar, ehe sie das Handtuch abnahm. Nadine hatte sich extra mit dem Duschen beeilt. Sie war nach diesem ereignisreichen Tag deutlich später als sonst aus der Präfektur nach Hause gekommen, wollte aber auf keinen Fall die Nachrichten verpassen. Wenn sie es irgend einrichten konnte, sah sie sie jeden Abend und aß dabei etwas. Ein Ritual seit Jahren, eine Querstrebe in dem festen Rahmenwerk, in das die Kriminalpsychologin ihr Leben eingepasst hatte. Eine von vielen tatsächlich – Nadine Eude war überzeugt, dass Menschen Struktur brauchten, um glücklich zu ein.
    Diesmal hatte sie von unterwegs aus dem Auto ihren Lieblings-Takeaway-Chinesen angerufen, der auch prompt geliefert hatte. Sie befreite die hohe Pappschachtel, den kleinen Styroporbecher mit der Pekingsuppe und den mit pseudochinesischen Schriftzeichen bedruckten Papierstreifen mit den Einwegstäbchen aus der neutralen weißen Plastiktüte und schaute erwartungsvoll auf den Schirm.
    Es konnte ja immerhin sein, dass in den Nachrichten etwas über ihren Fall kam.
    „Heute Abend begrüßen wir sie zu einem ganz besonderen, exklusiven Live-Interview aus unsere Pariser Hauptstadtstudio“, hörte sie Claire Chazal sagen. Ihr wohlgeformtes Gesicht, dem man die 55 Jahre mittlerweile ansah, füllte die Fläche aus; ihre Augen schienen sich an Nadines Gesicht zu heften.
    „Seit Tagen kocht die Gerüchteküche der Stadt heftig, was den Fall des Mehrfachmörders angeht, den die schreibende Zunft so reißerisch als den ‚Facebook-Killer‘ bezeichnet. Nun, heute hat er von sich aus Kontakt mit der Polizei aufgenommen“, fuhr Chazal fort.
    Nadine Eude war wie vor den Kopf geschlagen. Wie kam diese Meldung schon ins Fernsehen? Bavarois hatte doch im Anschluss an das aus ihrer Sicht völlig missglückte Telefonat ihrer deutschen Kollegin mit dem Facebook-Killer ausdrücklich eine allgemeine

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