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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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bevorzugten Methoden, ohne Ankündigung irgendwo zu erscheinen, um zu stören und die Menschen aus der Ruhe zu bringen. Er wußte, daß sie sein durchsichtiges Gewand gewahrten, das bis zu seinen Knöcheln hinabfiel und einen Rock bedeckte, der von einem rotgoldenen Gürtel gehalten wurde. Seine lange Amtsperücke und der Dolch mit Intarsien zogen Aufmerksamkeit auf sich, ebenso wie die beiden Männer, die wie Leibwachen hinter ihm standen. Nur ein großer Mann kleidete sich in feine Gewänder, trug die Klinge eines Kriegers und befehligte Wagenlenker.
    »Mein Name ist Meren.« Beim Klang dieses Namens bewegten sie sich wie Papyrusrohre im Nordwind. Vier Häupter senkten sich, und Meren nahm ihre Verbeugungen zur Kenntnis. »An der heiligen Stätte der Einbalsamierung ist ein Unrecht geschehen, und ich wurde beauftragt, den Verbrecher zu jagen, der den Schreiber Hormin ermordet hat.«
    Meren hob seinen Fuß aus dem Gewürzhäufchen, umging die Fayence-Scherben und nahm auf einem Sessel aus Zedernholz Platz, dessen Füße wie die eines Löwen geformt waren.
    »In diesem Haus wurde ein Diebstahl begangen?« fragte Meren.
    Vier Köpfe nickten.
    »Vergangene Nacht?«
    Erneutes Nicken.
    Meren blickte von einem gebeugten Haupt zum nächsten und entschloß sich, diese Phalanx aufzubrechen. Wenn er jeden einzelnen allein mit seinen Fragen konfrontierte, würde es für sie unmöglich sein, weiterhin zu schweigen.
    »Ich werde das Haus inspizieren und jedes Familienmitglied befragen.« Meren nickte der älteren Frau zu. »Ihr, Madame, seid die Frau des Hormin?«
    »Ja, Herr.«
    Das war die Stimme der Frau, die geschrien hatte, als er die Treppe heraufgestiegen war.
    »Führt Eure Familie in das Eßzimmer und erwartet meine Befehle.« Aus Erfahrung wußte er, daß die Furcht vor einem bevorstehenden Verhör durch den Falken des Pharao schon so manch eine Zunge gelöst hatte.
    Einer seiner Männer geleitete die Familie nach draußen und führte sie in ihre Zimmer. Als sie fort waren, bestellte Meren den Türsteher zu sich, der in Begleitung des Haushofmeisters erschien. Mit diesem Führer und seinem Gehilfen machte Meren einen Rundgang durch das Haus.
    Es war das Haus eines wohlhabenden Schreibers, von denen es in der Hauptstadt des Reiches etliche gab. Im Untergeschoß befanden sich die Arbeitsräume, die zum Weben, Brotbacken und zur Verrichtung anderer Hausarbeiten genutzt wurden. Darüber lag eine Empfangshalle und das Eßzimmer, und im zweiten Stockwerk befanden sich die Schlafräume der Familie und der Waschraum. Die Küche war auf dem Dach.
    Meren fand dieses Haus ganz gewöhnlich. Es war weiß verputzt und mit Bändern aus Lotusblüten und geometrischen Figuren in strahlendem Rot, Blau, Gelb und Grün bemalt. Das Mobiliar war einfach. Die Betten, Tische, Stühle und Sessel waren aus ordentlichem, aber keineswegs teurem Holz, die Sitze bestanden aus gewobenen Binsen.
    Auf dem Rückweg steckte Meren seinen Kopf durch die Tür von Hormins Schlafkammer. Am Ende des Zimmers befand sich das Bett; Kleidertruhen und ein Ankleidetisch standen an der Wand. Einer seiner Männer kniete vor einer Truhe, die Hormins Röcke enthielt, hob jeden einzelnen in die Höhe und legte ihn auf den Boden.
    Meren wandte sich ab und eilte in den Raum, wo er zuerst Hormins Familie begegnet war, es war das persönliche Arbeitszimmer des Schreibers gewesen. Hier waren die Möbel aus Zedernholz, welches mit Intarsien aus Ebenholz und Elfenbein verziert war. Hormins Stuhl und Tisch waren mit Blattgold verziert, und es gab drei Truhen und vier Vorratskisten, die alle aus kostbarem Holz waren. Eine war sogar auch mit Elfenbein- und Ebenholzintarsien verziert. Verschiedene Lampen aus Alabaster standen auf den Tischen, und einer der geschnitzten Kästen war auch aus Alabaster.
    In jedes einzelne Möbelstück war Hormins Name eingeschnitzt. Meren griff nach dem Obsidianknauf am Deckel des Alabasterkastens, hob den Deckel hoch und legte ihn daneben. Darin befanden sich vierzehn Glasflaschen und Phiolen. Meren öffnete eine Phiole und atmete den Duft ein. Er öffnete ein Töpfchen und berührte mit der Fingerspitze die darin befindliche Salbe. Es war ein Balsam, dem Duft nach zu schließen sogar ein sehr kostbarer Balsam aus fremdländischen Gewürzen und Harzen. Doch es war nicht der Geruch, den er an Hormins Rock wahrgenommen hatte.
    Meren stellte die Salbe zurück, rief den Türsteher zu sich und befahl ihm, die Frau des Hormin zu ihm zu bringen. Er machte

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