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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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Lippen. Die anderen starrten ihn ebenfalls an. Plötzlich zerstreuten sie sich alle in unterschiedliche Richtungen und ließen den Weinausschenker zurück, der Meren entgegentrat. Er stellte den Krug zu Boden, kam näher, machte eine Verbeugung und murmelte eine Begrüßung.
    »Ich wünsche einen Mann zu sprechen, den man Bakwerner nennt«, sagte Meren.
    »Das bin ich, Herr.«
    Meren schlenderte zu einem Regal hinüber, und Bakwerner war gezwungen, ihm zu folgen. Meren nahm eine Papyrusrolle heraus, rollte sie auseinander und studierte die handgeschriebenen Hieroglyphen darauf.
    »Warum wünschtet Ihr dem Schreiber Hormin den Tod?« Meren war stolz auf seine Fähigkeit, einen Wasservogel aus dem Sumpf aufzuscheuchen.
    Bakwerner wurde tiefrot und begann zu stottern. Dann fand er seine Sprache wieder. »Herr, jemand hat Euch eine Lüge erzählt. Ich habe ihm niemals ein Leid zugefügt. Wir hatten Streit miteinander, aber Hormin hatte mit vielen Streit. Wir alle haben davon gehört, daß jemand ihn getötet hat, aber keiner von uns hat an diesem Morgen die Amtsräume verlassen. Ich bin unschuldig – wir alle sind unschuldig.«
    »Ihr habt vor drei Tagen versucht, Hormin zu erwürgen«, sagte Meren. Er rollte die Papyrusrolle wieder zusammen und blickte Bakwerner aufmerksam ins Gesicht. »Ich bin weder Richter noch Statthalter. Gnadengesuche oder Ausflüchte interessieren mich nicht. Also löst Eure Zunge, sonst werdet Ihr zur Begleitmusik der Peitsche oder des Stocks singen.«
    Bakwerner fiel auf die Knie und brabbelte. »Gnade, höchster Herr. Ich bin unschuldig. Es ist wahr, daß Hormin und ich uns geprügelt haben, aber Ihr wißt ja nicht, was er getan hat. Vor drei Tagen legte ich die Aufzeichnungen über die Steuern der Stadt Busiris in ein Regal, das Hormin gehörte. Das war ein Fehler, Herr, ein normaler Fehler. Aber Hormin warf die Aufzeichnungen in meiner Abwesenheit fort. Die gesamten Aufzeichnungen der fälligen Tributzahlungen der Stadt Busiris. Einfach weg. Er behauptete, daß er sie sich nicht angesehen hätte, daß sie in seinem Regal nichts zu suchen gehabt hätten, und er sie deshalb weggeworfen hätte.«
    »Also habt Ihr ihn getötet.«
    »Nein, Herr. Das heißt, ich war wie besessen. Er tat es absichtlich, weil er eifersüchtig war. Er wußte, daß ich der bessere Schreiber bin. Nein, Herr, nachdem wir uns geprügelt hatten, wurde mir der Dämon, der von mir Besitz ergriffen hatte, ausgetrieben, und ich rührte Hormin nicht wieder an.«
    »Wenn Ihr den Mann also nicht getötet habt, dann sagt mir, was Ihr über diejenigen wißt, die eines Mordes eher fähig gewesen wären.«
    Bakwerner lehnte sich zurück und setzte sich auf die Fersen. Sein Blick glitt von Merens Rocksaum auf den Boden neben ihm. »Herr, keiner hatte mehr Grund, Hormin den Tod zu wünschen als seine eigene Familie. Wendet Euer Augenmerk der Frau und den Söhnen Hormins zu.«
    »Ja?«
    »Hormin war ein Mann aus dem Volk, der Sohn eines Metzgers, der die Aufmerksamkeit eines Schreibers der Felder erweckte. Für einen Mann von so niedriger Abstammung stieg er zu höchsten Höhen auf, doch er behielt seine Frau statt sie zu verstoßen und sich eine Frau von hohem Stand zu nehmen. Aber Hormin bot seiner Frau nur ein einfaches Leben, er kaufte ihr keine kostspieligen Juwelen oder Kleider, und er teilte seine Besitztümer nur sehr sparsam unter seinen Söhnen auf, obwohl sie mittlerweile erwachsen sind.«
    Bakwerner schluckte und senkte die Stimme. »Und er war eifersüchtig auf seinen eigenen Sohn. Djaper nimmt Wissen in sich auf wie ein Krokodil Fische verschlingt. Der Junge ist zwanzig, aber er weiß bereits erheblich mehr als Hormin wußte, obwohl er doppelt so alt war.«
    Meren ging um Bakwerner herum, bis er direkt hinter ihm stand. Er ließ den Mann auf dem Boden sitzen und darauf warten, daß er zu ihm sprach. Bakwerner wischte sich die Schweißperlen von der Oberlippe.
    »Wo wart Ihr diese Nacht, Bakwerner?«
    Der Schreiber wollte schon beinahe den Kopf in seine Richtung drehen, aber er hielt gerade noch rechtzeitig inne. »Zu Hause, Herr.«
    Meren verließ ruhig das Amt für Aufzeichnungen und Tributzahlungen und ließ Bakwerner auf dem Boden vor den Regalen sitzend zurück. Draußen machte er sich, begleitet von seinen beiden Wagenlenkern, die seine Leibwache und seine Schatten waren, auf den Weg zum Haus des getöteten Schreibers. Er ging gerne zu Fuß. Währenddessen hatte er Gelegenheit nachzudenken, ohne daß er von Dienern

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