Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
Vom Netzwerk:
alten Hof, weil Hormin den Ackerbau nicht mag. Djaper pflichtete Imsety bei, aber Hormin wollte den Hof nicht abtreten. Er ermöglicht uns ein Leben in Wohlstand, zusammen mit Hormins Einkünften aus seiner Tätigkeit als Schreiber. Imsety hatte vor, den uns zustehenden Anteil seinem Vater zu übergeben, aber Hormin machte diese Vorstellung nur wütend.« Selket machte eine Handbewegung. »Söhne und Väter werden sich schon einigen, die Wünsche einer Mutter spielen dabei keine Rolle.«
    Meren erhob sich und bedeutete Selket, sitzen zu bleiben. Er beugte sich hinab und hob ein Bündel Papiere vom Boden auf, bei denen es sich um Rechnungen für den Haushalt handelte.
    »Fahrt fort, Herrin.«
    »Mein Gatte ging in das Amt für Aufzeichnungen und Tributzahlungen und kehrte gegen Mittag zurück. Er aß und ging zu ihr, aber sie stritten sich wieder. Ich konnte hören, wie sie ihn anschrie, obwohl sie in ihrem Zimmer waren. Sie wollte, daß Hormin ihr ein paar Armbänder schenkte, aber er wollte nicht.«
    Selket lachte, und Meren zuckte zusammen angesichts des lauten, bellenden Geräuschs.
    »Ich hörte, daß er sie schlug, dann ging er, und kehrte bis zum Nachmittag nicht zurück. Nachdem er aus dem Haus gegangen war, rannte Beltis fort.«
    Meren legte den Kopf zur Seite. Die dicken Strähnen seiner Perücke fielen auf seine Schulter, und er bedeutete ihr mit einem Kopfnicken, daß sie fortfahren sollte.
    Selket schniefte. »Sie läuft dauernd weg. Zu ihren Eltern in die Nekropole am Westufer. Hormin holt sie immer wieder zurück. Das tat er unglücklicherweise auch gestern. Als sie zurückkamen, aßen wir alle zu abend.« Selket machte eine Pause und betrachtete nachdenklich ihre braunen Hände. »Mein Mann verbrachte den Rest des Abends mit ihr, und ich weiß nicht, was sie taten. Als ich mich heute morgen erhob, wußte ich nicht, daß er gar nicht mehr im Haus war, bis Djaper nach ihm suchte und ihn nicht finden konnte. Auf der Suche nach meinem Mann fanden wir sein Arbeitszimmer verwüstet und geplündert. Später kam ein Priester vom Tempel des Anubis und berichtete mir, daß er tot ist.«
    Selket preßte die Lippen aufeinander, und Meren bemerkte überrascht, daß eine Träne in ihrem Augenwinkel stand. Manche Frauen würde er niemals verstehen. Sie trauerte um Hormin; er wäre an ihrer Stelle schon vor langer Zeit versucht gewesen, diesen Mann ins Jenseits zu befördern.
    »Und Eure Söhne«, sagte Meren. »Ihr sagt, daß sie mit ihrem Vater stritten.«
    Die Tränen versiegten sofort, und Selket schüttelte den Kopf. »Nur ein bißchen. Es sind gehorsame Söhne. Imsety sorgt für den Hof draußen vor der Stadt. Er kam nur her, um seinen Vater zu bitten, das Anwesen auf seinen Namen zu übertragen, und er wird bald zurückkehren müssen, um die Ernte zu beaufsichtigen. Djaper tritt in die Fußstapfen seines Vaters, und ich hoffe, er wird Hormins Platz einnehmen im Amt für Aufzeichnungen und Tributzahlungen.«
    Meren raschelte mit den Papyrusblättern in seiner Hand. Er nahm wieder Platz und legte die Papiere neben sich auf einen Tisch. Einer seiner Gehilfen würde die Dienerschaft befragen, um die Geschichten über die Familienhändel bestätigen zu lassen. Er ging jedoch davon aus, daß alle angeben würden, die ganze Nacht durchgeschlafen zu haben, denn, wenn man nicht gerade privilegiert war, so war der Arbeitstag heiß und lang. Er begann mit dem ersten Tageslicht und endete mit dem Einbruch der Nacht.
    Meren klopfte mit den Fingern auf die Armlehne und betrachtete nachdenklich die Furche zwischen Selkets Brauen. Diese Frau war für ihren Mann wenig mehr als eine Haushälterin gewesen. Ihr Groll brodelte an der Oberfläche wie geschmolzenes Kupfer im Schmelztiegel des Schmieds. Die beiden Frauen hatten sich um Hormin bemüht wie zwei Schakale, die um ein Aas kämpften. Hormin war in seine Konkubine Beltis verliebt gewesen, aber er hatte seine Frau nicht verstoßen. Warum?
    »Herrin«, sagte Meren. »Euer Gatte war der Sohn eines Metzgers, der die ehrenhafte Position eines Schreibers erlangte. Darauf müßt Ihr sehr stolz sein.«
    Selkets wettergegerbtes Gesicht entspannte sich und Meren gewann eine Vorstellung davon, wie sie als junge Frau ausgesehen hatte, als ihre Augen noch vor Stolz gestrahlt hatten und ihr Antlitz noch nicht durch die Hitze des Zorns entstellt gewesen war.
    »Er arbeitete hart und achtete sorgfältig darauf, denjenigen Würdenträgern zu dienen, die ihn in die richtige Position setzen

Weitere Kostenlose Bücher