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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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war Zeit, die Familie heimzusuchen und sie in Angst und Schrecken zu versetzen, und zwar sofort, bevor sie noch richtig wach waren. Er nahm einige Krieger und seinen Gehilfen Abu mit und platzte ins Haus seiner Opfer hinein, als sie gerade speisten. Er traf Imsety und seine Mutter, die an einem kleinen Tisch saßen, der mit Brot und Bier gedeckt war. Diener eilten ihm aus dem Weg, als er sich den beiden näherte. Meren funkelte Selket an.
    »Herrin, Eure Söhne sind Diebe und sehr wahrscheinlich auch Mörder.«
    Selkets Mund war voll; sie schluckte etwas herunter, dann hustete sie. Imsety blieb ruhig und klopfte seiner Mutter auf den Rücken. Selket griff nach ihrem Becher und nahm mehrere Schlucke. Um Atem ringend schüttelte sie den Kopf.
    »Ihr streitet meine Worte ab?« rief Meren. Er kniff die Augen zusammen, so daß sie fast geschlossen zu sein schienen und fixierte sie. »Vielleicht steckt Ihr ja selbst hinter diesem Übel.«
    Imsety erhob sich und warf dabei seinen Stuhl um, der zu Boden fiel. »Nein!«
    Zwei Leibwächter kamen hinter Meren hervor und zückten ihre Krummsäbel. Imsety streckte seine Arme aus und trat einen Schritt zurück. Auf ein Wort von Meren machten die Leibwächter auf halber Strecke zwischen ihrem Anführer und Imsety halt.
    »Bitte, Herr, meine Söhne sind unschuldig.« Selket war auf die Knie gefallen.
    Meren blickte sich im Zimmer um, dann schritt er ohne ein weiteres Wort hinaus. Er konnte sich an den Weg zu Djapers Zimmer erinnern, öffnete die Tür und ging hinein. Sofort nahm er den Gestank war. Hinter ihm schnüffelte Abu und fluchte. Meren spürte die Hände seines Assistenten. Er wurde sprichwörtlich aus der Kammer gezerrt. Abu schoß mit gezogener Waffe hinein. Meren betete zu Amun um Geduld, während Abu das Zimmer absuchte, denn es würde ihm nicht erlaubt sein, einzutreten, bis sein Gehilfe nicht davon überzeugt war, daß es keine Bedrohung für ihn darstellte.
    »Tretet ein, Herr.«
    Durch die hohen Fenster des Zimmers fiel diffuses Licht. Auf der gegenüberliegenden Seite der Tür stand das Bett, und auf dem Bett lag hingestreckt und regungslos – Djaper. Neben dem Bett stand ein Nachttopf, der unter seinem dazugehörigen Stuhl hervorgezogen worden war. Djaper hatte sich dort hinein erbrochen.
    Abu stand neben dem Bett. »Er ist schon kalt, Herr.«
    »Schickt nach meinem Arzt und nach Verstärkung.«
    Meren untersuchte den Leichnam. Er war bereits steif, Djaper mußte also schon seit einigen Stunden, jedoch nicht länger als einen Tag, tot sein. Meren hatte schon vor langer Zeit gelernt, daß der Körper sich dagegen wehrte, wenn das Ka ihn verließ. Es war, als ob er vor Furcht erstarrte. Schließlich erschlafften die Muskeln dann wieder, und Meren hatte sich schon häufig gefragt, ob dies die Ankunft der Seele an ihrem Zufluchtsort anzeigte. Djapers Seele war, wie es schien, noch nicht angekommen. Er war irgendwann während der Nacht gestorben – ganz plötzlich bevor Meren noch mit ihm sprechen konnte.
    Meren warf einen Blick auf den widerwärtigen Inhalt des Nachttopfes und bemerkte, daß Djaper seinen Magen entleert hatte. Der Inhalt war bereits erstarrt, woraus er schließen konnte, daß es noch vor Mitternacht geschehen sein mußte. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf den Boden neben dem Bett, wo ein glasierter Becher neben einer kleinen Amphore lag. Er nahm den Becher in die Hand. Er war leergetrunken worden, nur ein paar Tropfen Bier waren noch darin. Meren roch daran und rümpfte die Nase. Kein besonders hochwertiges Bier. Er nahm die Amphore von ihrem Ständer herunter. Dabei streifte das Lehmsiegel, das an einem Faden befestigt war, seine Finger und er nahm den Geruch des Amphoreninhalts wahr. Sie war noch halb voll und enthielt das gleiche saure Bier wie der Becher, doch der bittere Geruch war noch stärker.
    Meren tunkte den Finger in das Bier und berührte ihn mit der Zunge. Er zog eine Grimasse und stellte die Amphore weg. Als er wieder aufrecht stand, wurde ihm schwindelig. Dann hatte er das Gefühl, fortzutreiben und schwankte. Er keuchte und atmete tief ein. Dann trat er vom Bett weg und stützte sich, mit einer Handfläche gegen die nächstgelegene Wand. Er wartete und tadelte sich selbst wegen seiner gefährlichen Neugier. Nach und nach kehrte sein Körper in den Normalzustand zurück, nur eine seltsame Lethargie, verbunden mit einem Hochgefühl, blieb.
    Meren verschränkte die Arme über der Brust, sammelte sich und blickte im Zimmer umher.

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