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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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die Feinde des Pharao mit Eifer verfolgte. Die Minuten flossen dahin, und während sie das taten, wuchs das Risiko.
    Meren legte das Einbalsamierungsmesser beiseite, rieb sich die Augen und griff nach dem Stapel Papyrusrollen, die die Zusammenfassung der Untersuchungen der letzten Tage enthielten. Irgendwo in diesen Berichten war die Information, die er suchte. Irgendwo.

Kapitel 11
    Kysen wurde durch einen Schrei aus dem Schlaf gerissen und schoß aufrecht von dem länglichen Kissen, das ihm als Bett diente, empor und sprang auf die Füße. Ein weiterer Schrei ertönte – der Schrei einer wütenden Frau.
    Kysen wirbelte herum und sah über die Dächer der fünf angrenzenden Häuser hinweg zu einem hinüber, vor dem die Nachbildung eines Lebensbaumes stand. Helle Lampen, die man auf die Mauern gestellt hatte, beleuchteten schattenhafte Figuren, die zielstrebig hin- und herliefen. Kysens Anspannung ließ nach, als er verstand, daß bei der Frau des Bildhauers Ptahshedu die Wehen eingesetzt hatten. Er konnte erkennen, wie sie sich auf die Trage aus Pflöcken und grünen Zweigen legte.
    Es war immer noch dunkel, doch ihre Wehen hatten das ganze Dorf geweckt. Er konnte die Kinder miteinander kichern hören und das Plätschern, als ein Diener seinen Herrn im Badestall mit Wasser übergoß. Außerdem vernahm er das vertraute Geräusch von Mühlsteinen, da nun das Brot zubereitet wurde. Das Dorf war wach. Trotzdem war er allein. Dann erinnerte er sich daran, was geschehen war.
    Nachdem er Useramun und Beltis verlassen hatte, hatte er beschlossen, die beiden von seinem Dach aus zu beobachten. Er hatte gegenüber Thesh und Yem vorgegeben müde zu sein und sich in sein Schlafgemach zurückgezogen. Yem hatte still vor sich hin gegrollt, zweifellos, weil Beltis angekommen war. Sie hatte sich auf den Kissen im Gemeinschaftsraum niedergelassen und sprach kein Wort mit ihrem Mann.
    Einige Stunden später hatte Kysen ganz alleine von seinem Versteck auf dem Dach aus beobachtet, wie Thesh das Haus verließ. Useramuns Tür stand immer noch offen, aber das Licht, das aus dem Inneren des Hauses drang, war schwächer geworden. Thesh stand mitten auf der Straße und starrte auf die Türschwelle des Malers, dann wandte er sich um. Als er fortging, trat jemand aus der Gasse, die zwischen Useramuns Haus und dem nächsten lag, es war Beltis.
    Sie rief Thesh etwas zu, der erschrak und dann, als sie nach seinem Arm griff, um sich schlug. Sie zog den Schreiber an sich heran und suchte mit ihm die Dunkelheit der Gasse. Kysen reckte den Hals und sah sie wieder, als sie Thesh gegen die Wand drückte und sich an ihn preßte. Thesh versuchte zunächst, sie wegzustoßen, dann drängte er sich mit der Konkubine in den Armen in den dunkelsten Schatten. Kysen hatte gehorcht, jedoch keinen Laut gehört. Er hatte gewartet, mit den Fingern gegen die Wand getrommelt und die Straße beobachtet.
    Schließlich tauchten die beiden wieder auf. Thesh sah verwirrt aus wie eine Jungfrau, während Beltis einer gesättigten Katze ähnelte. Während der Schreiber in sein Haus zurückkehrte, wartete Beltis darauf, daß er die Tür schloß. Als er fort war, schlenderte sie die Straße hinunter. Kysen war überrascht, als sie vor Wosers Haus Halt machte und die Treppen zum Dach erklomm. Brauchte diese Frau keinen Schlaf? Und Woser war krank. Kysen lehnte sich mit den Hüften gegen die Mauer und beobachtete, wie sie an dem Lebensbaum vorbei die Treppe hinaufstieg. Er geriet ins Nachdenken über die geschäftige Konkubine.
    »Ihr seid wach.«
    Kysen wirbelte herum und stand dem Objekt seiner Träumerei gegenüber. Beltis kam zu ihm herüber und sah so ausgeruht aus, als hätte sie die Nacht schlafend verbracht, was Kysen stark bezweifelte. Zum ersten Mal bedauerte er, daß er nackt vor einer Frau stand. Er hätte in seinem Gewand schlafen oder zumindest einen Lendenschurz anlegen sollen.
    »Weiß Yem, daß Ihr hier seid?« fragte er.
    Beltis grinste. »Ich bin über die äußeren Treppen heraufgekommen, und außerdem sind die meisten Frauen mit der Geburt beschäftigt.«
    Sie schritt tänzelnd zu ihm hinüber und kam ihm so nahe, daß er die Hitze ihres Körpers spüren konnte.
    »Ihr seid nicht wie Euer Herr«, sagte sie.
    Er starrte sie nur an.
    »Habt Ihr denjenigen gefunden, der Hormin getötet hat?«
    »Würde ich hier meine Zeit verschwenden, wenn es so wäre?«
    Schnell überdachte er die Situation, während sie ihm noch näher kam. Sie mußte wenig von der

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