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Der Fall Charles Dexter Ward

Titel: Der Fall Charles Dexter Ward Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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eindeutige Hinweise. Ab und zu ließen sich schwache Schreie und Seufzer deutlich aus dem scheinbar festen Erdboden vernehmen, an Stellen, die weitab von jedem Gebäude lagen; im dichten Gebüsch am Flußufer hinter dem Haus aber, wo das Gelände steil zum Tal des Pawtuxet abfiel, entdeckte man eine überwölbte Tür aus Eichenholz in einem massiv gemauerten Rahmen, die offensichtlich den Eingang zu einer Höhle in dem Hügel darstellte. Wann und wie diese Katakomben angelegt worden sein konnten, darüber wußte Weeden nichts zu sagen; er wies aber häufig darauf hin, wie leicht es für die Gruppe von Arbeitern sei, diese Stelle vom Fluß her zu erreichen. Joseph Curwen setzte wahrhaftig seine Mischlings-Seeleute für die unterschiedlichsten Aufgaben ein! Während der starken Regenfälle im Frühjahr 1769 beobachteten die beiden Männer ständig das steile Flußufer, um festzustellen, ob irgendwelche unterirdischen Geheimnisse ans Licht des Tages gespült würden, und sie wurden durch den Anblick großer Mengen von Menschen- und Tierknochen belohnt, an Stellen, wo das Wasser tiefe Rinnen in die Uferböschung gegraben hatte. Natürlich hätte man für diese Dinge in der Umgebung eines Bauernhofes mit Viehzucht, wo überdies noch viele alte Indianerfriedhöfe lagen, auch normale Erklärungen finden können, aber Weeden und Smith zogen ihre eigenen Schlüsse.
    Im Januar 1770, als Weeden und Smith noch immer vergeblich darüber debattierten, was von der ganzen höchst befremdlichen Angelegenheit zu halten sei, ereignete sich dann der Zwischenfall mit der Fortalew. Erbost über die Verbrennung der Zollschaluppe Liberty im Sommer des Vorjahres in Newport, hatte die Zollflotte unter Admiral Wallace auffällige Schiffe mit erhöhter Wachsamkeit beobachtet. So kam es, daß Seiner Majestät bewaffneter Schoner Cygnet unter Kapitän Harry Leshe eines Tages im Morgengrauen nach kurzer Verfolgung die Brigg Fortalew aus Barcelona, Spanien, kaperte, die gemäß ihrem Logbuch unter ihrem Kapitän Manuel Arruda von Groß-Kairo, Ägypten, nach Providence unterwegs war. Als man das Schiff auf Schmuggelware untersuchte, machte man die verblüffende Entdeckung, daß die Ladung ausschließlich aus ägyptischen Mumien bestand, die laut Aufschrift für den »Seemann A.B.C.« bestimmt waren, der die Ladung unmittelbar vor Nanquit Point in einem Leichter übernehmen würde und dessen Identität zu offenbaren Kapitän Arruda nicht mit seiner Ehre vereinbaren zu können glaubte. Der Gerichtshof der Vizeadmiralität in Newport war unschlüssig, was zu tun sei, da einerseits die Ladung nicht aus Schmuggelware bestand, das Schiffjedoch andererseits illegal in die Hoheitsgewässer eingedrungen war, erkannte dann aber auf Empfehlung des obersten Zollbeamten Robinson auf einen Kompromiß, dem zufolge das Schiff unter der Bedingung freigegeben wurde, daß es keinen Hafen Rhode Islands anlaufen würde. Später tauchten Gerüchte auf, das Schiff sei vor Boston gesichtet worden, obwohl es nie offiziell in den Hafen von Boston eingelaufen war.
    Dieser außergewöhnliche Zwischenfall erregte in Providence beträchtliches Aufsehen, und nur wenige zweifelten daran, daß zwischen der Ladung Mumien und dem finstren Joseph Curwen irgendein Zusammenhang bestand. Seine exotischen Studien und seine merkwürdigen Chemikalien-Einfuhren waren allgemein bekannt, und seine Vorliebe für Friedhöfe erregte allgemein Argwohn; es bedurfte keiner allzu großen Phantasie, ihn mit einer so makabren Schiffsladung in Verbindung zu bringen, die mit Sicherheit für keinen anderen Bürger der Stadt bestimmt gewesen war. Als sei er sich über diese naheliegende Vermutung im klaren, unterzog Curwen sich der Mühe, bei mehreren Anlässen beiläufig über den chemischen Wert der Balsame zu sprechen, die man in Mumien fände. Vielleicht glaubte er, die Angelegenheit damit in ein weniger unnatürliches Licht rücken zu können; trotzdem gab er nie zu, etwas damit zu tun zu haben. Weeden und Smith dagegen hegten natürlich keinerlei Zweifel an der Bedeutung der Angelegenheit und ergingen sich in den abenteuerlichsten Spekulationen über Curwen und seine monströsen Unternehmungen.
    Das folgende Frühjahr brachte abermals heftige Regenfälle; und die Beobachter behielten das Flußufer hinter Curwens Bauernhof sorgfältig im Auge. Große Teile des Ufers wurden weggespült, und eine gewisse Anzahl von Knochen war zu sehen; irgendwelche unterirdischen Kammern oder Gänge wurden jedoch nicht

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