Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
finde ich,
dass ich im Moment eher einem Hungerhaken ähnel als mir selbst. Bin viel zu
dünn!
Der Arzt hat mir viermal täglich
einen halben Liter Wasser mit einem halben Teelöffel Natronsalz verordnet. Und
das eine halbe Stunde vor jeder Malzeit und eine halbe Stunde vorm Schlafen
gehen. Folglich muss ich mindestens dreimal am Tag irgendwas essen. Da hat
er mich ganz gut überlistet, der Schelm. Er meinte, dass diese Salzlösung
optimal zum Entsäuern des Körpers ist. Kannst du mir, fachlich gesehen,
genauer erklären, was da passiert? So, falls wir nichts mehr voneinander hören
oder sehen, ich wünsche dir von Herzen ein schönes Wochenende und
alles, was du dir dafür wünschst!
Denk an dich, Daniela.
Unmittelbar,
nachdem Maik diese E-Mail erhielt, telefonierten wir miteinander und er las
mir, nachdem er mir seiner Version der vergangenen Tage erzählte, den letzten
Satz vor. „Ich wünsche mir, dass die blöde Kuh endlich aufhört, mir
nachzustellen, und dass sie kapiert, dass ich nichts von ihr will. Ich weiß
nicht, was sie da immer in meine Sätze hineininterpretiert, aber ich will ganz
bestimmt keine Freundschaft oder irgendwas anderes mit ihr. Die nervt nur noch.
Aber wie sage ich ihr das am besten, ohne wie ein Schwein rüberzukommen?“
Ich
bin selbst ratlos, habe ich doch schon zu viel von Daniela verinnerlicht, und
eins kann man ihr nicht vorwerfen: unhöflich zu werden. Sie begegnet einem mit
Unsicherheiten, Erkenntnissen und besten Vorsätzen, Einsichten und Entschuldigungen.
Es ist unheimlich schwer, jemandem, der sich mit solcher scheinbaren Zärte
erklärt, harte Worte vor den Kopf zu werfen. Dennoch sehe ich nicht, wie wir
auf Dauer drum herumkommen sollen, denn Daniela ist nicht fähig, Verhaltensweisen
richtig zu deuten. Und das macht sie nicht nur gefährlich, sondern auch
unberechenbar.
Mittlerweile
bin ich davon überzeugt: Genau das ist Danielas stärkste Waffe: Im Dialog mit
anderen – ob geduldet oder nicht – niemals ausfällig zu werden, sich immer höflich,
traurig und verletzlich zu zeigen und damit jede aufwallende Emotion des
Gegenüber im Keim zu ersticken, bis der sich so richtig dreckig fühlt!
Ein
böses Instrument, eine manipulative Art und Weise, um den Titel „Opfer“ tragen
und verteidigen zu können!
Lieber Maik!
Falls wir heute nicht mehr
telefonieren, weil du von den SMS von eben bedient bist ... ich kann dir nur
immer wieder sagen: Es tut mir so wahnsinnig leid! Ich weiß nicht, was mit/in
mir abgeht, ich habe dir alles vorgelesen und mich geoutet, aber ich konnte dir
auch keine Erklärung zu dem ganzen Chaos abgeben. Ich denke, du hast dein Handy
abgeschaltet heute, verständlich! Bitte, wenn du mir helfen willst, müssen wir
darüber reden. Wir müssen darüber reden, wie wir mit solchen Situationen in
Zukunft umgehen können. Dann, wenn ich wie ein Junkie mit Suchtdruck nichts
mehr unter Kontrolle habe und dich bombardiere. Das ist Stalken und das ist das,
was ich nicht mehr will. Aber heute ist es mir nicht gelungen. Es tut mir so
wahnsinnig leid! Wie lange wird es noch dauern, bis du mich in den Wind
schießt? Wenn du mir helfen willst (immer noch) und wenn du mich noch
gerne hast, müssen wir zusammen Lösungen finden. Irgendetwas, von dem ich weiß,
was es für dich okay ist und was nicht. Irgendein Signal von dir, wenn es zu viel
wird. Manchmal antwortest du gleich und dann habe ich nicht das Gefühl,
dass du genervt bist. Aber heute hast du nicht zurückgeschrieben. Auch
nicht HAB KEINE ZEIT … oder so was in der Art. Und das ist genau das,
wo ich auf einmal wie aus heiterem Himmel diese Gedanken bekomme. Verlustängste
bis zum Abwinken und ein großes negatives Selbstbild, dass ich es kaum ertragen
kann. Und dann finde ich kein Ende mehr. Der Druck verschwindet erst dann,
wenn du sagst: „Hey, alles okay. Mach dir keinen Kopf.“ Ich finde mich immer
und immer in dieser Spirale wieder. Es ist so, als müsste ich immer wieder die
Bestätigung bekommen, dass du mich magst Aber mit dieser ganzen Simserei treibe
ich dich immer weiter weg von mir. Zumindest habe ich Angst, dass es
so sein könnte. Ich wünsche mir so, du würdest mich in den Arm nehmen und
mir sagen, ich bräuchte davor keine Angst zu haben. Ich glaube, wenn du mir
das, trotz der Scheiße heute, immer noch geben kannst und mich so, wie ich
im Moment bin, ertragen willst, hilfst du mir, das Scheißding loszuwerden. Ich
hoffe, dass du mich
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