Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
aushältst, ich tue alles, was ich kann, aber heute konnte
ich einfach nichts mehr steuern ... Es tut mir so leid, Maik! Du hast gesagt, du
willst hinter mir stehen. Wenn du mit mir praktische Schritte gehen willst,
dann ist das ein unbezahlbares Zeichen deiner Freundschaft!
Ich fühl mich schlecht, weil ich
dich so scheiße behandel. Daniela
Auch
diese E-Mail an Maik blieb seinerseits, wie die meisten anderen, unbeantwortet.
Daniela war nicht in der Lage, ihn zu irgendeiner Reaktion zu bewegen. Er ging
zu Hause nicht ans Telefon, beantwortete keine E-Mails nicht und war auch über
das Handy nicht für sie zu sprechen.
Lieber Maik,
im Anhang ist ein Auszug aus
meinem Tagebuch. Wenn du dich fragst, weshalb ich dir das schicke – es hat auch
was mit dir zu tun und deshalb denke ich, dass du es lesen solltest. Ich hoffe
so sehr, dass du trotzdem noch an Freudschaft interessiert bist und ich bitte dich
die Geduld aufzubringen und dass du daran glauben kannst, dass ich gesund
werde. Ich bitte dich, sei IMMER ehrlich zu mir und sage mir, was dir stinkt.
Das kann ich vertragen und es ist auch gut, wenn du das tust. Aber wenn du nach
der Aktion gestern keinen Nerv mehr auf mich hast, dann sag es oder
schreib es mir. Eine E-Mail ist geduldig. Besser jetzt als zu spät,
dann tut es nur noch mehr weh ...
Daniela
***
Noch ein Wort an dich ...
Ich habe mich bei dir bis auf
die Knochen geoutet. Ich habe das getan, weil du mir so wichtig warst, dass ich
nicht wollte, dass du unvorbereitet bist, was mein Verhalten
betrifft. Aber ich habe dir auch gesagt, dass ich alles tue, damit
ich das loswerde. Die Zeit, die du mich als Stalkerin erleben musstest,
dauerte für dich nur eine Woche! Vorher lief doch alles noch
einigermaßen normal ab. Eher war ich diejenige, die gewaltig an deinem Hin und Her
mir gegenüber zu leiden hatte. Ich habe in einem Gefühlskarussell gesessen,
weil du zu feige warst, um von Anfang an ehrlich zu mir zu sein. Und das
hat sich oft mehr als schlimm angefühlt. Vergiss das bitte auch nicht!
Und gerade weil ich das für dich getan habe – mich nackig gemacht habe bis
aufs Blut –, solltest du mich jetzt nicht behandeln, als wäre ich Dreck.
Ich bin nicht weniger wertvoll als du, nur weil ich im Moment noch so
drauf bin. Und du hast nicht das Recht mir zu sagen, dass du mich
tötest*, wenn ich dein Auto zerkratze! Und wenn du mich outest, obwohl ich
dich darum gebeten habe zu schweigen und du dich dadurch in deiner Redefreiheit
eingeschränkt fühlst, finde ich das mir gegenüber sehr egoistisch. Ich glaube,
du verwechselst da deine Freiheit mit Egoismus und vielleicht liegt
auch da irgendwo dein ganz ureigenes Problem. Wie viele Wunden hast du schon in
die Seelen von anderen geschlagen? Frag dich das doch mal selbst.
Du brauchst keine Angst zu
haben, dass ich dir dein Auto zerkratze, dass ich dich weiter bestalke. Ich
kämpfe. Und du sollst wissen, dass ich hier nicht gegen dich kämpfe,
sondern für mich! Das bedeutet aber auch, dass ich immer noch sage:
Ich will dir das nicht antun! Deshalb fände ich es mehr als fair, wenn du
mal bedenken würdest, wie schwer es mir gefallen ist, dir alles zu erzählen.
Das weißt du genau, du hast gesehen, wie ich drauf war. Ich finde
auch, ich habe mehr Achtung von dir verdient und dass du mich nicht vor der
gesamten Region outest. Du machst es mir dadurch nur noch schwerer
und ich weiß nicht, was du dann damit bezwecken willst.
Aber ... es kommt, wie es
kommt und wenn du dich bei deinen Kumpels aussprechen willst, obwohl du
eine sehr gute Freundin hast, die mich nicht kennt, kann ich es auch nicht
ändern. Das muss ich wohl hinnehmen und damit leben.
Ich bin allerdings sehr traurig
darüber, dass du scheinbar NICHTS verstanden hast ...
Ich habe dir hier einige harte
Worte an den Kopf geknallt, aber deswegen musst du nicht glauben, dass ich dich
nicht mehr gern habe. Du bist mir immer noch sehr wichtig. Paradox? Nein! Wenn
du mal genauer drüber nachdenkst, wirst du feststellen, dass es nicht paradox
ist. Ich bin eben einfach nur ehrlich und sage, was ich denke, auch dann,
wenn’s weh tut.
Ich wünsche dir von ganzem Herzen
(!!!) alles erdenklich Gute. Daniela.
Der
Vollständigkeit halber hier eine kurze subjektive Rekonstruktion des
tatsächlichen Ablaufs samt seiner Drohung. Daniela hat in den letzten Tagen
Probleme, Maik zu erreichen. Verständlich, der er geht kaum noch ans
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