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Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

Titel: Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva J.
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Maik legt nicht auf und wird ihr zuhören. Sie ist betrunken, hat mehrere
Weinflaschen schon intus, und redet sich um Kopf und Kragen. Sie macht ihm
Vorwürfe, bettelt, erklärt sich, biedert sich an, beschimpft ihn, bemitleidet
sich selbst, zeigt Verständnis für ihn und jagt ihn zum Teufel … doch sie
bekommt weder mit, dass er nicht einen ihrer Sätze kommentiert, noch dass eine
Hand voll anderer ihre verbalen Ausbrüche mithören und sich darüber amüsieren.
Erst sehr viel später, laut Maik nach über einen halben Stunde, merkt sie, dass
irgendwas nicht so ist, wie sie glaubte, und hört gleichzeitig das Lachen und
Tuscheln der anderen im Hintergrund. In dem Moment kapiert sie, dass Maik sie
hat ins Messer laufen lassen und sie vor all den Leuten bloßgestellt wurde.
    Verständlicherweise
in ihrer Situation ist sie zutiefst verletzt darüber.
     
    Daniela
hat zu diesem Zeitpunkt nicht nur endgültig den Mann verloren und sogar richtig
gegen sich selbst aufgebracht, den sie gerade liebt (oder von dem sie glaubt,
ihn zu lieben), durch ihren sich immer wieder um die gleiche Achse drehenden
Kreislauf verliert sie auch noch ihre beste Freundin Hanne, die in all den
Jahren – im Gegensatz zu mir – ihre Eskapaden begleitet und aufgefangen hat.
    Hanne
ist ein sonderbarer Mensch in meinen Augen und mir ist nicht ganz klar, ob ihre
Geduld und Ausdauer Daniela betreffend aus ihrer tatsächlichen tiefen christlichen
Überzeugung herrührt oder ob sie – auf eine ähnliche, wenn auch ganz andere Art
– durch die Erhaltung dieser Freundschaft vor ihrer eigenen Einsamkeit wegläuft.
Wir sind nie richtig miteinander warmgeworden, auch wenn wir in diversen und
seltenen Gesprächen einer Meinung waren. Letztendlich hat Hanne nicht die Kraft
gehabt, sich von Daniela zu lösen, auch wenn sie es gewollt hat. Vielleicht ist
sie das traurigste aller Opfer von Daniela, der es bis heute nicht ganz
gelungen ist, sich aus ihren Fängen zu lösen.
    Daniela
schreibt mir während unserer am seidenen Faden hängenden Zeit, dass Hanne
„Schluss“ gemacht hat und schickt mir ihre Antwort darauf, um sie zu den
anderen Unterlagen zu heften:
     
    Liebe Hanne, 
    wenn du gestern nicht mit hochgekommen
wärst, um einen Kaffee zu trinken, hättest du es zu diesem Zeitpunkt gar nicht
erfahren, was bei mir abgeht. Ich hätte mich erst dann bei dir gemeldet, wenn
ich die Sache unter die Füße bekommen habe. OHNE STALKEN!  Bin jetzt an
dem Punkt, wo ich mich stelle. An einem Punkt, wo ich beschlossen habe, nicht
mehr so weiterzumachen. Ich kann und will nicht mehr!
    Stalker zu sein ist ein Stück
„Qualität“ aus der Hölle, die wir hier auf der Erde schon mal als Vorgeschmack
bekommen. Ein kleiner Bruchteil von dem, was einen dort erwartet. Ich bin sicher! Ich
kann dich verstehen, wenn du den Rückzug zu mir nicht revidierst. Zu gut! Aber
ich will dir sagen, dass ich JETZT dran arbeite, ein anderes Leben führen zu
wollen. Eins mit Selbstachtung und besserer Qualität. Ohne Mann. Bis ich gesund
bin. Wann das ist? Ich weiß es nicht. Ich hoffe nur, es dauert nicht ewig. 
    Ich weiß nicht, wie es weiter
geht, und ich bin sehr einsam und traurig. Aber ich denke, dass diese tiefe
Krise eine Chance ist, die Dinge zu ändern und ein anderes Leben
kennenzulernen. Wie auch immer das funktionieren kann. 
    In sofern ist es gut, dass auch
diesmal wieder die Beziehung zu einem Mann nicht gehalten hat. Wie kann
ich mich sonst selber finden, wenn ich mich ständig über das
männliche Geschlecht definiere? Und wie kann ich zu dem Mann, der wirklich
bei mir bleibt (irgendwann mal), eine ernsthafte, tiefe Liebe aufbauen, ohne
mich dabei selbst komplett zu verlieren?
    „Liebe deinen Nächten, wie dich
selbst“ ... das allein sagt alles aus! 
    Ich bin jetzt 40 Jahre alt und
hoffe, dass es mir noch gelingt, mich selbst so zu lieben, dass ich niemanden
anderen dazu brauche, zumindest nicht aus Zwang.
    Ich erwarte nichts von dir, denn
du hast alles, aber auch wirklich alles gegeben. Sogar noch viel mehr. Über deine
Kraft hinaus. Mittlerweile weiß ich das. Hat sehr lange gedauert. Sehr
egoistisch, ich weiß. Aber man ist blind für sich selbst und erst recht blind
für andere, wenn man so drauf ist wie ich und viele andere Stalker.
    Wir sind Täter und das müssen
wir uns eingestehen. Das zu erkennen tut weh, weil die Umstände und das Leben
und die daraus folgenden falschen Entscheidungen oder das einfache Treiben
lassen uns dazu gemacht hat. Es

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