Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus

wurde und wie angestrengt sie selbst stets gegen die
Dämonen in ihrem Kopf kämpfen musste.
     
    Geblieben
ist nichts an positiven Erinnerungen aus dieser kurzen, aber zehrenden Zeit. Alles
Schöne aufgefressen von den Geschehnissen weniger Tage, die selbst mich mehr
als einmal an meine Grenzen geführt haben.
    Der
Spagat zwischen Freundin sein, helfen wollen und dem angewidert sein von ihren
Handlungen, Worten und Einstellungen war zerreißend und aufwühlend. Mit den späteren
Vorwürfen von ihr, ich hätte die Zeit sowieso nur als beruflichen Einsatz
gesehen und dass mir darunter die Zwischenmenschlichkeit egal gewesen wäre,
wenn ich ihr „Opfer“ nicht persönlich gekannt hätte, kann ich leben, denn
Daniela war nie ein Mensch, der sich vom Gegenteil überzeugen lässt.
    Nur
nach außen hin redet sie einem nach dem Mund – so geschickt, dass man ihr ohne
Zweifel glaubt.
    Die
ganze Skepsis, die ich ihr gegenüber seit damals hege und nicht leichtfertig
aufgeben kann, ist nicht die über ihre Taten selbst, die grundsätzlich schon
unschön bis verabscheuungswürdig sind. Und ich kann lediglich mutmaßen, wie
viel von alledem echt und tatsächlich nicht steuerbar ist und wie viel davon ein
Schauspiel, das einfach zu ihrem Lebensinhalt gehört, weil sie über kurz oder
lang „ihr Ding“ durchziehen kann und im Nachhinein alles „nicht mehr so
schlimm“ ist.
    Sie
ist – das offeriert sich aus allem, was ich ihren Worten und Notizen entnehme –
immer mit dem Kopf durch die Wand gegangen und ihre Hartnäckigkeit hat viele am
Straßenrand resigniert zurückgelassen. Sie ist einfach viel zu oft mit allem
durchgekommen, ohne einen speziellen Schaden daran zu nehmen. Weit gefasst ist
der Schaden, den sie damit vor allem sich selbst zugefügt hat, natürlich
beachtlich. Ein Großteil ihres Krankheitsverlaufs dürfte auf Psychosomatik
zurückzuführen sein. Laut eigener Worte hat sie sich sogar einmal auf eine
Operation eingelassen und große Schmerzen mokiert, die nicht wirklich notwendig
gewesen ist, nur weil sie glaubte, dadurch das Mitleid (und die Liebe) des zu
der Zeit aktuell geliebten Mannes gewinnen zu können.
    Ein
weiteres Mal rief sie in einer ähnlichen Situation eine Freundin an und orderte
diese – die bis dato nicht bereit war, ihr weiter zuzuhören – zu sich nach
Hause, denn andernfalls (wenn sie nicht sofort jemanden zum Reden hätte) würde
sie sich umbringen müssen. Diese Freundin, die mir später davon erzählte, war
am Boden zerstört und ist natürlich Danielas Aufforderung gefolgt. Die von
Daniela bewusst suggerierte Botschaft, sie würde schuld an ihrem Tod sein, wenn
sie nicht auf der Stelle zur Verfügung stünde, setzten sie derart unter Druck,
dass sie lieber nachgab, als zu riskieren, Daniela würde ihre Drohung wahr machen
und sie bliebe mit lebenslangen Schuldgefühlen zurück.
    Und
hier genau setzt mein eigentlicher Vorwurf an. Seit ich Daniela kenne, erhalte
ich von ihr diese Ich -Botschaften. Das spiegelt sich auch in all ihren
Zitaten wider, die bewusst nur sehr oberflächlich bearbeitet wurden.
    Ihre
originalen schriftlichen Aufzeichnungen strotzen vor Betonungen, auf die sie
zurückgreift, um die Schwerpunkte des jeweiligen Satzes zu unterstreichen. Sie
arbeitet mit Fettschriften, mit !!!!!, mit Unterstreichungen, mit GROSSSCHREIBUNG
und allem, was ein Textverarbeitungsprogramm hergibt, um herausragende Stellen
zu kennzeichnen.
    Das
treibt sie so exzessiv, dass man sich kaum traut, das Wort ICH für sich selbst
hier und da in Anspruch zu nehmen, denn man läuft schnell in die Gefahr, von
ihr das Wort im Mund herumgedreht zu bekommen und plötzlich als Egoist
dazustehen, der nur an sich selbst denkt.
     
    Obwohl
sie in guten Zeiten durchaus imstande ist, eine  gute Freundin und Zuhörerin
für andere darzustellen, legt sie diese Wärme in dem Augenblick vollkommen ab,
wenn sich ihr Leben um Probleme kreist, die mit Männern und unerfüllter Liebe
zu tun haben. Ihre versteckten wie direkten Anschuldigungen gegen Menschen
ihres Umfelds, niemand würde sie verstehen, keinem könnte sie vertrauen, keiner
stünde hinter hier, niemand würde ihr helfen wollen … das ist ihre ganz
persönliche Wahrheit, und mehr als einmal benutzte sie sie, um andere zu
manipulieren, bis diese sich miserabel fühlten.
    Daniela
ist ein Mensch mit einem großartigen manipulativen Talent und vereinnahmt die
meisten, die ihr begegnen, sehr schnell für sich, indem sie überzeugend wirkt
und