Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)
ihm.«
Er nickte.
»Und als keine Antwort kam, wussten Sie, dass Mia schon fort war. Und wo, dachten Sie, war Otis? Auf dem Klo? Unter dem Regal?«
Keine Antwort.
»Sind Sie die Treppe wirklich hochgegangen?«
»Ja … Ich wusste nicht … Ich schwöre Ihnen, ich wusste nicht, was sie …«
»Ja klar. Sie brauchte die Möbelkeile für ein neues Projekt. Und sie zahlte Ihnen zehntausend Dollar und ließ Sie an sich ran, aus Dank für Ihre Hilfe. Und sie gab Ihnen ein Drehbuch für diesen Morgen.«
Keine Antwort.
Ich sah auf meine Uhr. 11.29 Uhr. Fast schon Mittagszeit. Ich stand auf und sagte zu Scott: »Ich verhafte Sie wegen Mittäterschaft in dem Mord an Otis Parker.«
Ich nickte Officer Simmons zu, der sein Paar Handschellen schon hervorgeholt hatte, und befahl Scott: »Aufstehen.«
Scott schwankte leicht. Simmons klickte die Handschellen hinter seinem Rücken zu.
»Verlesen Sie ihm seine Rechte«, sagte ich ihm.
An der Tür drehte ich mich noch einmal um und sah hinüber zu Scott. Er tat mir beinahe leid. Junger Kerl, mieser Job, unfreundlicher Chef, vielleicht knapp bei Kasse. Wahrscheinlich wünschte er, er wäre wieder im College oder er wäre der Typ, der Bücher signiert. Das war der Moment, als die Unzufriedenheit und die Geldsorgen anderer Leute – Mia und Jay – sich mit seinem Leben überschnitten. Er hätte selbstverständlich Mias Angebot ablehnen und die Polizei rufen können. Aber er traf eine schlechte Entscheidung. Jetzt war ein Mensch tot, zwei wanderten für viele Jahre in den Knast, und Scott, sollte er Glück haben und sich kooperativ zeigen, käme noch vor seinem dreißigsten Geburtstag wieder frei, ein bisschen älter und ein bisschen klüger.
Ich wollte ihm einen guten Rat mit auf den Weg geben, der ihn zukünftig leiten sollte. Mir gingen verschiedene Dinge durch den Kopf, aber schließlich sagte ich: »Haben Sie niemals Sex mit einer Frau, die mehr Probleme hat als Sie.«
Ich ging zurück in den Laden. In dem Moment klingelte mein Telefon. Lieutenant Ruiz war dran.
»Ich warte auf deinen Anruf, John.«
»Tut mir leid, Chef.«
»Also, was ist Sache?«
»Drei Verhaftungen. Die Frau für vorsätzlichen Mord, ihr Lover für Verschwörung, und der Sekretär, der den Toten gefunden hat, für Mittäterschaft.«
»Ohne Scheiß?«
»Warum sollte ich lügen?«
»Geständnisse oder Vermutungen?«
»Geständnisse.«
»Gute Arbeit.«
»Danke.«
»Kommst du heute rein?«
»Nach dem Mittagessen.«
Wir legten auf, und ich sah zu Mia Parker und Jay Lawrence hinüber, die nebeneinander in den Ohrensesseln saßen, schweigend und mit angelegten Handschellen. Sie waren nun endlich wieder vereint, aber sie hatten sich offensichtlich nicht mehr viel zu sagen. Ich dachte, dass diese Ehe sowieso nicht funktioniert hätte. Ich spielte ebenfalls mit dem Gedanken, Jay auf die Nase zu binden, dass seine Geliebte den Sekretär gevögelt hatte, damit der Junge das tun würde, was Jay nicht tun wollte. Aber dann würde es ihm nur noch schlechter gehen – und es ging ihm schon schlecht genug –, auch wenn sie dann aufhören würde, darüber zu lamentieren, dass er die Agentin flachgelegt hatte. Aber ich widerstand der Versuchung, noch weiter im Dreck zu rühren. Sie würden das ohnehin alles in den Vorverhandlungen herausfinden.
Etwas später, als wir auf die drei Streifenwagen für die Täter warteten, bat ich Jay, eines der Bücher für mich zu signieren. Gnädigerweise stimmte er zu, und ich holte ein Buch aus der Schaufensterauslage.
Trotz seiner Handschellen konnte er einen Filzstift halten. Ich schlug das Buch für ihn auf. »Für John«, bat ich ihn. »Der beste Detektiv seit Sherlock Holmes.«
Er kritzelte irgendetwas.
»Danke«, sagte ich. »Nichts für ungut.«
Ich legte dreißig Dollar in die Kasse. Als alle drei Täter in ihren jeweiligen Streifenwagen saßen, öffnete ich das Buch und las die Widmung.
Für John. Fick Dich, Jay.
Nun ja … Vielleicht wird das eines Tages mal etwas wert sein.
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