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Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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Außergewöhnliches oder wenn es von kultureller Bedeutung ist. Zum Beispiel, wenn die Mafia wieder einmal zugeschlagen hat. Und selbst dann opfern die Leute kaum mehr als eine Minute ihrer kostbaren Zeit. Außerdem war North Moore eine ziemlich verschlafene Straße, auf der in erster Linie alte Mietshäuser und schicke neue Loftgebäude standen, an deren Fassaden viele ZU-VERMIETEN-Schilder hingen.
    Die Lage, die Mr Otis Parker für seinen Laden gewählt hatte, hätte besser sein können. Aber der Name passte hervorragend.
    Ich befestigte meine Marke am Mantelrevers und ging auf einen Polizisten zu, dessen Namensschild mir verriet, dass er Conner hieß.
    »Ist jemand von der Gerichtsmedizin hier?«
    »Jawohl. Doktor Hines. Er wartet auf Sie.«
    Hines war in Ordnung. Er sah wie ein Bestatter aus und verfolgte nicht die geringsten Ambitionen, einen auf Ermittler zu machen. Ich warf einen Blick auf mein Handy.
    Mittlerweile war es 8.51 Uhr. Für den, wie ich hoffte, recht unwahrscheinlichen Fall, dass es sich bei dem Hinscheiden von Mr Parker um etwas anderes als ein unglücklich verlaufenes Anschauungsbeispiel von Newtons Gravitationsgesetz handelte, würde ich eines unserer speziellen Datenerhebungsformulare ausfüllen und einen Mordfall eröffnen. Ansonsten hätte ich einfach nur mal so vorbeigeschaut.
    Ich besah mir die Vorderseite der Buchhandlung etwas genauer. Sie erstreckte sich über das gesamte Erdgeschoss eines alten fünfstöckigen roten Backsteingebäudes, das von zwei ebenso alten Gebäuden eingepfercht wurde. Hinter dem Fenster der Glastür hing ein Schild, auf dem GESCHLOSSEN stand und das gleichzeitig über die Geschäftszeiten informierte: »Geöffnet täglich außer sonntags von 9 bis 18 Uhr.« Nun, das waren Standardbürozeiten, von denen er sich wohl ein Minimum an Kunden erhofft hatte. Es gab zwei Schaufenster, jeweils links und rechts der Eingangstür, und in der Auslage befanden sich … Nun, was glauben Sie? Genau. Bücher. Aber was diese Straße wirklich gebraucht hätte, das war eine gescheite Bar.
    Wie dem auch sei. Das linke Schaufenster war in erster Linie bestückt mit Krimiklassikern: Raymond Chandler, Dorothy Sayers, Agatha Christie, Conan Doyle und so weiter. Das rechte Fenster bewarb zeitgenössische Bestsellerautoren wie Brad Meltzer, James Patterson, David Baldacci, Nelson DeMille und weitere jener vom Glück gesegneten Menschen, die mit dem Schreiben über meinen Job mehr Geld verdienen als ich, der ihn tatsächlich ausübt.
    Ich wandte mich wieder an den Beamten Conner. »Wer hat das Sagen?«
    »Sergeant Tripani«, antwortete Conner. »Ich bin sein Fahrer.«
    Bevor man sich auf neues, unbekanntes Gelände begibt, sollte man über dessen Beschaffenheit Bescheid wissen. Gleiches gilt für das Betreten einer Unglücksstelle oder eines Tatorts. »Wer ist sonst noch drinnen?«, erkundigte ich mich bei Conner.
    »Zwei Rettungssanis und die beiden Kollegen, die zum Einsatz gerufen wurden, Rourke und Simmons. Und dann gibt es noch einen Sekretär namens Scott, der den Toten entdeckte, als er zur Arbeit kam.«
    »Vergessen Sie nicht Otis Parker«, bemerkte ich spitzfindig.
    »Nun ja. Der ist auch noch da.«
    »Haben Sie den Toten gesehen?«
    »Habe ich.«
    »Und, was glauben Sie?«
    Officer Conner antwortete: »Mein Chef glaubt, es war ein Unfall.«
    »Und Sie?«
    »Ich glaube, was er glaubt.«
    »Gut so. Sollte irgendjemand vorbeikommen, der sich als Kunde oder Freund ausgibt, führen Sie ihn hinein.«
    »Wird gemacht.«
    Ich betrat die Buchhandlung. Sie sah genauso aus, wie ich sie von meinem letzten Besuch her in Erinnerung hatte: keine Kunden, keine Angestellten, Spinnennetze auf der Kasse, und Gratiskaffee gab es bedauerlicherweise auch keinen. Dafür ziemlich viele Bücher.
    Die Decke des Ladens hatte die Höhe von zwei Stockwerken. Am hinteren Ende des Raumes befand sich eine schmiedeeiserne Wendeltreppe, die auf eine offene Galerie führte. In dem Kollegen, der in der Nähe des Geländers stand, erkannte ich Sergeant Tripani. Und auch er erkannte mich. »Hier oben«, rief er mir zu.
    Ich ging hinüber zu der Wendeltreppe, an dessen Säule ein Schild den Bereich dahinter als privat kennzeichnete und Unbefugten den Zutritt untersagte, und stieg die Korkenzieherstiegen hinauf. Währenddessen versuchte ich, mir die zwei oder drei Male, an denen ich Mr Otis Parker hier in seinem Laden begegnet war, wieder zu vergegenwärtigen.
    Er war ein bärtiger Mann Anfang sechzig, aber er hätte

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