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Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Fall der Bücher (Kindle Single) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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jünger aussehen können, hätte er sich die Mühe gemacht, in der Drogerie das Regal mit den Haarfärbemitteln genauer zu inspizieren. Er trug gute Kleidung, und mir fiel wieder ein, dass ich gedacht hatte, auf diese typische Art, die uns Polizisten inne ist, dass er wohl noch eine andere Einkommensquelle haben musste. Vielleicht passierte hinter den Fassaden der Buchhandlung etwas ganz anderes. Vielleicht las ich aber auch einfach zu viele Krimis.
    Außerdem fiel mir wieder ein, dass Mr Parker durchaus mürrisch sein konnte. Zwar hatte ich einmal mitbekommen, wie er einem Kunden ganz hingerissen von einer Sammlerausgabe vorschwärmte, die er in einem separaten Bereich weiter hinten im Laden verkaufte, aber er war mir trotzdem wie jemand vorgekommen, der seine Bücher lieber mochte als die Menschen, die sie kauften. Kurzum, eben durch und durch ein Buchhändler.
    Ich gelangte an das obere Ende der Stufen und betrat den offenen Galeriebereich, der ein geräumiges holzgetäfeltes Büro beherbergte. Versammelt waren Officer Rourke, die beiden Rettungssanitäter, Dr. Hines, in demselben schwarzen Anzug, den er seit zwanzig Jahren trug, und Sergeant Tripani. »Guten Morgen, Detective«, begrüßte er mich.
    »Guten Morgen, Sergeant«, gab ich zur Antwort.
    Immer dreht sich alles um die Hackordnung. Als Einsatzleiter des Streifendienstes war Sergeant Tripani der Oberhacker, aber nur so lange, bis Detective Corey von der Kriminalkommission auftauchte. Zwar handelte es sich bei Mr Parkers Tod vermutlich nicht um Mord, zumindest, wenn es nach Sergeant Tripani ging, aber nun war ich schon einmal hier, um mir alles vor Ort und Stelle anzuschauen. Sergeant Tripani hatte nichts dagegen, das Feld zu räumen. Ganz im Gegenteil. Er sagte sogar: »Gehört alles dir, John.«
    »Ruiz hat mich lediglich gebeten vorbeizuschauen«, machte ich deutlich. »Ich habe noch immer meinen Mantel an.« Tripani tat so, als habe er meine Bemerkung nicht gehört.
    Von einem der beiden Sanitäter schnappte ich mir ein Paar Gummihandschuhe und verschaffte mir einen Überblick über den Ort des Verbrechens – oder des Unfalls. So oder so, ich sah einen schönen, freundlichen Büroraum, dessen Boden ein Orientteppich zierte, auf dem überall ledergebundene Bücher verstreut lagen, die sich ebenfalls um einen großen, edlen Schreibtisch herum verteilten. Unter der Wucht und Last des umgestürzten Regals waren die Beine des Schreibtischs eingebrochen. Gleiches war den Beinen und Armstützen des Schreibtischstuhls sowie denen eines weiteren Sessels widerfahren, der an der Seite stand.
    Das Bücherregal, das den ganzen Schlamassel verursacht hatte, lehnte nun wieder an der Wand, und ich hatte freie Sicht auf Mr Otis Parker, dessen hingestreckter, breitgewalzter und plattgedrückter Körper halb auf dem Boden und halb auf dem Schreibtisch klebte.
    Die Büroutensilien – Telefon, Rollkartei, Bleistifthalter und so weiter – waren wie durch ein Wunder auf dem Schreibtisch stehen geblieben, und auch die Schreibunterlage lag noch an ihrem Platz. Allerdings saugte sie sich dort, wo der Kopf des Verschiedenen auflag, gerade mit frischem Blut voll. Glücklicherweise waren Mr Parkers Gehirnwindungen dort geblieben, wo sie hingehören. Gehirne sehen zu müssen gefällt mir nämlich gar nicht.
    Auf dem Schreibtisch stand weiterhin ein gerahmtes Schwarz-Weiß-Foto. Zwar war das Glas zersplittert, aber man konnte die dunkelhaarige Frau, die ich auf Ende dreißig schätzte, trotzdem noch gut erkennen. Wenn sie seine Frau war, musste es sich um eine alte Aufnahme handeln. Aber wenn die Aufnahme nicht alt war, dann hatte Mr Parker eine junge Frau. Oder vielleicht war es ja seine Tochter. Wie dem auch sei, die Dame sah nicht schlecht aus.
    Ich registrierte, dass Otis Parker gute Schuhe, feine Stoffhosen und ein adrettes weißes Hemd trug. Sein fesches Sakko hing auf einem Kleiderständer unweit des Tisches. Ob er eine Krawatte umgebunden hatte, konnte ich nicht feststellen, weil er ja auf dem Bauch lag.
    Es sah alles danach aus, als habe Mr Parker am Schreibtisch gesessen, als sich das Bücherregal hinter ihm auf noch ungeklärte Weise von der Wand löste, lautlos auf ihn fiel und Mr Parker, den Schreibtisch und den Stuhl unter sich begrub.
    Vielleicht hatte er noch registriert, dass ein paar Bücher um ihn herum auf den Orientteppich zu seinen Füßen purzelten, aber im Grunde genommen hatte er wohl nicht mehr mitbekommen, was ihn erschlug. Es schien tatsächlich auf

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