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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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vollkommen anders darstellten, als Auric sie kannte. Es war, als lebten die Ninraé in einer so anderen Realität, dass dies sogar die Sicht auf etwas anscheinend so Festes wie die Geographie veränderte.
    Er ging durch die Korridore von Himmelsriff und konnte das, was ihm Darachel über jene Befremdung erzählt hatte, die ihn überkommen hatte, nachdem sein Vater die Gemeinschaft verlassen hatte und ihm dadurch ein Anker in der Realität des Lebens der Ninraé verloren gegangen war, gut verstehen. Schlanke bleiche Wesen in Lagen grauer Gewänder gehüllt gingen einzeln oder in Gruppen durch die Gänge, schienen da aber doch wieder nicht ganz da zu sein.
    Er sah sie in Durchblicken Dinge tun, Haltungen annehmen, die er nicht ergründen konnte. Sie standen in blauen Flammen, hinterließen einen Schweif aus Licht und verlodernden Feuern, wenn sie ihrem seltsamen Kurs durch Hallen und Korridore folgten.  
    Sie kamen ihm wie eine vollkommen fremde Spezies vor, wie wandernde Säulen etwa oder belebte empfindungsfähige Steinkreise. Wie vertraut waren ihm dagegen die Angehörigen des Neuen Rings geworden. Darachel, Siganche, Bruc, Cedrach, Dangrail, Fianaike, Béal, Lhuarcan, Nadragír, Sekainen und die anderen.  
    Hatten sie selber den Funken einer Ahnung davon, wie sehr sie sich vom Rest ihrer Rasse entfernt hatten?
    Und er? Verhielt es sich vielleicht genauso mit ihm? Hatte er sich in der Zeit hier so sehr verändert, dass er das Ausmaß noch gar nicht vollständig begriff?

    Er und Darachel trafen Bruc, als sie sich an einem Tag mit mildem Wetter in den terassenartigen, offenen Raum, der auf die Ebene hinabblickte, begaben, um für ihre Arbeit an der Schwertschule einige Bewegungsabläufe durchzugehen.
    „Habt ihr gehört, dass Bogenfall des Lichts sich für uns bei den Enthravanen eingesetzt hat?“, fragte Bruc.
    „Es scheint, dass, nachdem sein Verhalten einige Zeit lang immer exzentrischer wurde, er jetzt sein Engagement als Pate der Aszension gesteigert hat.“
    „Nimmst du noch an den Aszensionsaktivitäten teil?“
    „Wenig“, antwortete Bruc. „Nachdem wir unsere eigenen Aktivitäten und magischen Forschungen einstellen sollten, weiß ich auch nicht mehr, was mein Beitrag zur Aszension sein soll. Jedenfalls bis der Bann, der über uns liegt, aufgehoben wird. Doch auch so hört man vieles.
    Bogenfall des Lichts ist zum Leiter der Aktivitäten geworden, nachdem die anderen Silaé für eine unbestimmte Zeit in die Region des Domänenwalls verschwunden sind.“
    „Weißt du, worum es dabei geht?“
    „Man hört etwas von einer angeblichen Zwillingswelt, von sich öffnenden Struktursträngen und Angelegenheiten des Welten- ghan . Alles in allem sehr mysteriös.“
    „Bogenfall des Lichts hat schon vorher von ähnlichen Dingen gesprochen.“
    „Es scheint Veränderungen im Weltgefüge zu geben, um die die Silaé und die höheren Hierarchien sich kümmern müssen. Aber es scheinen auch Veränderungen hier in Himmelsriff anzustehen. Bogenfall des Lichts kündigt ein Ereignis an, dass die Gemeinschaft von Himmelsriff einen Sprung in unserer Aszension nach vorn bringen soll.“
    „Wir versuchen gerade etwas ähnlich Bahnbrechendes.“ Auric blickte auffordernd zu Darachel hin, der ihm einen unsicher ausweichenden Blick zurückwarf.
    „Naja“, sagte Darachel schließlich, als er auch Brucs Blick auf sich spürte, „von bahnbrechend kann noch nicht die Rede sein. Dazu müsste es erst einmal gelingen. Ich habe nach unserem Ausflug ins Geisterreich mit Bogenfall des Lichts versucht, mit Auric eine Konklavbindung herzustellen. Bisher hatte ich keinen Erfolg.“
    „Du bist nah herangekommen“, warf Auric ein.
    „Ihr treibt also immer noch im Geheimen magische Forschungen?“, fragte Bruc.
    „Nicht wirklich. Nicht systematisch.“
    „Ich frage mich ohnehin, warum wir das überhaupt aufgegeben haben. Warum wir dem Rat der Enthravanen gefolgt sind und herumirren wie Geister im Niemandsland. Was hat das noch für einen Sinn? Wie lange kann es dauern bis die Enthravanen zu einer Entscheidung kommen?“
    Auric sah es Darachels Gesicht an, dass er Bruc im Stillen Recht gab.

    Das Klirren des Stahls war ein Willkommen, das Scharren der Füße im Takt ließ ein lange vermisstes Gefühl der Vertrautheit aufsteigen. Allmählich füllte sich auch der Raum mit jenem Geruch, der den Schweiß der Ninraé kennzeichnete.
    Allmählich hatte er gelernt, auch hier zu differenzieren. Und er musste Acht geben, dass ihn der Duft

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