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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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sie aufzuspüren und ein gehöriger Schuss Glück. Hier aber können wir sicher helfen. Wir eilen unseren Gefährten im Terrassenraum zu Hilfe und beten, dass Fianaike nichts geschieht oder sie uns trotzdem noch über den Weg läuft.“
    Sie liefen durch die tobende Hölle der Großen Korridore, hochbrandenden Flammenwänden ausweichend, zwischen Gruppen von miteinander Kämpfenden hindurch. Von den Toten hatten sie sich unterwegs verstreut herumliegende Waffen gegriffen, für den Fall, dass sie sich ihres Lebens wehren mussten.
    Sie schafften es den Gemetzeln auszuweichen, indem sie sich nicht dem Wahnsinn stellten, ihn nicht einluden. Vereinzelten dem Rausch Verfallenen, die sie dennoch angreifen wollten, erwehrten sie sich mit ein paar defensiven Schwertstreichen und ließen sie dann hinter sich.
    Plötzlich hörten sie hoch über sich ein schrilles, nervenzerfetzendes Kreischen, mehr wie von einer Naturgewalt als von einem Wesen stammend, als würde ein Sturm heulend durch die Korridore von Himmelsriff fahren. Auric blickte hoch.
    Dort über einem Knäuel aus Kämpfenden sah er, wie ein zorniges Kräuseln durch die Luft ging. Es war als verwirbele dort ein Strom von blauen Flammen. Dann, als bilde sich wie in einem rasenden Strudel ein Loch in der Luft, drängte sich dort plötzlich ein gewaltiges Auge vor. Blau schimmernde Haut war ringsherum zu sehen; sie zwängte sich wie aus einem Jenseits weiter hervor.
    Auric wurde von einem Grausen gepackt. Entsetzen lief wie Zungen aus Eis seinen Körper entlang. Er hatte schon einiges gesehen, was als unmöglich galt, aber dies war keine bloße Vision und verdrehte und verzerrte so die gesamte Realität, dass es seine Sinne und die Fähigkeit seinen Augen zu trauen überforderte. Er riss Sekainen zurück an den Rand des Korridors zu einem Nebengang hin, Cedrach folgte ihnen mit entsetztem Blick nach oben.
    Über ihnen stülpte sich der Raum um. Etwas drängte hinein, etwas Gewaltiges, das nicht recht Gestalt annehmen wollte. Ein zweites riesiges Auge erschien, wand sich wieder in Schleiern zurück, ein amorpher, wimmelnder Kopf, die Anmutung eines gewaltigen, langen Leibes dahinter. Die Erscheinung krümmte und wand sich, aus der Realität und wieder hinein, sie brüllte und heulte als ständen sie im Zentrum eines Orkans.
    „Ein Verwandelter!“, schrie Cedrach über dem kreischenden Lärm. „Er versucht sich in die materielle Welt zu drängen.“
    Sie liefen weiter, unter dem Dach eines wimmelnden Tobens fort.
    „Der Wahnsinn muss auch ihn erfasst haben“, rief Sekainen.
    Wenn ganz Himmelsriff davon loderte. Dann war vielleicht der Wahnsinn aus dem vereinten Bewusstsein der Ninraé, aus dem Geist der Himmelsriff heimsuchte und der nun verrückt geworden war, auf dieses Geistwesen übergesprungen.
    Die orkanhafte Raserei blieb hinter ihnen zurück. Als der Lärm erneut anschwoll, sich rasch zu einem Crescendo steigerte, warf Auric einen letzten Blick über die Schulter zurück.
    Die Sturmballung des sich in die Materie hineindrängenden Verwandelten explodierte. Sie füllte den Gang bis zum Boden aus, blähte sich in blauem Wabern auf und kollabierte dann. Das Gewimmel der Kämpfenden wurde von ihrer Urgewalt erfasst und zerrissen. Ihr nach außen gekehrtes Inneres wurde entlang der sich wie Netze durch den Raum platzenden Stränge aufgespannt.
    Auric wandte den Blick ab und floh weiter.
    Auf ihren weiteren Weg sah Auric unglaubliche und grausige Dinge. Sie nahmen jetzt Gänge, in denen das Chaos weniger offen tobte, doch kamen sie dabei an Kammern vorbei, in deren Durchblicken sich ihm ein unfassbarer Irrsinn offenbarte. Die elfenhaften, durchgeistigten Ninraé waren einem Wahnsinn verfallen, der alle Barrieren brach. Ihre feineren Sinne schienen vollkommen jenseits aller Schranken entfesselt und griffen in Bereiche hinein, die ihnen im normalen Bewusstsein unzugänglich waren, sie traten in ein wahnwitziges, entfesseltes Zwiegespräch mit der Substanz von Himmelsriff.
    Er sah Ninraé, die einander in ihrem Wahnsinn bei lebendigem Leib sezierten, die in lachender Raserei Gräueltaten vollbrachten, für die ihm zuvor das Begriffsvermögen gefehlt hatte. Er sah einen Ninra den anderen schälen wie eine Blume. Sie entfalteten ihre Körper mit den unterschiedlichsten Arten von Klingen zu blutigen, sich öffnenden, erblühenden Gebilden, zu grausig triefenden Kunstwerken. Ein verdrehter, vergeistigt perverser Wahnsinn hatte sie ergriffen.  
    „Darachel hat uns zwar

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