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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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wärmenden doch hauchfeinen Decken. Erstarrte.
    „Dort draußen ist jemand. Jemand kommt näher.“ Er konnte ihren leicht verunsicherten Blick nicht deuten. Irgendetwas war mit ihren feineren Sinnen, irgendetwas war ihr aufgefallen. Wahrscheinlich war es Darachel, der so viel Weihe in den Hallen von Himmelsriff an diesem Morgen nicht ohne Gesellschaft ertragen konnte und ihn deshalb besuchen kam.
    „Willst du dir etwas anziehen?“, fragte er und war verwundert über die Eile, mit der sie in ihre Kleidung schlüpfte. Er tat es ihr nach.
    Er ging, von ihr gefolgt, in den Hauptraum, zur Tür, öffnete sie und sah hinaus in den Korridor.
    Eine Woge aus Feuer fauchte an ihm vorbei.
    Seine Haare richteten sich auf, er sprang zurück, prallte in Sekainen hinein.
    Er schob sie zurück, ging wieder, diesmal vorsichtiger, zur Tür.
    Eine Welle des Flirrens ging durch den Korridor, er sah hinauf und hinab, sah etwas wie einen Schleier aus Flammen den Gang hinab seinem Blick entschwinden. Ein Schrei ließ ihn herumschrecken.
    Eine wie irre brüllende Gestalt kam durch den Gang auf ihn zugerannt. Klingen flirrten in ihren Händen, graue Fetzen flatterten an ihr hoch. Auric duckte sich in den Türdurchgang zurück. Ein irrer Blick saß im bleichen Schädel, zwei Schlieren von Blut waren wie Schminke von seinen Augen aus abwärts über die Wangen gezogen. Der Rennende kam, ohne dass sein Blick ihn wirklich erfasste, in seinem wahnsinnigen Lauf auf ihn zu. Graue Ninraégewänder hingen in Fetzen, die Haare waren zerrauft. Zwei kurze Zeremoniendolche flogen in seinem Griff in wirren Kreisen. Er rannte an Auric, der in dem Türdurchgang stand, vorbei, hatte keinen Blick für ihn. Was er jagte, war nicht wirklich klar. Sein Schrei hallte hinter ihm her, während er den Gang hinab verschwand.  
    Schleierkräuseln entlang der hohen Korridorwände wurde hinter ihm heftiger, die vexierenden Schichten zogen sich zusammen und ballten sich, ließen eine Entladung frei. Wie von einer die Wände entlang laufenden Wellenkrone erfasst, die statt Schaum Funken zog, warf es die verschwindende Gestalt herum. Auric sah, wie die Fetzen seiner grauen Gewänder Feuer fingen, das auch schnell wieder verlosch. Als wäre ein Betrunkener in seinem Rausch irgendwo angestoßen, rappelte sich der Getroffene von der Wand wieder weg, brüllte erneut auf, und setzte seinen wahnsinnigen Lauf fort, als sei nichts geschehen.
    Auric hörte aus der anderen Richtung einen dumpfen Verpuffungsknall und sah, den Kopf wendend, wie ein schwefliges Flirren sich einer Explosion gleich aus einen Zugangskorridor in den Hauptgang hinein blähte.
    Er blickte über die Schulter zurück in seinen Raum, er und Sekainen sahen sich kurz an, dann fasste er sie bei der Hand und zog sie den Korridor hinunter.
    „Was ist hier los? Was geschieht hier?“, rief sie ihm zu.
    Egal, was hier vor sich ging, allein war sie nicht sicher.  
    „In die Hauptgänge!“, rief sie. „Wir müssen sehen, was passiert ist!“
    Sie mussten einigen Ballungen des schlimmsten Flirrens ausweichen, um vorwärts zu kommen. Es wirkte als liefen Schleier von Glühen und Flammen die Wände hinab. Einerlei, ob das, was Auric als Verzerrung und Schichten von Warscheinlichkeiten wahrnahm, für Sekainen ansonsten normale, schlichte Realität darstellte, jetzt schien es ihr eine Außergewöhnlichkeit zu sein, bedrohlich, etwas, vor dem man zurückweichen musste.
    Wo waren nur die anderen, wo war Darachel?

Der Angriff

    In den großen Korridoren tobte die Hölle.
    Das erste, was Auric in den Gängen des Hauptschiffs auffiel, war Feuer, Blut und Leichen. Tote Ninraé lagen überall herum. Er und Sekainen, die sich fassungslos umsah, mussten über ihre schlanken, verdrehten Körper steigen. Bleiche, nichtmenschliche Gesichter, ursprünglich zu für Menschen unbegreiflicher Schönheit gestaltet, wurden im Tod von einem verstörenden Gesichtsausdruck verzerrt, in dem Raserei ziellos hierhin und dorthin geflackert und dann schließlich erstarrt war.
    Eine Sturmwand stieg plötzlich vor Auric und Sekainen empor, so dass sie zurückspringen mussten, Flammenspuren rasten im Zickzackkurs von Wand zu Wand. Blitze knisterten die Schichten und Splitterungen der Korridorwände entlang.
    Ninraé gingen überall einzeln und in chaotischen Haufen mit Waffen aufeinander los und schlachteten einander ab. Das Blutbad war sinnverwirrend und undurchschaubar. Ein merkwürdiger Geruch hing in der Luft, der in Auric eine vage

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