Der Fall der Feste
von der Lage machen.
Die Surkenyaren gaben ihren Pferden die Sporen und preschten auseinander. Erste Pfeile flogen in Richtung der noch unsichtbaren Angreifer.
Auric und seine Leibgarde bahnten sich in dem panischen Durcheinander einen Weg dorthin, wo ihre Pferde unter der Aufsicht eines Signalisten angepflockt waren. Sie mussten sie gar nicht erst besteigen, um eine bessere Sicht zu bekommen. Das, was sich nahte, kam rasch näher, die Reihen weichender Soldaten gaben den Blick darauf frei.
Zwei Gestalten kamen in Feuerwällen auf sie zu.
Durch das Hitzeflirren waren sie nur undeutlich zu erkennen. Flammenwände brandeten zu ihren Flanken wie schützende Schilde hoch. Sie näherten sich in einer Spur von Feuer.
Sie kamen in weitem Abstand voneinander näher, zwei menschengestaltigen Luftspiegelungen, einer Feuersäule gleich. Auric glaubte durch Flammen und durch die um sie herum vibrierend flimmernde Luft zu erkennen, dass beide durch Panzerungen irgendeiner Art geschützt waren. Wer kann so etwas im Heer verbergen? Kein einfacher Soldat. Ein Feldscher etwa. Im Gepäck seines Feldscherwerkzeugs … In einer Kiste auf den Trosswagen …
Sichelartige Risse erschienen vor den flammenumhüllten Gestalten in der Luft, weißglühende Lanzen schossen heraus, schlugen rechts und links in die Reihen der Soldaten ein. Die Getroffenen wurden mit elementarer Macht fortgepflügt. Ein Stakkato von Blitzlanzen breitete sich wie ein Fächer vor ihnen aus, und die Luft war von einem scharf stechenden Geruch erfüllt.
Eine unheimliche Erscheinung fächerte im Hintergrund des Tales, im Rücken der nahenden Magier hoch. Tief zwischen den das Tal rahmenden Erhebungen von Elsternforst und Bukainan ballte sich, was sonst nur hoch am Himmel geschah. Eine Dunkelheit, wie von drohenden Gewitterwolken zog sich dort in einem Kranz zusammen, als drängte sie etwas gegen die Hänge der Höhenzüge hin. In ihrem Inneren flackerte und knisterte es, wie verhüllter ferner Blitz und Donner tief in den Bäuchen pechdunkler, eisgärender Wolken. Ein eisiger, plötzlich anschwellender Wind ging über ihre Köpfe hin.
Auric sah die Surkenyaren ihre Pferde auf die Magier zu treiben, ausfächern und ausschwärmen. Sie sandten ihre Pfeile in die Richtung der feuerumhüllten Gestalten. Auch zwischen den galoppierenden Reitern schlugen Blitze ein, doch fast alle trafen sie nur leeres Feld. Kaum einer der Surkenyaren wurde getroffen, denn sie vermochten mit unglaublicher Schnelligkeit und Wendigkeit zu reiten.
„Was jetzt?“ Davernian stand neben ihm, erstarrt vor dem Anblick, die eine Hand schon auf den Sattel seines Pferdes gelegt.
Ja, was jetzt? Was gab es für Strategien und Taktiken gegen das Unerwartbare, gegen das Unglaubliche? Was konnte er tun oder befehlen? Die Surkenyaren, sie taten schon das Richtige. Angreifen, schnell und wendig. Von weitem. Diese Magier des Einen Weges sind gefährlich wie eine Naturgewalt, aber sie sind keine. Sie sind Menschen. Menschen sind verwundbar.
Und die beiden im Abstand voneinander ihre tödlichen Bahnen ziehenden Magier mussten noch durch die Linie von aufgeschütteten Erdbuckeln hindurch, um zur Hauptmasse des idirischen Streitmacht zu gelangen. Dann wurden seine Gedankengänge mit einem Mal unterbrochen.
Aus den Reihen des feindlichen Heeres stieg ein gewaltiges Brüllen und Heulen auf. Man sah, wie die Heeresmassen der Nichtmenschen in Bewegung gerieten, als schwere Gestalten sich von hinten durch die Reihen stapfend ihren Weg bahnten. Sie überragten den Rest des Heeres als würden sie durch die Wellen einer Brandung an den Strand waten und schwangen mit ungeduldigem Röhren ihre Waffen.
Die Nichtmenschen schickten ihre Duerga in die Schlacht.
Das Schlachtfeld war ein einziger Aufruhr wild durcheinander laufender Menschen.
Auric rief einem Signalisten seiner Entourage zu, die Signale fürs Sammeln, das Gruppieren der Abteilungen und das Formieren von Schlachtordnungen zu blasen, alles, was die Aufmerksamkeit der in Konfusion geratenen Truppen erreichen konnte, was in Richtung dessen ging, was jetzt notwendig war.
Ordnung schaffen, Kampfbereitschaft. Sich für den Angriff wappnen. Sich formieren.
Das alles, während die Magier wie zwei erdzerpflügende Zwillingskometen eine langsame Bahn über das Feld auf sie zu zogen, Blitze und Feuer nach allen Seiten schleuderten. Die Massen der Sechzehnten waren unter den Stacheln ihres Angriffs in umeinander strudelnde, verwirbelnde Bewegung
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