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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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zusammengesunken kauerte, dieser in einem unscheinbaren, grauen Mantel mit Kapuze und einer Tätowierung im Gesicht – ihr entführter Senphore. Der Bärtige trug ein weißes Gewand mit einem roten Zeichen auf der Brust. Ein Mitglied der Ordensloge des Einen Weges bei seiner Ausbildung zum Magier. Sein erstes Zusammentreffen mit einem Kyprophraigen im unterirdischen Labyrinth, damals im Saikranon. Ein einziges Ereignis, ein einziger Tag, so viele Bedeutungsfäden. Der Feldscher, der fast in ihn hineingelaufen war. Es war der gleiche Mann. Mitglied der Loge des Einen Weges. Ein Magier.
    Der Mörder Hubbarbs war nicht der einzige gewesen! Es gab weitere Magier in ihrem Heer.  
    Ein grelles Lodern.
    Blendend.
    Das stachelmahlende Mordgewühl, der frühe, sich langsam hellende Morgen, der für all das nichts konnte, den all das nichts anging, wurde von Feuer zerissen.

    Flammen entfalteten sich wie Schwingen und flatterten zur durchscheinenden, blauen Himmelsdecke empor. Ein Fauchen und Prasseln war zur Erde niedergefahren und streckte seine Netze aus. Flammenzungen schossen über Auric hinweg. Sie frästen grelle Bahnen über die Köpfe des wühlenden, klirrenden Schlachtgetümmels.
    Donner fuhr in die Erde.
    Zersplitterte Stämme, Brocken von Erde wurden hoch in die Luft gewirbelt. Der Hammer eines Feuerbrausens stob empor. Feuer explodierte vor ihren Linien.
    Soldaten rissen ihre Schilde hoch. Trümmer trommelten, prasselten und krachten auf sie herab. Ein Soldat wurde von einem schweren herabfallenden Pfahltrümmer zu Boden geworfen, die Umstehenden von der Wucht mitgerissen. In die Sekunden zuvor in erbittertem Ringen ineinander verkrallten Schlachtreihen fuhr ein glutheißer Windstoß.
    Die Pfahlreihen wurden zu lodernden, prasselnden Feuergruben. Gelbflackernde Brände stoben dort empor.
    Auric hatte Mühe, sich in dem chaotischen Gedränge so zu drehen, dass er sehen konnte, was da vorging. Er reckte den Kopf, wand sich, fluchte. Neue Feuerbahnen donnerten über sie hinweg. Neue Explosionen. Neue Feuerblumen. Das Wummern und Donnern von Flammen vor ihnen.
    Dagegen ein plötzliches Verstummen des Kampfgebrülls. Nur noch zerflatternde Schreie von Feinden im Hintergrund, die versuchten, sich aus den Pfaden zwischen den Pfahlgruben, aus der Klammer der Brände zurückzuziehen.
    Hörner gellten.
    Die Reihen der Feinde fielen zurück. Wurden von den Spalieren zwischen den Pfahlgruben aufgesogen, wo kein Feuer wütete. Ein Rückzug der Vasallentruppen.
    Sie ließen die Truppen der Sechzehnten aus ihrem geballten Knäuel zerfallend zurück. Die Reihen zogen sich auseinander, so wie der Druck von allen Seiten nachließ. In hochwallendem Entsetzen wandten sie sich um. Was war dort in ihrem Rücken? Was griff sie von dort her an? Was hatte die Macht, den Himmel mit Bahnen von Feuer zu erfüllen und die Erde in Flammen erzittern zu lassen?

    Sie kamen. Aus ihrer Tarnung heraus. Sie enthüllten ihr Wesen und griffen an.
    Hatte er es gespürt, hatte es ihn wie der kalte Luftschwall vor einem Sturm erreicht und das Bild des Gesichts, den Moment des Erkennens hochschießen lassen? Magie hatte ihn gestreift.
    Er und Ni-Konnacht und Davernian blickten einander an. Sie sahen durch das Gewimmel der Truppen, die plötzlich ihren Gegner verloren hatten, hindurch in Richtung ihres Lagers, von wo das Feuer gekommen war, sahen dort nur halbverdecktes Lodern, nicht mehr als auch von zwei mächtigen Lagerfeuern zu sehen gewesen wäre. Der volle Blick darauf, was dort vor sich ging, wurde abgeschirmt von den Reihen der Soldaten hinter ihnen, den Schützen auf ihren Pferden, dem zweiten Treffen der Soldaten. Alle Blicke waren nach dort gerichtet, Rücken waren ihnen zugewandt.
    Wieder ein Hochlodern dort im Hintergrund.
    Die Truppen vor ihnen strömten fliehend auseinander. Ein Keil aus blau knisterndem Zucken pflügte durch ihr Gedränge, brannte einen Pfad frei. Soldaten wurden schreiend von dieser Erscheinung ergriffen.
    Die Menschen direkt um sie herum fuhren ebenfalls auseinander. Auric wechselte Blicke mit seiner Leibgarde. Furcht und Verwunderung stand in ihre Gesichter geschrieben. Dennoch waren sie Sekunden später die einzige Gruppe von Menschen auf dem Schlachtfeld, die den Erscheinungen entgegenlief.
    Die Welt schwankt im Laufen um Auric herum. Wieso jetzt? Wieso so heftig? Das war mehr als der Mörder Hubbarbs an Macht hatte erkennen lassen.
    Er musste wissen, um was es sich dort tatsächlich handelte. Er musste sich ein Bild

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