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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Finessen ankam. Finessen konnten sie nicht mehr retten. Er wollte nach vorn, er wollte Feinde töten, er wollte Czand rächen.  
    Auf sein Signal versuchten die Schlachtreihen zwar Raum für sie zu machen, doch es war ein ziemliches Gerangel, bis sie zur Front kamen. Ein Scheppern, Fluchen und Schwitzen ringsumher – schon beim durch die Reihen Arbeiten spürte er den Druck. Sein Schweiß verlor sich in der Morgenkühle auf seiner Haut. Er spürte längst nicht mehr, dass sein Herz ihm wie eine mächtige Schlachttrommel bis in den Hals schlug, dass das Blut pumpte wie rasend, dass eine heißglühende Welle durch seinen Körper fuhr. Das war ihm ein weit entfernter Hintergrund. Um seine Augen herum, um Stirn und Nasenwurzel war alles eiskalt; mit eiskaltem Blick schaute er in die Welt. Er registrierte, alles war scharf und klar. Alles war wie eine spröde, splittrige Fassade mit keinem Inhalt dahinter, wie die Eisdecke eines Sees mit keinem Wasser darunter. Es trat in sein Blickfeld, es spielte sich ab, doch es geschah nicht. Es war, doch es bedeutete nichts. Ein Tag des Mordens und Sterbens.
    Als sie nach vorne kamen, fühlte er, wie sich der Druck verstärkte. Er kam ohne Wucht, doch er kam mit Kraft. Die Soldaten stemmten sich gegen diesen Druck von vorne her, hoben die Schilde, schoben sie, stemmten sich hinein, drückten den Vordermann nach vorn. Er und seine Leibwache, sie wurden eingekeilt in die schiebende, wälzende Masse. Die Soldaten sahen ihn, erkannten ihn, schrien ihm zu, fassten neue Kraft, zufällig zu seinen Nebenmännern gewordene legten ihm die Hände auf die Schulter, und dann waren sie eine einzige schiebende, muskelspannende, ächzende, grunzende Maschinerie.
    Dort wo die Feindesreihen auf ihre eigenen Reihen trafen, fand längst kein Zusammenprall mehr statt. In zähem Ringen und Schieben trafen zwei Schildreihen knirschend aufeinander, die angesammelte Masse von Vasallen der Nichtmenschen drängte von hinten nach, wurde wegen des fehlenden Raums zusammengepresst.
    Auric kam nach vorne, sein Schild drang in die Lücke, wuchtete gegen den Schild eines Suevaren, umgeben von weiteren verzerrten Valgarengesichtern. Er sah in die Augen seines Gegners, er sah die Brauenhaare, klar und deutlich und abgegrenzt, eine Nase, die Nüstern gebläht, schiefe gelbe Zähne, einzelne Flecken von Schweiß und Dreck auf der Haut. Auric zwängte seinen Waffenarm frei, bekam das Schwert über Schildrandhöhe, stach zu, scharrte an der Klinge des anderen entlang, stach noch einmal, spürte den Stahl durch den satten Widerstand von Fleisch gehen und auf Knochen treffen. Mit Mühe bekam er die Klinge frei, zerrte, stach noch einmal nach, und der Suevare fiel, rutschte weg, und im nächsten Moment stand er mit seinen Stiefeln auf dessen Leib, als der nächste aus der Reihe der Valgaren in die Lücke drängte. Ein Stechen, Hacken und Hauen über im Ringen schwankende, ruckende Schildränder hinweg. Ein einziges Gerangel und Gespieße. Mit eiskalter Verbissenheit und Effizienz ruckte, drängte er mit dem Schild, bohrte seine Klinge wieder und wieder in nachgiebiges Fleisch. Durch Schildlücken, durch Panzerungslücken, durch Kettenschutz. Es war ein hektisches, kaltes, klares, blutiges Geschäft, und er führte es mit fühlloser, roher, monomanischer Verbissenheit aus. Blut und Schweiß rann ihm mittlerweile von den Brauen, über die Wangen. Das Bild eines Gesichts schoss durch seinen Geist. Ein Schwirren, dann ein Klappern und Schreien. Pfeile bohrten sich in die hinteren Reihen der Angreifer. Wieder Schwirren, Klappern, Schreie in den Feindesreihen. Pfeile kamen aus dem Himmel, sanken unberechenbar herab, bohrten sich durch Leder- und Kettenschutz, bohrten sich in geschütztes und ungeschütztes Fleisch gleichermaßen. Der Druck vom Feind ließ nach.
    Er warf sich nach vorn, stolperte über eine der in den Boden getrampelten Leichen, fasste Tritt, schwang das Schwert endlich wieder frei und drang unerbittlich und entfesselt auf die Feindesreihe ein, sich selber kaum fühlend, nur froststarrend, peitschender Wille zu erschlagen, zu töten, zu vernichten.
    Unter der Schicht verdichteter Reflexe, des Klirren und Stechens, Parieren und Tötens … dort schoss erneut das Bild eines Gesichts empor. Große, weite Augen in einem schmalen, bleichen Gelehrtengesicht mit säuberlich gestutztem Bart. Ein Mann mit säuberlich gestutztem Bart in einem Gelehrtengesicht, stand neben einem Stuhl, in dem ein anderer Mann

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