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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Cenn-Vekanen, dann müssen wir uns fragen, ob dieser Entwicklungsweg, so wie Ihr ihn seht, tatsächlich ein Verfolgen und Ausbilden unseres Potentials ist, einer inneren Notwendigkeit geschuldet und so dem freien Willen unterliegend, oder ob es ein Prozess ist, der unter Zwang verfolgt wird. Wenn letzteres der Fall ist, wenn nicht der freie Wille sondern Zwang unseren Entwicklungsprozess antreibt, dann müssen wir uns fragen, was er eigentlich wert ist.“
    Cenn-Vekanen wollte ihm in die Rede fahren, doch Cianwe-Gauchainen hielt ihn mit einem Heben seiner Hand zurück.
    Darachel trat einen Schritt zurück, richtete jetzt seine Worte an die ganze Versammlung der Enthravanen.
    „Für uns, die wir Auric Torarea Morante gefunden haben, hat sich an diesem Tag ein neuer Schicksalknoten gebildet. Und den sollen wir nicht ernst nehmen?“ Er blickte nacheinander die Reihe der Gesichter der Enthravanen entlang. „In unserer ganzen Entwicklung geht es doch darum, diese Stränge zu verfolgen und zu erlösen. Niemand von uns hat sich diese neue Verknüpfung ausgesucht, sie ist uns widerfahren. Sie war einer Notwendigkeit geschuldet. Im gleichen Maße, wie es unsere Reaktion darauf war. Keinem von uns ist es leicht gefallen, das anzunehmen. Dies sind die Konsequenzen, die für uns daraus entstanden sind.“
    Er spürte, wie etwas in ihm anstieg, das seine Brust sich heben und seinen Blick hart werden ließ.
    „Und wenn wir die Grundsätze unserer Gemeinschaft ernst nehmen“, sagte er, und indem er sprach, spürte er, wie diese Regung mit ihm eins wurde und ihm eine bisher kaum gekannte Festigkeit verlieh, „dann fordert unsere Entscheidung und das was wir tun Respekt.“ Er hatte mit zunehmender Härte und Nachdruck gesprochen, so dass das letzte Wort schwer im Raum der Kammer widerhallte.
    Jetzt endlich entdeckte er Bewegung und Regung bei den Enthravanen in den äußeren Schleiern ihrer Auraschirme. Er konnte sie nicht deuten, in diesem Moment der Erregung, doch das war ihm egal. Das was er zu sagen hatte, ließ sich ohnehin nicht mehr zurücknehmen.
    „Niemand“, fuhr er fort, „der sich den Grundsätzen unserer Gemeinschaft verpflichtet fühlt, wird uns daran hindern, unsere Forschungen weiter zu treiben und unseren Weg weiter zu verfolgen.“ Er machte wieder einen Schritt auf Cenn-Vekanen zu und blickte ihm direkt und herausfordernd in die Augen. „Wer das versuchte, wäre ein Irrgeist – oder etwas, was dem in gefährlicher Weise nahe kommt.“
    Wieder senkte sich ein eisiges Schweigen über die Halle, jetzt noch stärker als beim ersten Mal als Cenn-Vekanen seine Forderung nach Ausschluss aus der Gemeinschaft aufgestellt hatte. Darachel spürte, wie sich die Mitglieder ihrer Gemeinschaft hinter ihm regten, wagte es aber nicht, sich nach ihnen umzuschauen.
    Es war Cianwe-Gauchainen, der schließlich wieder das Wort ergriff.
    „Darachel hat seinen Standpunkt eindringlich dargestellt. Das was er sagt, hat Gewicht. Und es hat Auswirkungen. Dessen muss er sich klar sein. Aber er hat nur für sich gesprochen.“ Er blickte an Darachel vorbei, auf die anderen ihrer Gemeinschaft hinter seinem Rücken. „Cenn-Vekanen hat von einer Entfernung vom Geist unserer Gemeinschaft gesprochen, die verhängnisvoll und unumkehrbar ist. Ich glaube nicht, dass etwas starr und unveränderbar ist. Ich gebe euch allen die Möglichkeit, sich, bei allem Verfolgen privater Interessen, auf eure Verbundenheit mit der Gemeinschaft der Ninraé zu besinnen und auf die Ziele, die wir miteinander in unseren Webschaften und Konstellarien verfolgt haben. Ich fordere euch auf, eure magischen Forschungen einzustellen und von dem eingeschlagenen Weg abzulassen.“
    Darachel bemerkte, wie eine eisige Kälte ihn überfiel. Jetzt kam es also doch dazu.
    „Nein, das werden wir nicht!“
    Erstaunt hob Darachel den Blick vom Boden und blickte zur Quelle der Worte hin.
    Bruc war neben ihn getreten.
    „Darachel hat Recht“, sagte er. „Wie könnten wir unseren Entwicklungsweg verleugnen. Alles, was uns eigen ist, hat uns an diesen Punkt, auf diesen Weg geführt. Wir sind, was wir sind. Wie könnten wir uns selbst verleugnen?“
    Es gab Gemurmel und Bewegung, in den Reihen ihrer Gemeinschaft hinter ihm als auch in der Versammlung der Enthravanen. Jetzt endlich blickte Darachel sich um und sah zu seiner Verblüffung Lhuarcan ebenfalls aus der Gruppe heraustreten, zu Bruc hin.
    „Diese Welt jetzt zu verlassen“, sprach er, „hieße meinen Schicksalsweg

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