Der Fall der Feste
Gemeinschaft trennten.“
„Du hast schon einmal eine Mutmaßung in dieser Richtung vorgetragen, in der man vorsichtig mit seinen Anschuldigungen sein sollte“, unterbrach ihn Cianwe-Gauchainen.
„Und ich habe seitdem immer wieder darüber nachgedacht“, hob Cenn-Vekanen erneut an. „Könnte es sein, dass sich in Darachel die Seele eines Irrgeistes verkörpert, um eine Möglichkeit der Läuterung zu erhalten?“ Was immer Cenn-Vekanen im Schilde führte, er schien ebenfalls mit Umsicht vorgehen zu müssen, sonst wäre er hier wesentlich weniger zurückhaltend aufgetreten.
„Ich muss solche Spekulationen hier unterbinden.“ Viankhuan unterbrach ihn scharf. „Darachel hat mit mir und Bogenfall des Lichts versucht, seinen ghan -Verbindungen nachzuforschen.“ Sie nickte zu dem Silaé hin, der zurücknickend und lächelnd ihren Blick erwiderte; das Licht im Raum verschob sich dabei leicht, als glitte in großer Höhe eine Wolke an der Sonne vorbei. „Ich und Bogenfall des Lichts haben eine Schau von Darachels Ghean-whe‘ -Knoten in der Zeit der Späten Feuerkriege gewinnen können, ihm selber aber war jede Sicht verwehrt. Wir sollten sie hier also nicht öffentlich zum Stoff von Spekulationen machen. Das geht außerdem am Anlass dieser Zusammenkunft vorbei.“
Cenn-Vekanen hatte die ganze Zeit über, auch während Viankhuan jetzt sprach, Darachel eindringlich gemustert, als versuche er, sich über etwas klar zu werden und in seinem Geist zu zergliedern. Als Vhiankhuan nun schwieg, hob er den Kopf in den Nacken und nickte dann fast unmerklich. Er schien für sich zu einem Entschluss gekommen zu sein.
„Dann kommen wir doch zum Anlass unserer Zusammenkunft“, sprach er in die Runde hinein. „Wir sind hier versammelt, um darüber zu entscheiden, was die Taten und Entwicklungen dieser Gruppe von Ninraé hier an Auswirkungen hat, was unsere Konsequenz daraus sein soll.“
Er machte eine kurze Pause und sein Blick fuhr an der Reihe der mit Darachel versammelten kleinen Gemeinschaft entlang.
„Ich sage, dass sich diese Gruppe auf Gebiete begeben hat, die damals schon fragwürdig waren, die aber in der Zeit unserer fortgeschrittenen Aszension geradezu abtrünnig sind. Sie verfolgen gegenläufige Richtungen zur Entwicklung unseres restlichen Volkes. Diese Ninraé halten Waffenübungen ab.“ Auch davon hatte Cenn-Vekanen also erfahren. „Sie erforschen mit wachsendem Interesse eben jene Welt, aus der wir uns zurückgezogen haben und noch weiter zurückziehen werden. All dies unter dem Einfluss des Menschenmanns Auric Torarea Morante. Sie haben sich in ihrer Entwicklung so weit vom Rest von uns entfernt, dass dies nicht mehr umkehrbar ist. Sie haben sich von der Aszension abgewandt und verfolgen andere, gegenläufige Ziele. Die Aszension ist nicht mehr ihr Anliegen. Damit sind sie schon keine von uns mehr, ob sie sich dessen bewusst sind oder nicht. Sie sind ein Fremdkörper geworden, der nur die Bestrebungen unserer Aszension stört.“
Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort.
„Ich fordere daher den Ausschluss dieser Gruppe aus unserer Gemeinschaft.“
Eine Stille trat nach diesen Worten in der Halle ein. Die anderen Enthravanen blickten zu Cenn-Vakenen hin, ohne dass sich auch jetzt eine Regung in ihre Mienen und Selbstschichten hinein zeigte. Die um Darachel Versammelten hielten den Atem an und blickten bestürzt zueinander hin. Die Silaé standen nach wie vor unverrücktbar wie drei Säulen im Hintergrund der Halle. Der blaue Glanz ihrer Augen richtete sich ohne Bewegung auf die Szenerie vor ihnen.
In Darachel schoss die Erinnerung an seinen Vater hoch, mit ihr kam das Gefühl der Fremdheit, das er nach seinem Fortgang beim Anblick seiner Genossen und ihrer Verrichtungen in den Hallen dieser Feste empfunden hatte. Er dachte an Auric. Was er von seinem Leben erzählt hatte. Was er zu ihm gesagt hatte. Wie er jetzt oben in seinem Räumen gespannt auf seine Rückkehr wartete.
Darachel trat vor. Er spürte, wie seine Füße ihn vorantrugen, geradewegs auf Cenn-Vekanen zu. Vor ihm blieb er stehen.
„Wir alle gehen unseren Entwicklungsweg, als Gemeinschaft und auch als Einzelwesen“, richtete er das Wort an den Enthravanen. Cenn-Vekanen schaute zurück, ihm geradewegs in die Augen, und sie hielten einer die Blicke des anderen wie Ringer, die einander an den Schultern gepackt haben, um vor dem eigentlichen Kampf ihre Kräfte zu taxieren. „Wenn ich das, was Ihr sagt ernst nehme, Enthravan
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