Der Fall der Feste
die für dieses Terrain charakteristisch waren.
Ein scharfer Schlag durchfuhr die Welt.
Ein Gefühl, als werde mit einem Schlag eine Klinge scharf sirrend aus der Scheide gezogen, traf ihn, durchdrungen und fortgetrieben von der tieferen, dumpferen Note einer Druckwelle untergründigen Bebens. Sein Pferd wieherte schrill auf, er hörte dasselbe Wiehern von den Pferden ringsumher wie im Echo aufgegriffen, sah im Augenwinkel Reiter erschreckt stocken.
Ein grelles Licht, das kein Licht war, blendete ihn.
Der ihnen nächstgelegene Buckel der Kette von Erhöhungen wurde von einer Eruption erfasst. Moos und Flechten und Bewuchs stieben von ihm hoch, wurden emporgewirbelt wie Spreu in einem Sieb, als hätte eine riesenhafte Faust auf die Membran der Welt geschlagen, um mit einem mächtigen Stoß allen angesammelten, überwuchernden Ballast abzuklopfen. Brocken von Pflanzen und Erde stäubten hoch und fielen ab.
Die Pferde scheuten, und Auric hatte Mühe seines so in den Griff zu bekommen, dass er nicht abgeworfen wurde.
Aus dem dunklen Stein, der unter dem explosiv abgeschüttelten Bewuchs zum Vorschein kam, flutete mit der Heftigkeit eines Donnerschlags ein bleicher Stoß empor, durchschlug den Staub, der noch die Luft erfüllte. Unter der Decke des abgeschüttelten Bewuchses war flach wie ein Sockel ein in Stein geschlagenes Gesicht zum Vorschein gekommen, das lotrecht in den Himmel starrte.
„Scheiße“, hörte er Jags Stimme schreien, „wir müssen weg hier.“
Wie die Echos kleinerer Nachbeben glaubte er Erschütterungen entlang der Kette von Buckeln sich fortpflanzen zu spüren. Er sah Jag, der sich mit seinem Pferd neben seins drängte, ihn alarmiert und eindringlich anstarrte.
„Schwarzer, wir müssen fort von hier. So schnell wie möglich. Ich weiss, wovon ich spreche.“ Er blickte ringsumher, blieb an der Höhenkette, welche die Ebene aus Heideland säumte, hängen. „Dorthin, schnell. Da finden wir Deckung.“
Auric gab das Zeichen und blickte dabei in Gesichter, denen eine Erschütterung anzusehen war, die von den einzelnen nur in unterschiedlichem Grad bemäntelt wurde.
Was war hier geschehen?
Sie galoppierten, auf die Anhöhen zu, eine Kette zerklüfteter, miteinander verbundener Buckel am Rande der Ebene.
Weniger als eine halbe Stunde, nachdem sie am Saum des sich am Abhang entlang ziehenden Waldes Deckung gesucht hatten, tauchte der Trupp des Feindes auf.
Auric hatte das Fernglas auf die Stelle gerichtet und konnte sie erkennen, wie sie um das steinerne Gesicht im Boden herumwimmelten. Er erkannte eine große Horde von Suevaren, denen ein kleinerer Trupp von Kinphauren angeschlossen war. Durch das Glas erschienen sie winzig wie Ameisen. Bis auf die monströse Gestalt, die sie überragte. Es war ein Kampfhomunkulus von dem Typus, den er zum ersten Mal bei der Schlacht am Schinnachbruch gesehen hatte. Er erkannte es am Umriss der Gestalt und wusste, wie die Kreatur aussah. Ein großes, kreisrundes Auge auf der Stirn des kompakten, tierhaft langgezogenen Schädels, zwei kleinere perlenartige zu den Seiten hin. Auric sah ihn mit den Armen fuchteln, die Suevaren und Kinphauren liefen hin und her. Merkwürdig. Es sah tatsächlich so aus, als würden sie seinen Befehlen gehorchen, als führe der Homunkulus diesen Trupp an.
Verwundert drehte Auric an den Linsen des Zylinders, versuchte, die Gestalt noch ein wenig heranzuholen. Tatsächlich, es sah so aus, als würde diese Kreatur ihren Mund bewegen, doch nicht zum bloßen Brüllen. So wie der Homunkulus den Kopf bewegte, nach dem Rhythmus, wie sich sein Mund bewegte, sah es tatsächlich so aus, als würde dieses Geschöpf mit den Mitgliedern des Trupps reden.
Er ließ das Fernrohr sinken.
„Hast du so etwas schon einmal gesehen – ein Homunkulus der sprechen kann?“ Er reichte das Rohr an Jag weiter.
„Ist mir nicht aufgefallen“, sagte Jag, während er versuchte, durch das Fernrohr sein Ziel zu finden. „Vielleicht können es manche. Oder alle. Keine Ahnung. Wir haben sie bisher nur in der Schlacht erlebt und das, was wir von ihnen gehört haben, ist vielleicht nur das, was sie als Kampfschrei von sich geben.“
„Jedenfalls haben sie einen Lautapparat. Die Frage ist nur, ist er komplex genug um Worte zu sprechen? Kann er dazu trainiert werden?“
Jag erstarrte.
„Jetzt seh‘ ich, was du meinst. Sieht tatsächlich so aus, als würde das Vieh den Trupp befehligen.“ Er ließ das Rohr sinken, und sein Blick zeigte
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