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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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wohl seine Leute auf den Hals gehetzt.“ Jag blickte Auric an, eine Augenbraue hochgezogen. „Da waren Farben und Formen um die Kugel, so etwas wie Zeichen, die sich veränderten. In der Luft um die Kugel herum.“ Das hörte sich für Auric sehr nach dem an, was er auch gesehen hatte, als Ikun damals, den Wächtergeist ausgeschaltet hatte. „Vielleicht gab dieses Spitzohr damit Lichtzeichen, die man anderswo sah. Ich weiß ja auch nicht, wie die Senphoren ihren ganzen Botschaftenzauber abziehen. Aber ich denke mir, wenn es jemanden gibt, der so ein Ding herstellen kann, dann muss er auch wissen, wie es ohne –“
    Jag verstummte plötzlich. Ihr Kinvarda-Führer vor ihnen hatte warnend seine Hand erhoben.
    Sie waren während ihrer Unterhaltung parallel zur Kante eines abfallenden Steilhangs geritten. Ihr Pfad hatte sie dabei einmal näher heran geführt, dann wieder weiter weg. Mal war der Ausblick darauf von Bäumen verdeckt gewesen, dann wieder war ihr dunkler Schirm aufgerissen und hatte einen Blick über die Kluft und den entgegengesetzten bewaldeten Hang gewährt, den Anstieg des Tannenwaldes dahinter, das zerrissene Hügelland, das sich weiter in die Ferne dehnte.
    Jetzt bekam man durch eine Wendung im Verlauf des Einschnitts zu ihrer Linken und durch Lücken im Geäst eines Tannengehölzes, das sich eng zur Böschung zog, einen Ausblick in den Verlauf des Tales hinein. Wie eine Kerbe öffnete es sich zwischen zwei steilen Anstiegen, und tief unten, zwischen vereinzelten Bäumen schlängelte sich ein Bach hindurch, so schmal, dass man ihn mit einem Sprung überqueren konnte.  
    Durch dieses Tal bewegte sich ein Trupp von Reitern geradewegs auf sie zu.
    Kinphauren, erkannte Auric an ihren knochenbleichen Gesichtern und dunklen Rüstungen. Wahrscheinlich ein weiterer Trupp, der alarmiert durch die Wächterkette auf der Suche nach ihnen war.
    Langsam wich der Kinvarda vom Rand der Böschung zurück. Auric und Jag folgten seinem Beispiel. Zum Glück waren sie durch den Schirm der Nadelbäume so geschützt, dass sie durch die Lücken zwar einen Ausblick erhielten, sie selber aber von jemandem auf der anderen Seite und aus größerer Entfernung nur schwer entdeckt werden konnten. Um sie zu sehen, hätte schon jemand gezielt seinen Blick nach oben und dann genau auf die Lücken in den Zweigen richten müssen.
    Flüsternd gab Auric das Kommando an den Rest des Trupps hinter ihm, sich rasch in Deckung zu bringen. Flüsternd beriet er sich mit dem Kinvarda, obwohl die Kinphauren eigentlich noch zu weit fort waren, um sie hören zu können. „Ich bringe euch so schnell wie möglich aus den Bergen heraus“, sagte der Waldläufer, kaute nachdenklich an seinen Schnurbartenden herum. „Ich hätte nicht erwartet, dass sie uns hier so schnell in die Quere kommen.“ Das hatte Auric auch nicht. Entweder war es reiner Zufall, dass sie hier auf diesen Kinphaurentrupp stießen oder sie waren durch ihre Wächter oder durch diese geheimnisvollen Kugeln, von denen Jag erzählt hatte, gewarnt worden, wo sie sich befanden und in welche Richtung sie sich bewegten. Wenn die Kinphauren über solche Möglichkeiten verfügten, bedeutete dies, dass damit ihr Raum für schnelle Überraschungsattacken tatsächlich enger wurde.  
    Auric sah, wie ihre Gruppe sich unter Führung des Kinvarda zum Waldrand hin bewegte, zügelte sein Pferd und warf einen Blick über die Schulter hinab in das Tal, durch das der Kinphaurentrupp sich der Biegung direkt unter ihnen näherte.
    Er erstarrte. An der Spitze sah er eine Gestalt in schwarzer Rüstung, die auffallend schlankgliedrig war, und deren Profil er erkannte. Obwohl er sie nur von weitem gesehen hatte. Er hatte die Gestalt von weitem gesehen, und trotzdem hatte er sie auf eine merkwürdige Art deutlich erkannt.
    Dies war der Anführer des Nichtmenschenheers. Dies war der, den sie Kinphaidranauk, den Zorn der Kinphauren nannten.
    Er lenkte sein Pferd vorsichtig an das Tannendickicht heran, immer bedacht, hinter dessen Zweigen verborgen zu bleiben, und lugte am Pferdehals vorbei hinab in die Kluft dahinter. Die Gestalt an der Spitze des Kinphaurentrupps lenkte ihr Pferd zwischen dem Bachlauf und einer Gruppe von Bäumen hindurch, und Auric war sich jetzt auf eine tiefe, unerklärliche Art sicher, dass dies derjenige war, den er als den Anführer des Nichtmenschenheeres erkannt hatte.  
    Was für ein Zufall. Er überschlug kurz die Anzahl der Kinphauren, die Stärke seines eigenen Trupps und

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